Ein ereignisreiches letztes Juliwochenende liegt auch in diesem Jahr wieder hinter mir: Neben den Brompton World Championship Finals 2017 (BWC) und dem Prudential Ride London mit dem Free Cycle, fand auch der Launch des neuen Brompton Electric statt. Das ganze wurde abgerundet mit gelegentlichen Sightseeingrunden durch Englands Hauptstadt und ganz viel Café. Ich versuche nun nach und nach, die vielen Erlebnisse und Eindrücke für euch aufzuarbeiten und zu resümieren.

Doch wo fange ich an? Am besten damit, weshalb ich hauptsächlich die Reise auf die Insel angetreten habe: Das Finale der weltweit stattfindenden Brompton Faltrad-Rennen fand erneut am letzten Juli-Wochenende in London statt, der Heimat des kleinen Falters. Im letzten Jahr habe ich noch fleißig angefeuert, doch dieses Mal wollte ich es selbst wissen und mitfahren! Anfang des Jahres ergatterte ich einen Platz beim Auslosungsverfahren für die finale Meisterschaft. Der Weg für die BWC 2017 war damit geebnet und nach der Anmeldung und Zahlung der Teilnahmegebühr war ich schließlich eine von über 500 Teilnehmenden.

Ankunft im englischen Sommer. Oder: Der aprilreife, europäische Juli

Die Aufregung stieg im Laufe des Jahres und als ich schließlich mein Brompton Ljómi für den Flug vorbereiten musste, wurde ich doch etwas unruhig. Zuvor hatte ich eine Transporttasche genäht, damit mein Brommie auch gut gerüstet für den Flug sein würde. Sorgen machte ich mir dennoch und stopfte die Tasche nicht nur mit Kleidungssäcken aus, sondern u.a. auch mit Luftpolsterfolie, damit auch alles ausreichend gesichert sein würde.

Nachdem ich nach einem verspäteten Start in Berlin am Donnerstagmorgen, 27.07.17, dennoch früh in London gelandet war, lag noch der ganze Tag vor mir. Doch zuerst musste ich mein Brommie einsammeln und Miri mit ihrem Renn-Brompton Ayk finden, die an einem anderen Terminal, aber zur gleichen Zeit angekommen war. Eine U-Bahnfahrt quer durch die Stadt, Taschengeschleppe (meine Güte, so ein Brompton in einer Tasche kann ziemlich schwer werden!), Kaffeepause und Gepäckabgabe im Hotel, folgte endlich der Zusammenbau der Bromptons.

Schließlich machten wir uns auf eine kleine, regnerische Kanalrunde entlang des schönen Regent Kanals. Der englische Sommer glich dabei so ziemlich dem deutschen und wechselte zwischen Sonnenschein und Regengüssen! Im Grunde war dieser Donnerstag ein sonnigerer Ausblick auf den Samstag, an dem die Brompton World Championship Finals stattfinden sollten.

Es war ein ruhiger Tag, der im „Look mum no hands“ mit einem Screening des Dokumentarfilms „Brevet„, der die Langstreckenfahrt Paris-Brest-Paris thematisiert, abgerundet wurde.

#teamhamburgfiets sammelt sich!

Der folgende Freitag verlief ähnlich entspannt. Neben dem Einsammeln unseres dritten Teammitglieds Bianca mit Brommie Benny, zahlreichen Fotostopps, einem Besuch der Brompton-Junction und noch mehr Kaffee, gingen wir es ziemlich relaxt an. Wir wollten schließlich fit sein für das Rennen am Samstagabend. In meinem Fall hätte da schon noch etwas mehr Fitness sein können, denn so richtig ausgeschlafen und agil fühlte ich mich nicht. Dennoch hatte ich mir natürlich vorgenommen, mein bestes zu geben.

Auf ging es am Samstag, 29.07., nach dem Frühstück zu St. Pauls Cathedral, wo wir im Rahmen der zahlreichen Prudential Ride-Veranstaltungen erstmals das niegelnagelneue Brompton Electric testen durften. Dazu bald mehr in einem separaten Blogpost. Dort trafen wir auch Verena. Mit ihr und „Gelber Blizz“ war unser weibliches #teamhamburgfiets dann endlich vollständig.

Der Name stammt übrigens von Miriams Fahrrad-Blog hamburgfiets.de und ist seit unserem erfolgreichen Rennen in Berlin als Teamname etabliert.

Nach einer gemütlichen Fahrt auf der für den Free Cycle abgesperrten Straße entlang der Themse, reihten wir uns gegen 14 Uhr schließlich in die Schlange der Wartenden ein, die bereits am Eingang zur Brompton Hospitality Area standen.  Wie im letzten Jahr befand sich diese an der Mall im St.James Park, wo auch das Rennen stattfinden sollte. Dort meldeten wir uns an und holten unsere Startnummern ab.

BWC 2017: Rain or shine

Leider war uns das englische Wetter nicht wohl gesonnen. Ab dem Mittag regnete es immer wieder. Zum späten Nachmittag hin hatte sich dieser Regen zu einem feinen Dauerregen entwickelt. Die Rennteilnehmer und Gäste drängten sich unter den Pavillons und den Bäumen, um nicht komplett durchgeweicht zu werden, bevor das Rennen überhaupt startete. Auch, wenn ich hin und wieder ein bekanntes Gesicht sah und mit einigen Leuten ins Gespräch kam, hemmte der Regen die Kommunikation doch etwas. Es fehlte das Flanieren und Schauen, das bei dieser Veranstaltung dazu gehörte, bei der so viele unterschiedliche, teilweise stark modifizierte Brommies auf einen Fleck zu finden waren.

Besonders in Erinnerung blieb mir jedoch Eduard von Albag Barcelona. Eduard designt edle, langlebige Brompton-Taschen aus Leder. Mit ihm unterhielt ich mich lang über seine Taschen, über meine eigenen Designs und die Motivation, ein besonderes Produkt zu fertigen, das auch sozialen Standards gerecht wird. Ich fand es unglaublich inspirierend und motivierend. Ich kramte sogar meine mageren Spanischkenntnisse wieder aus, um mich mit ihm in seiner Muttersprache unterhalten zu können.

Miriam machte selbstverständlich wieder beim Faltwettbewerb mit und war definitiv eine der schnelleren dabei. Doch gegen den Tschechen Ivo Petrous, der schon in Wien mit seiner ausgeklügelten Falttechnik mit knapp 6 Sekunden Faltzeit gewann, war es fast unmöglich, anzukommen.

Eine besondere Freude war der Besuch von Harald Legner mit seiner Familie. Der Gute war ebenfalls in der Stadt, um am Sonntag eine ganz besondere Tour zu starten: London-Edingburgh-London! Das ist eine Langstreckenfahrt, die nur alle vier Jahre stattfindet und gehörig Ausdauer und Biss verlangt. Ums so schöner war es, die komplette Familie am Tag der Brompton World Chamiponship Finals zu sehen und zu wissen, dass noch jemand aus der Heimat das Team anfeuern würde.

3,2,1..

Gegen 18:45 Uhr mussten sich die Rennteilnehmer dann schließlich bereit machen, damit der Start pünktlich um 19:15 Uhr stattfinden konnte. Langsam stieg bei mir die Aufregung. Ich war vorher recht verhalten und ruhig gewesen, doch nun kurz vor Beginn des Rennens, spürte ich eine leichte Unruhe. Ein Rauschen ertönte. Auf der Rennstrecke fand ein weiteres Rennen mit normalen Rennrädern statt. Schnelle Fahrer mit ihren Rennmaschinen surrten innerhalb weniger Augenaufschläge vorbei und hinterließen nur ein Staunen.

Es regnete weiterhin.

Der Boden glänzte nass, als ich Ljómi schnappte und in meinen Startblock rollte. Fein säuberlich waren die Startnummern an der Absperrung gegenüber angebracht. Jeder Fahrer hatte seinen Bereich. Meine Nummer war die 284 im Block B. Bis hin zum Startblock D falteten nun alle BWC-Starter ihre Brompton. Wie immer würde es einen LeMans-Start geben. Das bedeutete, dass alle Fahrer erst zu ihren Falträdern laufen müssen, sie entfalten und dann erst losradeln können. Gestartet wurde blockweise. Ich schaute mich noch ein mal in Ruhe um, bewunderte das ein oder andere Outfit, denn auch dieses Mal galt ein Dresscode. No Lycra, dafür Blazer, Krawatte und bestenfalls Shorts für die Herren. Für die Damen waren auch schöne Kleider erlaubt. Diese Kleidervorschrift unterstreicht die Besonderheit der Veranstaltung und verleiht ihr eine kreative und frische Atmosphäre. 

Ready? Go!

Dann ging es plötzlich los und obwohl ich befürchtet hatte, nicht schnell genug falten zu können, ging es mir fix von der Hand. Ich schwang mich auf mein Brompton und peste davon. Der nasse Boden verunsicherte mich sehr, sodass ich in der ersten der insgesamt acht Runden erst einmal ausprobierte, wie schnell ich wo fahren konnte. Ich spürte die Anstrengung deutlich, kam schnell aus der Puste und verfluchte mich, dass ich so schnell angefahren war. Ich brauchte noch eine weitere Runde, was ungefähr 2 km waren, bis ich mein Tempo gefunden hatte. Viele fuhren an mir vorbei, viele konnte ich überholen. Mein Versuch mit einer gut gekleideten Niederländerin mitzuhalten, die später den Preis für das beste Outfit bekam, scheiterte jedoch kläglich. Sie sah nicht nur gut aus, sie war auch verdammt schnell.

Egal. Weiter machen! Meine drei Teammitglieder bekam ich während des ganzen Rennens nicht zu Gesicht. Miri war irgendwo vor mir gestartet und zeimlich schnell unterwegs. Es nieselte und ich bekam ab und zu das Spritzwasser der vor mir Fahrenden ins Gesicht.

Egal, ich war sowieso von innen und von außen nass. Weiter fahren! Ich wurde das erste Mal von der führenden Gruppe überholt. In einem Affentempo fegten sie an mir vorbei. Schließlich war ich bis Runde sechs gekommen, mein selbst gesetztes Ziel. Sobald ein Teilnehmer alle acht Runden und somit die 16 km absolviert hatte, war das Rennen vorbei. In der engsten Kurve wurde ich von besagter Führungsgruppe ein zweites Mal überholt. Ich trat in die Pedale, mein Atem wurde schneller. Ich hatte einen trockenen Mund, spürte meine Seite stechen. Die letzten Meter zählten, denn ich würde es nicht bis in die nächste Runde schaffen.

Und dann war es vorbei.

Wir wurden heraus gewunken, bekamen die Teilnahmemedaillen umgehangen und konnten uns erholen.  Ich hatte einen knallroten Kopf und mir war furchtbar warm. Die tröpfelnde Dusche von oben tat gut. Während ich noch die anderen suchte, erholte ich mich langsam von den Anstrengungen des Rennes.

And the winner is…

Die Siegerehrung nahte: Beste Veteranen, bestes Outfit, schnellster Falter, beste Einzelwertung, bestes männliches Team und bestes Frauenteam.

Ich hielt kurz die Luft an! Konnte das möglich sein? #teamhamburgfiets hatte es geschafft. Wir kreischten aufgeregt und hüpften munter auf die Bühne zu, auf der Will Butler-Adams, der CEO, gerade verkündet hatte, dass wir das schnellste Female-Team seien.

 

We made it! Best female team! #bwc2017 #brompton #bromptonbicycle #bestfemaleteam #teamhamburgfiets #hamburgfiets #boodlegin

Ein Beitrag geteilt von Radelmädchen (@radelmaedchen) am

Euphorie! Was für ein Tageskrönung und, was für ein tolles Gefühl wieder auf einer Bromptonbühne zu stehen – gern nächstes Jahr wieder! Ich habe es in der Einzelwertung auf Platz 32 von 99 teilnehmenden Frauen geschafft. Miri war super schnell und schaffte es auf Platz 18! Verena und Bianca ritten zusammen mit Platz 42 und 43 über die Ziellinie. Herzlichen Glückwunsch!

Ich finde, es ist Zeit für eine Danksagung an dieser Stelle:

Danke Miriam, Bianca, und Verena! Ihr seid ein tolles Team und die Zeit in London hat mir unglaublich viel Freude bereitet! Danke Conny für deinen Beistand und das fleißige Knipsen! Danke Harald nebst Family, dass ihr vorbei geschaut habt. Es war toll, euch zu sehen!

Hier gibt es alle Ergebnisse vom Prudential Ride London und der Brompton World Championship Finals 2017.

Auf Facebook kann man sich das Rennen aus der Live-Übertragung noch einmal anschauen.

Teile diesen Beitrag!

2 Comments

  1. Herzlichen Glückwunsch, das klingt nach einem ganz besonderen Erlebnis!

    Übrigens finde ich deine Brompton-Tasche ganz toll! Ich mir auch schon einmal eine ähnliche genäht, dafür aber einen ganz dünnen Stoff verwendet, damit die Tasche im zusammengelegten Zustand möglichst wenig Platz braucht. Aber … naja … so richtig glücklich bin ich damit noch nicht 😉

    Liebe Grüße, Julia

    • Liebe Julia,

      Dankeschön! Ja, die richtige Stärke des Materials zu finden, ist gar nicht so einfach. Ich schaue auch noch nach etwas anderem, weil ich das gewählte Cordura 500 noch zu weich finde. Dieses „sackige“ Aussehen, wenn die Tasche nicht so stark gefüllt ist, gefällt mir nämlich gar nicht.
      Ich bin neugierig, wie deine Tasche aussieht!

      Lieben Gruß und Danke fürs Lesen,
      Juliane

Write A Comment