Eine Wand aus heißer Luft, Staub, Hitze und lauter Geräusche schlug mir entgegen, als ich die Underground endlich verlassen hatte. Unzählige Kurven, noch mehr Stufen und ein Scan der Oyster Card zum Abschluss musste ich mit meiner schweren Tasche bewältigen, bevor ich endlich auf Straßenniveau angekommen war. Typisch London! Die Underground fährt zwar überall, aber sie liegt auch tief unter der Erde und ist im Sommer eigentlich kaum zu ertragen.

Aldgate East. Gleich um die Ecke der berühmten Brick Lane liegt dieses Jahr meine Unterkunft für die nächsten vier Tage. Noch ein paar hundert Meter musste ich mein Brommie und meine Sachen durch die Hitze schleppen, bis ich es geschafft hatte. Nun einchecken, Ljómi aus der Tasche pellen und von Luftpolsterfolie befreien, alles wieder ranschrauben, was ich für einen sicheren Flug demontiert hatte und ab unter die Dusche (ich, nicht Ljómi. Die hat nicht so viel geschwitzt.).

32°C

Auch London wurde nicht von der europäischen Sommerhitzewelle verschont. So heiß war es hier das letzte Mal wohl in den 70ern. Aber falls ihr euch Sorgen machen solltet, dass die Insel ihrem Ruf des regnerischen Wetters nicht mehr gerecht würde – braucht ihr nicht! In den folgenden Tagen gab es ein buntes Potpourri der Himmelsstimmungen, von Regengüssen, über Gewitter und Sturmböen zu Nieselregen und staubtrocken mit praller Sonne war so ziemlich alles dabei.

London Chilin‘

Anyway: Dieses Jahr ließ ich es ruhig angehen. Zum einen war ich hauptsächlich aufgrund des Brompton World Championships Final (BWC) in London, zum anderen lohnt es sich am Prudential RideLondon Wochenende immer in diese Stadt zu kommen. Wann erlebt man das verkehrsreiche Stadtzentrum sonst teilweise ohne Autoverkehr wie beim Free Cycle? Leider hatte ich im Gegensatz zum letzten Jahr keinen Platz für das Brompton- Faltradrennen bekommen. Aber anfeuern wollte ich Miriam und Bianca dennoch.

Die Tage waren geprägt von kurzen Ausfahrten mit dem Brommies und entspanntem Rumhängen im all time favourite look mum no hands Fahrrad-Café – mit viel Cappuccino, Tee und Gesprächen.

Das meiste Geld habe ich sicherlich im Look mum no hands! gelassen und mein Bedarf an Cycling Caps ist definitiv gedeckt für die nächsten Monate.

BWC 2018 – das jährliche Brompton-Highlight

Auch ohne selbst mitzufahren, freute ich mich sehr auf diese Veranstaltung. So viele verrückte, sympathische Bromptonfahrende aus aller Welt trifft man sonst nirgends! Selbst aus Australien vom Melbourne Brompton Club waren Teilnehmer anwesend! Während wir vom #teamhamburgfiets den Vormittag mit Frühstück, Mittagsschlaf und Kaffee trinken verbrachten, war der Nachmittag geprägt vom sozialen Miteinander an der Rennstrecke vorm Buckingham Palace im St.James Park. Auch dieses Jahr hielt The Mall als Location für zahlreiche Radrennen beim RideLondon her. Um kurz nach 19 Uhr startete dort schließlich die BWC 2018.

Welche Aufregung da herrschte! Über 400 Bromptonfahrende falteten ihre kleinen Brommies noch kompakter zusammen und bereiteten sich auf den Le Mans Start vor. Nacheinander starten sie in das Rennen: Hinlaufen zum Faltrad, auffalten, losfahren! Auch wenn es etwas Verwirrung beim Start mit dem Timing gab, die Stimmung an der Strecke war grandios. Leider gab es dieses Jahr auch zwei relativ schwere Stürze, die aber scheinbar und glücklicherweise glimpflich verliefen.

Und die Ergebnisse?

Die Irinnen haben dieses Jahr das beste Female Team gemacht! Wohl verdient, auch wenn es natürlich schade für unser nun international gewordenes #teamhamburgfiets ist. Unterstützung hatten Bianca und Miriam dieses Jahr von Valeria aus Spanien, sowie Jacqueline und Ann (smallwheelsbigadventure) aus Belgien. Das schnelleste Männerteam war wieder das Brompton eigene Factory Team. Einzelsiegerin wurde die Olympia-Medaillenträgerin betreibende Emma Polley, die nur knapp hinter dem Herren Cam Gutteridge ins Ziel kam. Wahnsinns Leistungen in jedem Fall!

Nach einer Pub-Runde war der Tag schließlich geschafft und ich fiel ziemlich geschafft ins Bett.

Warum nur immer wieder London?

Wenigstens einmal im Jahr zieht es mich in die englische Hauptstadt . Ich weiß tatsächlich auch nicht mehr genau, wie oft ich hier war, seit dem ersten Mal während einer Schulklassenfahrt vor etwa 15 Jahren. 2010 habe ich mein studentisches Pflichtpraktikum in einem Londoner Atelier gemacht und habe drei Monate in der Stadt gelebt. Ich habe es geliebt und gleichzeitig hat es mich gestresst. Diese Kombination hat sich bis heute nicht geändert. Im Vergleich zu London ist Berlin die entspannteste Großstadt, die man sich vorstellen kann. Auch wenn der Verkehr immer schlimmer wird, in London ist es noch schlimmer. Es ist laut, es ist schmutzig und anstrengend. Warum mag ich es dennoch so sehr, dass ich immer wieder hin fliege?

  1. London ist multikulturell.

    Man spürt es an jeder Straßenecke, in jedem Supermarkt und Café. Die Stadt ist so vielfältig wie sonst keine andere europäische Stadt. Dieses Flair ist unvergleichlich und so normal hier, was ich es sehr genieße. Wenn Berlin für freie Entfaltung steht, dann ist London die absolute Königsklasse darin.

  2. London ist abwechslungsreich

    …und wird nie langweilig. Selbst beim 15 Besuch (oder so) kann ich noch etwas Neues entdecken. Es gibt tolle Shops, Restaurants und Cafés. Die Stadt ist so groß und bietet viele verschiedenen Perspektiven, dass ich einfach nie genug bekomme. Parks, Shopping, Sightseeing – alles ist drin.

  3.  London wird immer fahrradfreundlicher.

    Der Bau zahlreicher Cycle Highways macht das Fahren durchs Zentrum um einiges entspannter und richtig spaßig! Vor allem an der Themse und am Hyde Park entlang lässt es sich unglaublich gut Radfahren.

Na dann hoffentlich bis nächstes Jahr in London und zur Brompton World Championship!

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