In diesem Beitrag soll es um meine ersten Erfahrungen mit den neuen Schwalbe G-One Bite und Ultrabite Reifen gehen, die ich vor ein paar Wochen am Gravelbike montiert habe. Ich fahre seit knapp 2 Jahren schlauchlos und hatte auch den Wunsch dies so beizubehalten, weil ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht habe. Also war klar: Auch die neuen Schlappen von Schwalbe sollten tubeless tauglich sein. Wie ich die Reifen gewechselt habe und was ihr für eine tubeless Umrüstung benötigt, habe ich bereits im Blogpost „Tubeless mit Schwalbe“ und in einem Video ausführlich erklärt. Letzteres findet ihr hier noch einmal verlinkt:

Hinweis: Werbung// Langfristige Kooperation mit Schwalbe Reifen (Ralf Bohle GmbH). Die Materialien wurde mir freundlicherweise von Schwalbe zur Verfügung gestellt. Gestaltung, Text und Bild, sowie geäußerte Meinungen stammen wie immer von mir ;-).

Schwalbe G-One im Test

Die neuen Reifen waren in den letzten Wochen auf den unterschiedlichsten Untergründen im Einsatz: Sand (viel davon), Wurzeln und Steine (auch die großen wie die von Bahnstrecken), Schotter und natürlich Asphalt. Ich war anfangs etwas skeptisch und vermisste irgendwie meine früheren Reifen, weil ich mich doch sehr an sie gewöhnt hatte und auch diese gern gefahren bin. Aber dann hatten die Schwalbe G-One Bite und Ultrabite Reifen und ich einige kleine Abenteuer zusammen, und jetzt kann ich sagen – ich fange an, ihnen zu vertrauen, und ich mag die Art, wie sie rollen 😊. Denn selbst auf Asphalt fühlen sie sich ziemlich gut an, trotz deutlichem Profil. Da zahlt sich die Kombination aus Bite und Ultrabite auf jeden Fall aus. Schwalbe hat auch eine Übersicht erstellt, welche G-One für welchen Einsatz am besten geeignet sind:

Quelle: schwalbe.com

Die G-One Reihe ist tubeless easy, also geignet für den schlauchlosen Betrieb. Dafür sorgen u. a auch die spezielle MikroSkin Seitenwand Umhüllung mit hohem Schnittschutz.

Schwalbe G-One Bite

Ich habe mich aufgrund der Empfehlung von Schwalbe für eine Reifenkombination entschieden. Das feinere, gleichmäßige Profil des Schwalbe G-One Bite (meine: Evolution Line in 40-622/ 700x38C) sorgt am Hinterrad für eine bessere Rollleistung und weniger Widerstand – auf der Straße und im Gelände. Und das Rollverhalten ist wirklich ziemlich gut. Seit kurzem fahre ich die G-One Bite außerdem auf 650B Laufrädern und in 2.1″ Weite (ca. 53 mm) am neuen 8bar MITTE Steel und finde das Dämpfverhalten im Gelände einfach grandios. Das liegt wohl auch daran, dass ich noch nie so breite Reifen am Gravebike hatte und die bei dem richtigen Reifendruck einfach über alles drüber rollen ^^. Doch dazu gleich noch mehr.

8bar MITTE Steel details
G-One Bite in 2.1″ (650B)

Schwalbe G-One Ultrabite

Der stärker profilierte Schwalbe G-One Ultrabite (meine: Evolution Line in 40-622/ 700x38C), den ich als Vorderreifen fahre, bietet u.a. dank der seitlichen Stollen mehr Grip und Traktion bei der Offroad-Nutzung – besonders bei Nässe und Matsch. Bisher konnte ich das noch nicht so intensiv testen, da das Wetter seit meinem Reifenwechsel doch größtenteils sehr gut war und eher trocken. Doch die wenigen Gelegenheiten, die sich geboten haben, vermittelten mir erst einmal ein gutes Gefühl und ich rutschte weniger weg, als zum Beispiel mit den Panaracer Gravelking Sk, die ich vorher genutzt habe. Auch hier spielt der richtige Luftruck eine Rolle.

Radelmaedchen on the bike with Schwalbe g-One
Foto: Jan Bubenik

Die Luft hält.

Was mir wirklich einen kleinen Wow-Effekt verschafft hat, ist die Tatsache, dass ich die Reifen kaum aufpumpen muss. Sie halten die Luft im Inneren so gut – selbst nach dem Wechsel und mit einem frischen schlauchlosen Setup musste ich sie nur am Tag danach noch einmal richtig aufpumpen, weil sie etwas Luft verloren hatten. Doch danach war das nur noch selten nötig. Da ich vor jeder Ausfahrt den Reifendruck prüfe (mindestens einmal im Monat sollte auf jeden Falls sein), bekomme ich sehr schnell mit, wenn sich etwas verändert hat. Je niedriger der Druck, desto langsamer ist allerdings auch der Druckverlust. Manchmal fahre ich auch das tubeless Set up mit mehr Druck, wenn ich zum Beispiel primär Straße fahren möchte und weniger im Gelände. Ansonsten probiere ich viel herum, welcher Luftdruck am besten passt. Doch macht mich ein höhrer Luftdruck auf der Straße wirklich schneller oder rollt der Reifen dann besser? Dazu möchte ich etwas genauer auf das Thema Luftdruck eingehen.

Die Sache mit dem richtigen Luftdruck

Bei den vorherigen 43 mm Reifen wusste ich irgendwann, welchen Reifendruck ich komfortabel finde und wie viel ich aufpumpen kann. Meist fuhr ich tubeless um die 2 bis 2,5 bar (mit Schlauch eher 3,5 bar), selten wirklich mehr. Die 2.1″ G-One Bite fahre ich momentan bei um die 2 bar oder weniger. Besonders wenn man vom Rennrad umsteigt, mag das sehr wenig klingen. Doch bei tubeless Reifen ist das nicht ungewöhnlich. Wenn man das erstmal ausprobiert hat, fühlt es sich sehr schnell richtig und gut so an. Auf unruhigem Untergrund und Schotterstraßen ist weniger Reifendruck definitiv von Vorteil, denn das bietet mehr Komfort (weniger „Hüpfen“) und Traktion. Gerade wenn es sandiger wird oder der Untergrund weicher, zahlen sich breitere Reifen und wenig Reifendruck aus. Man sinkt weniger in den Untergrund ein und gleitet nahezu darüber.

Auch wenn ich zugeben muss, dass besonders das Fahren über Sand etwas Übung bedarf und Vetrauen in sich und das Gefährt. Doch irgendwann hat man den Dreh raus: Einfach weitertreten und einen Gang runterschalten ist die Devise. Auf Asphalt kann es zwar etwas mehr Luftdruck auf den Reifen sein, da sich daduch der Rollwiderstand theoretisch verringert, doch wie sehr sich das wirklich bemerkbar macht, hängt vom eigenen Empfinden und auch wieder u.a. von der Art der Reifen ab.

Welcher Luftdruck ist der Richtige für meine Reifen?

Auch bei tubeless Reifen ist der Luftdruck abhängig von vielen Faktoren, u.a. von der Reifenbreite, aber ebenso von der Art des Reifens und zum Beispiel von der Stärke der Seitenwand. Zu wenig Luftdruck kann auch gefährlich werden, z. B. bei kurvenreichen Straßen, wo er kollabieren kann und ein Wegrutschen begünstigt. Da ergibt es manchmal Sinn, etwas mehr Luft in die Reifen zu pumpen. Oder der Verschleiß des Reifens kann sich beschleunigen, denn ein gewisser Luftdruck ist notwendig, damit der Reifen seine Form behält und die Belastung auf die gesamte Karkasse verteilen kann, sodass nicht einige Stellen zu stark belastet werden. Auf den Reifen steht grundsätzlich auf der Reifenflanke, welcher Druckbereich möglich ist. Da noch ein Hinweis:

Der eingravierte Minimaldruck auf einem Schwalbe-Reifen gilt nur für die Anwendung mit Schlauch. Bei der Tubeless-Anwendungen können diese Werte unterschritten werden.“ (schwalbe.com)

Tendenziell veträgt der Hinterreifen mehr Luft, da dort mehr Gewicht lagert. Folgende Liste gibt einen kleinen Überblick, welche Faktoren Einfluss auf den Luftdruck (unabhängig ob mit oder ohne Schlauch) haben:

  1. Fahrergewicht plus Fahrrad und Gepäck: Je schwerer, desto mehr Druck wird benötigt.
  2. Reifenbreite: Breitere Reifen vertragen weniger Luftdruck als schmale.
  3. Untergrund-Griffigkeit: Je mehr Grip der Untergrund bietet, desto eher sollte zum Beispiel beim Kurvenfahren der Reifendruck erhöht werden, weil hier stärkere Kräfte wirken (Kurvenfahren).
  4. Reifen-Konstruktion: Je steifer die Seitenwand, desto weniger Luftdruck ist möglich. Das heißt weichere Reifen müssen härter aufgepumpt werden und sie tragen das Rad zwar weniger, bieten aber auch mehr Komfort – selbst bei höherem Reifendruck.
  5. Tubeless vs. Reifen mit Schlauch: Tubeless Set-Ups können mit weniger Luftdruck gefahren werden. Reifen mit Schlauch bekommen durch den richtigen Luftruck erst die nötige Stabilität und sind dann auch pannensicherer.
Gravelbike Hinterrad mit Satteltasche und wenig Luftdruck
Die G-One Bite in 2.1″ im Bikepacking Einsatz bei unter 2 bar.

Auf schwalbe.com gibt es für MTB-Reifen einen Luftdruckrechner, der die oben genannten Faktoren größtenteils berücksichtigt: Pressureprof. Dieser gibt abhängig von Reifenbreite, Körpergewicht, Felgenmaulweite und weiteren Faktoren aber auch für andere Reifenbreiten einen guten Eindruck und Hilfestellung für den passenden Luftdruck.

Weiterführende Infos zum richtigen Reifendruck

Das Thema Reifendruck muss keine Wissenschaft werden. Hier gilt bis zu einem gewissen Maß: Ausprobieren und schauen, was sich gut anfühlt. Hier noch ein paar praktische Links zum Thema (Danke Niko!) Für die Podcast Liebhanden unter euch habe ich eine Hörempfehlung zum Thema Reifendruck auf Englisch: Tyre width and pressures – which is fastest

Und hier noch ein Blogbeitrag von den Bicycle Quarterly Herausgebern zum Reifendruck inklusive einer etwas älteren Tabelle zur Reifenbelastung und Einfluss auf den Reifendruck: Tire Pressure Take – Home

Folgenden Auszug daraus finde ich sehr spannend:

„On rough roads, lower pressures are faster. So if you want to optimize your speed on all roads, including rough ones, go with a relatively low, but safe, pressure.“ DE: Auf unbefestigten Straßen sind niedrigere Luftdrücke schneller. Wenn man also seine Geschwindigkeit auf allen Straßen, auch auf unebenen, optimieren will, sollte man mit einem relativ niedrigen, aber sicheren Druck fahren.

Tire Pressure Take – Home
Gravelbike im Wald mit wenig Luftdruck
Mein Veloheld IconX mit den Schwalbe G-One und G-One Bite.

Mein Lieblingszitat aus diesem Text:

„When in doubt, let out some air.“ DE: Im Zweifel lieber Luft ablassen.

Und damit wünsche ich euch frohes Luftablassen und freue mich über Feedback und eure Erfahrungen in den Kommentaren!

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7 Comments

  1. Vielen Dank für die nützlichen Informationen. Bin gerade dabei das Fahrradfahren quasi neu zu entdecken und da hat sich ja doch so manches irgendwie verändert 🙂 Da sind wissenswerte Tips und Tricks sehr willkommen.
    Werde bestimmt noch öfter auf Deiner Seite stöbern.

    Viele Grüße
    Helmut

  2. Ich habe mir für mein Diverge auch die Schwalbe G-One, vorne Ultrabite, hinten Bite, in 27,5×2,0 für Schlechtwetter und den Winter bestellt. Bin mal gespannt. Aktuell fahre ich die WTB ByWay in 27,5 47mm 2, 1/1,9 bar.

  3. Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Ich kann ähnliches aus einem anderen Bereich berichten:
    Habe mein Surly Ogre (Starre Gabel, max Reifenbreite 60mm) mit einen Tubeless Laufradsatz ausgestattet und fahre Rocket Ron 57-622 seit ca. 3.000 km. Den Reifentyp habe ich wegen des niedrigen Gewichts und des niedrigen Rollwiderstands bei großem Volumen, d.h. Komfort gewählt. Bei Luftdruck zwischen 1,8 und 2,3 bar (90 kg) fliege ich gefühlt über Kopfsteinpflaster, schlechte Radwege und unbefestigte Oberflächen. Auch das Reifengewicht tut seinen guten Dienst: es macht einen Unterschied, ob man mit 1.000g Reifen einschliesslich Schlauch oder mit nur 650g Tubeless pro Laufrad(!) unterwegs ist. Die Differenz von 700g fallen eben bei der Beschleunigung weg. Man kommt tatsächlich besser vom Fleck und ist im Sprint leichtfüßiger. Dank des groben MTB Profils ist das Fahrgefühl super sicher selbst quer am feuchten Hang mit zusätzlichem 14 kg Kind auf dem Rücken. Schnelle Fahrt in Kurvenlage auf Asphalt mit wenig Luftdruck und Stollenreifen waren nur anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Inzwischen gibt es da keine Unsicherheiten mehr.
    Eine Saison sorgten für 8 Einstiche hinten und 4 Einstiche vorn. Keinen davon hatte ich je beim Fahren bemerkt. Dichtflüssigkeit aktuell: Finish Line. Demnächst: Rema Tip Top. Für beide geben die Hersteller sehr lange Wechselintervalle.
    Nach der Wartung, d.h. einmal runter die Mäntel, alles reinigen und auf Beschädigungen prüfen, habe ich als Montagehilfe Rema Tip Top Remaxx Montage-GEL ( nicht das Fluid) verwendet. Bei der Montage ist der Reifen schneller dicht und seitdem gibt es kaum Druckverlust mehr im Betrieb( vorher vermutlich über die Abdichtung zwischen Felge und Reifen). Der Luftdruck steht!
    Wenn die Mäntel verschlissen sind, kommen wahrscheinlich großvolumige G-One Speed oder G-One Allround drauf.
    Tubeless hat mich überzeugt und ich hoffe, die Entwicklung von Produkten in diese Richtung geht weiter.
    Schönen Gruß an Herrn Bohle jun., falls Du wieder Kontakt zu ihm hast.

  4. Wird Zeit dass ich auch mal auf tubeless umsteigen da die Platten schon oft für Ärger gesorgt hat.

  5. 2.0 bis 2.5 Bar sind meine Erfahrung mit dem g-one in tubeless die reichen und fahren sich gut. Meist verliere ich bei einer Fahrt im Wald hinten Druck und habe nachher so um 2.0 (gestartet mit 2.3) oder sogar etwas weniger drauf, aber ohne merkliche Einbußen am Fahrgefühl. Bin ich voraussichtlich nur auf Asphalt dann gehe ich eher auf 2.5-2,7 hinten und dann geht der Reifen nochmal richtig gut vorwärts. Erfahrung beziehen sich alle auf trockenes Wetter, ggfs leicht feuchter Untergrund. Verschleiß bei 4000km hinten noch knapp 1mm Profil in der Mitte hinten. 4 selbstverschliessende Löcher und 1 nur mit Hilfe einer „Wurst“, alles hält. bluedot von Schwalbe.

  6. Du schreibst mir gerade richtig! 😉 An meinem neuen ROSE BACKROAD habe ich die Ultrabite ebenfalls in 40-622 verbaut, vom Werk her aus produktionstechnischen Gründen aber mit Schlauch geliefert. Ich möchte sie aber schnell auf tubeless umrüsten, daher verfolge ich deine Artikel zum Thema mit großer Aufmerksamkeit. Vielen Dank und liebe Grüße,

    Tom 🙂

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