In den letzten Jahren hat sich Sachsen zu einer meiner liebsten Destinationen zum Radreisen entwickelt. Kein Wunder bei der Vielfalt an touristischen Radrouten und der abwechslungsreichen Landschaft. Im Herbst 2025 erkundete ich eine weitere, noch recht neue sächsische Fahrradroute: Der RockHead. 

Im folgenden Beitrag teile ich mein RockHead Erlebnis mit euch in Text und Bild. Dabei gestalte ich diesen etwas anders als meine sonstigen Radreiseberichte: Eine Art Frage-Antwort-Format, in dem ich auf die Route, die kulturellen und landschaftlichen Highlights, aber natürlich auch auf die einzelnen Etappen eingehe.

Werbung/ Transparenzhinweis: Dieser Blogbeitrag ist im Rahmen einer Tourismuskooperation mit der Marketinggesellschaft Oberlausitz  entstanden.  Nichtsdestotrotz sind die Inhalte und wiedergegebenen Meinungen die der Autorin

Frau auf Gravelbike Bikepacking
Bikepacking auf der RockHead-Route

RockHead - Sachsens neue Gravelbike Route

Mittlerweile habe ich sowohl die Sächsische Schweiz, als auch die Oberlausitz mehrfach mit dem Fahrrad besucht. Jedes Mal war ich dabei auf einer anderen Strecke und mit unterschiedlichen Fahrrädern unterwegs. Mit dem RockHead verbinden sich nun die beiden aneinander grenzenden Gebiete durch eine gemeinsame Route. Während das RockHead Erlebnis für mich in diesen Regionen eine neue Erfahrung war, vor allem durch den hohen Offroad-Anteil, so kam ich doch durch einige mir bereits bekannte Orte hindurch, die ich noch einmal neu und aus einer anderen Perspektive erleben konnte.

Gliederung

Was ist der RockHead?

Der Name ist Programm: Die rund 327 km lange Gravelbike Route durch die Sächsische Schweiz und die Oberlausitz lockt mit wunderschönen Ausblicken in weite Landschaften und auf einzigartige Felsformationen. Dich erwarten tiefe Wälder, steile Anstiege und lange Abfahrten, die Grenzen herausfordern und gleichzeitig verschwimmen lassen. Die fordernde Strecke führt durch den östlichsten Winkel Deutschlands und oftmals nahe entlang der tschechischen Grenze, wobei die Route diese nie überschreitet.

Der RockHead ist keine gemütliche Radreise-Route, sondern ein Gravel-Abenteuer in der sächsischen Natur, das im eigenen Tempo gefahren werden kann – schnell oder genießerisch – du entscheidest!  Der RockHead ist eine sportliche Herausforderung mit zahlreichen Highlights, anpassbar an die eigenen Fähigkeiten und Anforderungen und so viel mehr.

RockHead in Kürze

RockHead Bike Check in QR Code

Das Fahrrad und die Wegequalität

Welches Fahrrad ist am besten geeignet?

Wie anfangs bereits gesagt: Der RockHead ist eine Gravelbike-Tour. Genau das ist auch das beste Fahrrad, um auf die Strecke zu gehen. Wie breit die Reifen dabei werden, ist nicht nur Geschmacks- sondern auch Komfortsache. Natürlich taugt auch ein Hardtail-MTB, solange es gut rollt, denn es gibt auch einige Asphaltabschnitte bergauf (und -ab), die an sich schon fordernd genug sind. Die Reifen sollten etwas Grip haben und dennoch gut rollen.

Ich war mit einem Gravelbike mit 45 mm Gravel-Bereifung unterwegs mit leichtem, seitlichem Stollenprofil (Schwalbe G-One Overland) und Schwalbe Aerothan TPU-Schläuchen und fand das optimal für die vielfältigen Untergründe. Ein tubeless-Setup ist ebenfalls empfehlenswert.

Gravelbike mit Bikepacking Taschen mit Berg im Hintergrund

Wie ist die Streckenqualität?

Im Gegensatz zu den bekannten touristischen Routen, ist diese eine geländelastige Strecke, auf der man oftmals ganz allein durch den Wald fährt, eine Wiesenpfad hinauf pflügt oder auch mal einem schmalen Trail folgt. Es gibt deutlich weniger Begegnungen mit anderen Radfahrenden, dafür ab und zu mit wandernden und Pilze sammelnden Menschen. Dennoch führt die RockHead Route immer wieder durch kleine Orte und sehenswerte Städte, zu Aussichtstürmen und Burgen hinauf, die auf eine längere Pause und zum Erkunden einladen. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Fotospots dank der zahlreichen Panoramaausblicke und der herrlichen Landschaftskulisse.

Auch wenn es eine Gravelroute ist, variiert die Untergrundqualität: Von feinstem Schotter, über Wurzeltrails, ruckelige Wiesenpfade, Betonplatten und Pflastersteinen ist so ziemlich alles dabei. Doch es gibt auch kilometerlange Asphaltabschnitte, auf denen es sich zum Ausgleich wunderbar rollen lässt – oder den Berg hinauf quälen. 

Um in Zahlen zu sprechen: Rund 120 km Schotter, etwa 120 km Asphalt und 80km bunte Wegvielfalt (Wiese, Erde, Platten etc.)

Betonplattenweg neben Wiese und bunten Bäumen

Starterpakete und Reiseplanung

Brauche ich ein Starterpaket, um den RockHead fahren zu können?

Kurz: Nein. Die Strecke ist online u.a. über die Website abrufbar und frei verfügbar.

Lang: Nein, aber es macht das Fahrradabenteuer noch spannender und erinnerungswürdiger. Ähnlich wie ich es schon von der Blockline kenne, gibt das Starterpaket nochmal einen ausführlichen Streckenüberblick. Damit bekommst du auch die Möglichkeit, dir ein RockHead Community-Profil auf der Website zu erstellen. Das Starterpaket sorgt außerdem für die extra Motivation, die komplette Strecke zu fahren: Entlang der Route befinden sich nämlich Checkpoints. Dort gibt es QR-Codes, die gescannt werden können. Insofern man sich vorab registriert hat und, wenn man dies an allen Standorten gemacht hat, landet man am Ende auf der RockHead Finisher Liste. Cool, oder?

RockHead Starterpaket auf Tisch liegend

Beim RockHead gibt es verschiedene Starterpaket-Varianten: Vom Basis Pack, für das ich mich entschieden habe, bis zum Adventure Pro Pack mit allerlei Zubehör - übrigens auch ein tolles Geschenk für Gravel-Enthusiasten und Enthusiastinnen. Die Pakete sind wirklich toll gestaltet, beinhalten je nach Paketgröße mindestens eine faltbare Karte, Stage Cards mit Infos zu den einzelnen Etappen, ein Logbuch und Sticker.

Wie komme ich zum Start der Tour?

Der RockHead ist als Rundtour konzipiert und ein Einstieg ist überall auf der Route möglich. Gut geeignet für Reisende, die mit der Bahn ankommen, sind die Bahnhöfe Bad Schandau, wo auch der IC hält, und die Stadt Wehlen, welche direkt aus Dresden mit der S-Bahn und der Regionalbahn erreichbar ist.

Welche ist die beste Jahreszeit, um den RockHead zu erkunden?

Die Kernreisezeit liegt zwischen April und Oktober. Von Frühling bis Herbst hast du vermutlich das beste Fahrerlebnis. Im Winter, vor allem wenn Schnee liegt, sind die Trails nicht gut zu erkennen und auch die Straßen können rutschig werden. Teile der Strecke sind gegebenenfalls nicht befahrbar. Natürlich hat es auch seinen Reiz, auf eine verschneite Landschaft zu schauen, dennoch würde ich es allein aus Sicherheitsgründen genau abwägen oder nur einzelne Abschnitte fahren.

Ich gebe zu, dass ich mehr als einmal geschimpft und die schlammigen Feldwege verflucht habe. Dennoch würde ich den Herbst definitiv empfehlen, um sich auf die Strecke zu begeben – der beste Monat ist vermutlich der September. Für mein Empfinden ist die Sächsische Schweiz nie schöner als im Herbst, wenn die Blätter bunt sind und die Wälder in unzähligen Farbfacetten von Orange, Grün, Gelb und Rot leuchten. Und so ein nebliger Herbstmorgen hat auch so seine Reize. 

Rock Heads in der Sächsischen Schweiz
Rock Heads in der Sächsischen Schweiz im Herbstnebel

Der RockHead in der Sächsischen Schweiz und der Oberlausitz - Die Etappen

Wie viel Zeit muss ich einplanen?

Offiziell ist die RockHead-Tour in sieben, nach Farben benannten Etappen unterteilt. Ob man den RockHead nun in 1, 3, 5 oder 7 Etappen fährt, ist ganz individuell und hängt wie bei jeder Radreise davon ab, wie fit man ist, wie man die Strecke und die Umgebung erleben will und natürlich, wieviel Zeit man hat. Da es auch ca. 4.700 Höhenmeter zu bewältigen gilt, sollte man sich vorher im Klaren darüber sein, wie es um die eigene Kondition bestellt ist, um die Route bestmöglich erleben zu können.

Als ich im Herbst 2025 auf die Strecke ging, hatte ich zuvor kaum Höhenmeter, dafür viele E-Lastenrad Kilometer zurückgelegt. So wurden aus den zunächst geplanten vier Tagen schließlich 5. Mit immer noch fast 1.000 Höhenmeter oder mehr pro Tagesetappe, war ich so definitiv ausreichend ausgelastet. Hinzu kommen die wechselhaften Wetterbedingungen des Gebirges bzw. der Jahreszeit, die im Herbst zwischen golden-warm mit strahlendem Sonnenschein und feucht-kaltem (Niesel-)Regen schwanken – und das manchmal innerhalb weniger Minuten.

Es folgen Kurzbeschreibungen zu meinen 5 Etappen, meinen Unterkünften und der Sehenswürdigkeiten, die auf der Strecke liegen.

RockHead - Etappe 1:
Stadt Wehlen bis Sebnitz, ca. 67 km & 1.100 hm

Eine Radreise Mitte Oktober kann so ziemlich alle Wettervariationen mit sich bringen und leider war mein erster Reisetag auf dem RockHead eher von der nassen Variante. Dafür durfte ich direkt die Vielfältigkeit der Gelben und Teile der Grünen Etappe genießen – wenn auch die Ausblicke zum Teil etwas nebelverhangen waren. Doch das hatte ebenso seinen Reiz.

Von meinem Start in Wehlen aus rollte ich zunächst entspannt entlang der Elbe auf bekannten Wegen des Elberadweges bis schon der erste Anstieg auf mich wartete und auf das einstimmte, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen sollte. Im Laufe des Tages gab es nicht nur schöne Aussichten auf die Tafelberge der Sächsischen Schweiz, die in Nebel gehüllte Festung Königstein und den bunten Herbstwald, sondern auch über Felder und Wiesen (über die ich natürlich auch gerumpelt bin!). 

Ich liebe ja den Herbst zum Radreisen auch sehr, weil viele Obstbäume noch Früchte tragen und somit der gesunde Snack quasi am Wegesrand wächst. So gab es natürlich mindestens eine Apfelpause! Während ich am Nachmittag irgendwann wieder die Elbe und Bad Schandau erreichte, begann es immer mehr zu regnen. Zeit für eine Pause.

Nach einem Stopp in der Bäckerei, um mich etwas aufzuwärmen und zu essen, ging es mitten hinein in die grüne Schönheit des Nationalparks und auf matschigen Pfaden entlang des Flusses Sebnitz, u.a. vorbei an der alten Kohlmühle und hinein ins malerische Schwarzbachtal. Die Gegend ist wirklich wunderschön und ich erkannte einige Ecken aus vorherigen Besuchen wieder. Ob dem Wetter geschuldet oder nicht, ich hatte kaum Begegnungen mit anderen Personen unterwegs und konnte die wilde Natur ganz allein genießen.

Der letzte Abschnitt ohne Deckung vor dem Regen auf schlammigen Feldwegen hat meine Laune allerdings etwas beeinträchtigt und ich konnte es schließlich kaum erwarten, in meiner Unterkunft in Sebnitz anzukommen. Zum Glück war die richtig schön und gemütlich und mein Rad konnte, nach einer kleinen Dusche, mit aufs Zimmer.

Unterkunft

  • ApartOne, Sebnitz.
    Fahrrad abstellen: Fahrradmitnahme aufs Zimmer möglich. Es wird an einem E-Bike Verleih gearbeitet und einem Fahrradabstellraum.

  • Schilder und Fahrrad an einem Zaun
    Start der RockHead Bike Route in Wehlen am Bahnhof

    Einige POI der Etappe 1

    Beeindruckende Felsformationen der Nikolsdorfer Wände nur wenige Meter abseits der Route, sowie ein Walderlebniszentrum liegen unweit von Leupoldisheim.

    Der Kurort ist ein perfekter Ausgangsort für Erkundungen in der Sächsischen Schweiz. Mit sehenswertem Nationalparkzentrum und historischem Personen-Aufzug mit Stahlfachwerkturm von 1904.

    Schöne Altstadt und bekannt für die Kunstblumenfertigung. 
    Seit 1834 werden in Sebnitz Kunstblumen in Handarbeit hergestellt – mit Schaumanufaktur der Seidenblumenherstellung

    Ob Sebnitztalweg oder Schwarzbachtal, die Route führt durch idyllische Natur und entlang einzigartiger Felsen. 

    RockHead - Etappe 2:
    Sebnitz bis Eibau, ca. 74 km & 1.300 hm

    Tag zwei startete zumindest trocken. Während ich langsam durch das Städtchen Sebnitz hindurch radelte und die sauberen Straßen und hübschen Bauten der Altstadt bewunderte, bereitete ich mich innerlich auf den ersten großen Anstieg des Tages vor.

    Zum Ungerbergturm bin ich zuvor schon hoch geradelt und wusste daher, was auf mich zukommen würde. Doch bevor du überlegst, die Tour den Berg hoch zu streichen: Es lohnt sich, die Anstrengung auf sich zu nehmen. Denn oben wartet ein Gasthof und ein steinerner Aussichtsturm, von dem man einen tollen Ausblick auf die Sächsische Schweiz genießen kann. Mein Panoramablick war noch etwas neblig, aber dennoch wunderschön dank der orange-roten Pracht der bunten Herbstblätter. Und die Abfahrt, nun ja, die ist wirklich herrlich. Wenn es nicht so unfassbar kühl an diesem Morgen gewesen wäre und ich trotz Windschutz und Handschuhen nicht durchweg gebibbert hätte auf meinem Fahrrad. Aber 3°C sind 3°C und warm ist anders.

    Dafür ließ sich kurz danach die Sonne blicken und ich radelte auf abwechslungsreichen Wegen schließlich aus der Sächsischen Schweiz hinaus und hinein in die Oberlausitz. 

    Durch Sohland an der Spree mit der steinernen Himmelsbrücke und der Sternwarte sollte ich auf dieser Tour zwei Mal kommen und ich erinnerte mich an meine Durchfahrt hier auf dem Zwillingsradweg. Dieses Mal stoppte ich am Stausee für die Mittagspause im dortigen Lokal, bevor der nächste Anstieg mich ins Schwitzen kommen ließ.

    Die typischen Umgebindehäuser der Region zeigen sich hier überall und gestalten zum Teil wunderschön saniert die kleinen Dörfer entlang der Route. Ich radelte am Ende des Tages noch einmal hoch zum Kottmar und an der Spreequelle vorbei, bis ich schließlich an meinem Tagesziel am Lerchenberghof in Eibau angekommen war. Dort wurde ich direkt freundlich empfangen und mein Fahrrad bekam eine dringend benötigte Dusche, bevor es im Schuppen die Nacht verbrachte.

    Umgebindehäuser

    Ein Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise kombiniert. Das Besondere daran ist, dass Erdgeschoss und Dach bzw. Obergeschoss baulich voneinander getrennt sind mit einer Art Stützgerüst. In der Oberlausitz ist dies eine traditionelle Bauweise.

    Pause

  • Gaststätte am Stausee,

  • Unterkunft

  • Lerchenberghof, Eibau: Wunderschöner alter Hof in ortstypischer Bauweise, schöne Zimmer, Aufenthaltsraum, vegetarische Frühstücksoptionen, Milchalternative vorhanden (am besten vorher nachfragen)


    Fahrrad abstellen: Verschließbarer Fahrradschuppen

  • POI der Etappe 2

    Der ca. 33m hohe Prinz Georg Turm auf dem Ungerberg (537,2 m ü. NHN) verspricht herrliche Ausblicke in die Sächsische und Böhmische Schweiz. Berggasthof direkt neben dem Turm

    • Sohland ist perfekt zum Sternebeobachten, sodass dort bereits in den 1960ern eine Sternwarte erichtet wurde. Heute finden in der Bruno-H.-Bürgel Sternwarte immer wieder Veranstaltungen statt.
    • Steinerne Himmelsbrücke: Die steil ansteigende, kleine Bogenbrücke aus dem Jahr 1796 schmückt das örtliche Wappen.

    Die Windmühle von 1843 mit tollen Blick übers Tal liegt unweit des Kottmar und einer der Spreequellen, die dort mitten im Wald liegt.

    Windmühle am Berg
    Die Bockwindmühle Kottmarsdorf

    RockHead - Etappe 3:
    Eibau bis Hörnitz, ca. 60 km & 1.200 hm

    Nach einem entspannten Frühstück im Lerchenberghof, bei dem ich endlich in den Genuss von Kaffee mit Milchalternative kam (leider ist das in den Dörfer oftmals schwer zu bekommen), schwang ich mich wieder rauf aufs Fahrrad. Vor mir lag die anspruchsvollste Etappe der Tour mit Teilen der Roten und der kompletten Schwarzen Etappe des RockHead. Doch besonders diese Etappe habe ich sehr gut in Erinnerung. Nicht nur aufgrund der teils steilen Höhenmeter, sondern vor allem wegen der abwechslungsreichen und mit Highlights gespickten Route. An diesem Tag hätte ich sicherlich oftmals länger irgendwo bleiben können, um mir die Sehenswürdigkeiten etwas genauer anzuschauen. 

    Nach einem Betonplatten- und Wiesenpfadabschnitt beim Großen Stein kurz vor Spitzkunnersdorf führt die Route auf den Forstenberg hinauf. Aufgrund eines Tipps  fuhr ich dort einen kleinen Bogen an der Skisprungschanze Forstenschanze vorbei, bevor das nächste Highlight lockte. Wusstest du, dass es in der Oberlausitz auch mehrere kleine Skigebiete gibt?

    Die Textilindustrie in der Oberlausitz

    Die Spuren der einst großen Textilindustrie in der Oberlausitz sind besonders in Großschönau noch gut zu erkennen. Nirgends in Deutschland wurde in so großem Umfang echter Damast hergestellt. Noch immer ist die Damast- und Frottierweberei ein Wirtschaftszweig. Die Straßen werden gesäumt mit historischen Fachwerk- und Umgebindehäusern, die einst Webereien waren, als auch mit herrlichen Fabrikantenvillen. Dementsprechend prachtvoll ist das Stadtbild anzuschauen.

    Nach einer kleinen Stärkung in der örtlichen Kaffee-Rösterei im hübschen Ortsteil Waltersdorf (Danke für den Tipp!) fühlte ich mich bereit, den härtesten Anstieg des RockHead auf mich zu nehmen. Und Anstiege gab es auf dieser Etappe einige. Und Wiesenpfade. Und Aussichtspunkte.

    Etwas Quälerei, Schieben im Nieselregen, Zick-Zack-Fahren und heftiges Ein- und Ausatmen später, hatte ich den Johannisstein (Falls es irgendwer schafft, die Wiese hochzufahren, würde ich da wirklich gerne Beweise für haben!!!), als auch im Anschluss die steile Straße hinauf zum Hochwaldturm erklommen. Dort atmete ich noch etwas intensiver ein und aus und fragte mich, warum ich mir das eigentlich antat…

    All for the views!

    Denn vom Hochwald (749 u. NHM) hat man einen Panoramablick aufs Zittauer Gebirge und aufs nahe gelegene Oybin mit den Ruinen seiner mittelalterlichen Burg- und Klosteranlage. Von dort ist es nur einen Sprung hinüber nach Tschechien und der Hochwald selbst liegt zum Teil bereits im Nachbarland.

    Und die Abfahrt! Was soll ich sagen? Die geteerte Straße, die ich im Schritttempo hoch gekrochen war, konnte ich nun hinunter sausen. Allerdings hat es mich dann fast gelegt, als ich der Hauptstraße gen Oybin folgte und plötzlich riesige, beeindruckend aussehende rote Felsen am Straßenrand wahrnahm, die mir in der Tourenvorbereitung irgendwie entgangen waren. Also musste ich sehr hart bremsen, um anzuhalten, nur um dann festzustellen, dass der Track sowieso genau zwischen diesen Kelchsteinen hindurchführte. Von dort geht es weiter nach Oybin durch den Wald entlang der einzigartigen Felsformationen des Naturparks.

    Nun war es nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel. An Zittau radelte ich dieses Mal vorbei, jedoch wieder entlang des Olbersdorfer Sees bis hinter Hörnitz und hinauf zum Berggasthof.

    See mit Bergen und Bäumen
    Am Olbersdorfer See bei Zittau

    Pause

  • Gaststätte am Stausee,

  • Unterkunft

  • Beggasthof Koitsche,Hörnitz bei Zittau: Ein Gästeliebling! Und das zurecht: Toller Ausblick Richtung Gebirge und Zittau, leckeres Essen und wunderschöne, große Apartments (mit Küche in meinem Fall).


    Fahrrad abstellen: In der Garage

  • POI der Etappe 3

    Barockes Umgebindehaus aus dem 18. Jahrhundert mit Gastronomie

    Lebhafte Textilgeschichte. Deutsches Damast- und Frottiermuseum, Kaffee-Rösterei

    Der kleine Kurort im Zittauer Gebirge hat ein Schmetterlingshaus und es gibt einen kleinen Kurpark mit Vogelvolieren.

    Allein in Oybin und Umgebung kann man mehrere Tage verbringen, die Burg und die beeindruckende Landschaft erkunden oder eine Runde mit der historischen Schmalspurbahn bis nach Zittau fahren.

    Die Stadt der Fastentücher und ehemalige reiche Handelsstadt lässt sich z.B. mit einer Stadtführung erkunden. Mehr dazu im Blogpost zum Oder-Neiße-Radweg!

    Turm mit Haus
    Der Hochwaldturm

    RockHead - Etappe 4
    Hörnitz bis Sohland, ca. 67 km & 1.100 hm

    Kann es je genug Aussichtstürme geben? Auf der RockHead Tour gibt es auf jeden Fall einige. An diesem warteten gleich zwei auf mich und dementsprechend auch wieder einige Gipfel. Meine vierte Etappe entspricht der offiziellen Orangenen und Teile der Blauen Etappe des RockHead. Es gibt viele Gravelpassagen, Waldwege und Asphaltpisten. 

    Doch zunächst erlebte ich den wohl epischsten Tagesstart seit langem mit einem Sonnengruß, der die Landschaft und den Berggasthof in ein goldenes Morgenlicht tauchte und mich ganz duselig beim Frühstück über die Schönheit der Natur sinnieren ließ. Nur um dann eine halbe Stunde später im Nieselregen auf einem schlammigen Feldweg einer Pfütze nach der anderen auszuweichen und das Wetter zu verfluchen. 

    Stopp Nummer eins: Herrnhut, Heimat der Evangelischen Brüder-Unität, der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem 18. Jahrhundert und Ursprung des berühmten Weihnachtssterns.(siehe POI Box). Die Siedlung der Brüder ist heute UNESCO-Welterbe.Ich radelte jedoch relativ fix weiter, denn ich war gerade gut im Tritt. 

    Noch ein Turm

    Bereits erwähnte Aussichtstürme hätten unterschiedlicher nicht sein können. Der erste liegt auf dem Löbauer Berg. Mit einer Höhe von 448 ü. NHN gehört dieser zum gleichen Oberlausitzer Bergmassiv wie der Czorneboh, der an diesem Tag ebenfalls noch zu erklimmen war und ist vulkanischen Ursprungs. Bevor du nach Löbau hinein radelst, solltest du diesen Anstieg nicht auslassen, denn oben wartet ein einzigartiger Turm auf dich. Mit 28 m Höhe und 70 Tonnen Schwere ist der achteckige König Friedrich August Turm von 1854 der einzige gusseiserne Aussichtsturm Europas. Der Turm kann gegen einen kleinen Eintritt bestiegen werden.

    Nach der Abfahrt ins hübsche Löbau mit der historischen Altstadt und wunderschönen Altbauten, wohin das Auge reicht, gönnte ich mir dann zwei Stück Kuchen zum Mittag und wärmte mich etwas auf. Auch wenn es mittlerweile trocken war, spürte ich doch die kühle Herbstluft. 

    Hinter Löbau wartet dann ein herrlich flacher Bahnradweg, der mich bis zur nächsten Herausforderung führte. Der Czorneboh lag vor mir. Ich fühlte mich nicht ganz so fit an diesem Tag und war wirklich am Überlegen, diesen Gipfel auszulassen. Doch irgendwie habe ich mich dann doch aufgerappelt. Der Anstieg ist komplett asphaltiert und daher gut zu radeln. Perfekt für Rennräder! Und als ich schließlich an der Gipfelbaude und dem steinernen Aussichtsturm angekommen war, war ich schon ein wenig stolz, die Herausforderung angenommen zu haben.

    Fahrrad an Zaun gelehnt und Weg zwischen den Bäumen
    Bahnradweg in der Oberlausitz

    Nun ging es auf die Zielgerade: Ich fuhr ohne weitere Stopps durch Cunewalde (mit Miniatur Umgebindehauspark und größter Dorfkirche Deutschlands), sowie Schirgiswalde-Kirschau mit ihren hübschen Umgebindehäusern bis ich schließlich wieder in Sohland ankam, wo ich übernachten wollte.

    Das Essen im Gasthaus war herzhaft und sättigend und die Gesellschaft angenehm. Es war der erste Abend, an dem ich nicht allein saß, sondern leicht ins Gespräch kam und einen wirklich lustigen und redsamen Tagesabschluss erlebte.

    Pause

  • Café im Hof, Löbau: Schönes Café etwas abseits der Altstadt mit hausgemachten Kuchen und Torten und Terasse im grünem Hof

  • Unterkunft

  • Hotel Waldschlösschen, Sohland: Super angenehme Betreiberin, gemütliche Zimmer, Restaurant; auf Radfahrende vorbereitet, mit Schuhtrockenservice, Waschmöglichkeit fürs Fahrrad


    Fahrrad abstellen: In der Garage

  • POI der Etappe 4

    Mit Werksverkauf der berühmten Weihnachtssterne. Jene wurden in den Schulheimen der Brüdergemeinschaft ursprünglich als Erleichterung des Verständnisses für geometrische Formen im Matheunterricht genutzt und später im Internat aufgehängt (Mitte des 19.Jh.). Dies wurde zur Tradition am 1. Adventssonntag.

    Gründungs- und Konventort für den 1346 mit den Städten Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban und Zittau gegründeten Sechsstädtebund 

    Czorneboh ist mit 556 ü. NHN die höchste Erhebung der Czorneboh-Bergkette in der Oberlausitz. Man kann den Aussichtsturm besteigen und im daneben liegenden Berggasthof eine Pause einlegen.

    Schild in Herrnhut
    Herrnhuter Weihnachtssterne - weltberühmt und zu Hause in der Oberlausitz

    RockHead - Etappe 5
    Sohland bis Stadt Wehlen, ca. 70 km & 1.000 hm

    Meine letzte Tagestour entspricht Teilen der Blauen und der kompletten Lila Etappe des RockHead. Bereits auf den ersten Höhenmetern machte der Panoramaweg seinem Namen alle Ehre. Herrlichster Schotter, feine Trails und gut rollender Asphalt brachten mich bis nach Stolpen und zurück in die Sächsische Schweiz. Bereits von weitem sieht man die Burganlage oben auf dem Hügel eines erloschenen Vulkans thronen.

    Auf Stolpen freute ich mich besonders, denn dort wartete unter anderem eine Burg auf mich, vor allem aber auch meine beste Freundin, die zufällig auch in der Gegend war. Also gab es eine geteilte Mittagspause in der “Kräuterwirtschaft” am Burgberg und schließlich auch noch eine kleine Burgbesichtigung. Ein echtes Highlight, dass du dir nicht entgehen lassen solltest- und mit etwas Glück bekommt man sogar das Burggespenst zu sehen.

    An diesem letzten Reisetag zeigte sich dankbarerweise der Goldene Herbst in aller Pracht und so waren nicht nur die Ausblicke von der Burg beeindruckend, sondern auch die weitere Reise durch die Sächsische Schweiz. Eine wunderschöne Etappe entlang der Ufer der Wesenitz, mit einem weiteren Anstieg und einer langen Abfahrt ins Tal hinein nach Wehlen, wo meine Reise auf dem RockHead endete. Wer die Checkpoints fleißig gescannt hat, findet hier den letzten und nach einer Fährfahrt auf die andere Elbseite, war ich zurück am Bahnhof und dem Startpunkt meiner Reise.

    Frau auf Gravelbike im Wald auf einem Trail
    Trailliebe

    POI der Etappe 4

    Die mittelalterliche Anlage aus dem 13. Jahrhundert wurde auf Basaltgestein erbaut und später zu Schloss und Festung umgebaut. Der Stolpener Basalt ist ein Naturdenkmal und wurde u.a. für den Bau der Wehranlage genutzt. Der Burgbrunnen ist mit 84 Metern der tiefste naturbelassene Basaltbrunnen der Welt.

    mit Radfahrerkirche. In Wehlen ist der Sitz der ältesten und größten Raddampferflotte der Welt. Seit 1836 fahren die Dampfschiffe über die Elbe.
    Kirche in der Stadt
    Die Radfahrerkirche Wehlen

    Der RockHead auf komoot

    In meiner komoot Collection findest du alle Touren noch einmal in der Übersicht.

    Fazit zum RockHead

    Was macht den RockHead besonders?

    Die Sächsische Schweiz ist zum Gravelbiken sicherlich kein Geheimtipp mehr. Ich war nun mehrfach mit dem Gravelbike dort und es war jedes Mal ein besonderes Erlebnis, schon allein aufgrund der Schönheit des Elbsandsteingebirges. So auch dieses Mal.

    Ebenso ist die Oberlausitz ein vielfältiges und abwechslungsreiches Ziel zum Radfahren.

    Was für mich den RockHead so besonders macht, ist zum einen die Verbindung zweier aneinandergrenzender Regionen – der Sächsischen Schweiz und der Oberlausitz, als auch die Kombination von persönlicher Herausforderung, Naturerlebnis und kulturellen Highlights. Selbst, wenn du in beiden Landstrichen schon oft unterwegs warst, wirst du bei der RockHead-Tour etwas Neues entdecken und erleben. Ich mochte die Abgeschiedenheit und Nähe zur Natur genauso wie die wunderschönen alten Dorfkerne und Bauwerke, die Option, mir Orte näher anzuschauen, oder einfach nur im Vorbeifahren zu bewundern.

    So viele unterschiedliche Untergründe und Aussichtstürme habe ich vermutlich auf einer Tour auch noch nie erfahren und erklettert. Dafür wurde diese Mühe jedes Mal mit wunderbaren Ausblicken belohnt. Der RockHead ist eine fixe Route, die jedoch viel Potenzial zum Erkunden abseits des Weges bietet. 

    Frau schaut auf Landschaft an Mauer stehend

    Dass das Ganze im Rahmen einer Challenge an dich selbst erfahren werden kann, rundet für mich das RockHead Erlebnis nur ab.Die Checkpoints motivieren dran zu bleiben, gleichzeitig sind die Etappen nur Vorschläge und jede Person kann die Tour im eigenen Rhythmus und Tempo fahren. 

    Wichtig ist mir, zu betonen: Der RockHead ist keine klassische Radreise-Tour. Es ist eine Herausforderung, eine Route mit hohem Offroad-Anteil, die eine gewisse körperliche Grundfitness voraussetzt – allein die Höhenmeter sollten dies verdeutlichen. Dennoch lässt sich die Tour an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Man kann den ein oder anderen Bergabstecher auslassen und dennoch ein tolles Erlebnis haben. Es ist das, was du draus machst! Für mich war es eine wunderbare Reiseerfahrung, die zwei Regionen, die ich zuletzt häufig mit dem Fahrrad erkundet habe, verbindet und deren Reize perfekt kombiniert.

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