Das ist die Gesamtstrecke von Tag 1-4:

Dienstag, 28.04.2015

3. Kapp-Rustberg Camping, ca. 85km

Mein ganzer Körper fühlt sich etwas verschoben, verspannt und zerstört an, als ich am Dienstagmorgen in meiner kleinen Cabin erwachte. Mein Nacken war knallhart und der sich entwickelnde Muskelkater in meinen Oberschenkeln-vom Schieben durch den Schnee- war bereits deutlich spürbar.

Pünktlich zum Sonnenaufgang verließ ich die kleine Hütte in Richtung der Waschräume. Ich kam nicht umhin einen kurzen Abstecher zum See zu machen, der so kalt und auch so wunderschön in der schnell aufziehenden Sonne glitzerte. Ich konnte meinen warmen Atem in der kühlen Morgenluft erkennen, genoss aber den Augenblick allein hier draußen viel zu sehr, als dass ich mich wegen der Kälte extra beeilen wollte.

Der frühe Vogel…
Sunrise nr 1

Nach dem Frühstück war ein Radcheck dringend notwendig. Der Schnee und Dreck vom Vortag hatten sichtbare Spuren hinterlassen. Zum Glück ist alles heil geblieben und so gab es nur eine kleine Reinigung und ein paar Tropfen Öl. Dann stand der Weiterfahrt nichts mehr im Weg.

11:00 Uhr

Ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr so viel auf Radrouten zu geben und lieber nach weniger beschwerlichen und der Jahreszeit entsprechenden Wegen zu navigieren.

Das Wetter war großartig, sehr sonnig und hatte bei beginnenden 10°C seinen Höhepunkt bei um die 24°C am Nachmittag. Der erste Abschnitt führte gen Gjøvik und danach weiter auf festen kleineren Straßen oder Radwegen parallel zur E4, der Hauptstraße.

Der Weg nach Lillehammer, dem Olympiawinterspielort 1994 und 2016 der Jugend-Winterspiele, stieg zunächst deutlich an und ich hatte wieder mit einigen Höhenmetern zu tun, doch der Ausblick ins Tal und auf den Mjøsa entlohnten für die Anstrengungen. Der Großteil der Strecke war dann sehr angenehm und nur mit leichten Anstiegen verbunden.

16:45 Uhr

In Lillehammer gönnte ich mir eine längere Pause in einem Café mit Cappuccino, Zimtschnecke mit Zuckerguß (Kanelsnegle) und WLAN. Eine weitere nette Unterhaltung mit der Verkäuferin und einem Abstecher in den Supermarkt später, ging es an den letzten Abschnitt des Tages. Ich bin nun mittlerweile im Gudbrandsdal angekommen, dem mit 320 km längsten Tal Norwegens. Von hier stammt der leckere, karammelige braune Käse Gudbrandsdalenost. Das Tal ist deutlich enger geworden, die Berge ringsum sind höher und ich nähere mich mit jedem Meter dem Hochland und der Hälplanten Tour.

Der Campingplatz hatte nicht geöffnet und nach einigen, folgenden Kilometern spürte ich dann auch, dass ich genug hatte für den Tag. Es dämmerte und ich wollte wirklich langsam ankommen.

Rustberg

Auf dem Campingplatz Rustberg gab es hauptsächlich Cabins und ich entschloß mich sehr schnell eine zu buchen. Auch, wenn diese fast dreimal so teuer wie die in der Nacht davor waren. Doch je weiter ich in die Berge und gen Norden kam, desto kälter wurde es nachts.

Luxuscabin in Rustberg
Luxuscabin in Rustberg

Diesmal hatte ich richtigen Luxus! Ein eigenes Bad! Fließend Wasser! Ich habe mir eingeredet, dass ich mir das verdient hatte und mir was gönnen durfte auf der Reise. Es tat einfach zu gut. So oft mache ich ja auch nicht Urlaub J.

Auf diesem Campingplatz blieb mein Personalausweis dann ein zweites Mal dieses Jahr ohne mich im Ausland zurück…

(…was ich erst vier Tage später in Trondheim bemerkt habe. Die Betreiberin des Platzes schaffte es auch nicht, mir den Ausweis per Express zu schicken, sodass ich wieder ohne ihn ein Flugzeug betreten durfte. Er wurde mir direkt nach Berlin gesendet. Natürlich musste ich vorher zur Polizei in Trondheim und eine Verlustanzeige aufgeben. Aber darin habe ich Erfahrung. Zumindest wusste ich diesmal, wo der Perso abgeblieben war. Nicht wie in Barcelona, wo er mitsamt meines Geldbeutels auf Nimmerwiedersehen verschwunden= gestohlen, war. Ich hoffe, sowas passiert mir nie außerhalb Europas oder in Ländern ohne irgendwelche internationalen Abkommen.)

Mittwoch, 29.04.2015

Rustberg-Otta, ca. 100 km

09:30 Uhr

Ich schaffte es endlich früher aufzubrechen, denn die Tour, die ich mir heute vorgenommen hatte, war etwas länger und ich wollte auf jeden Fall meinen Zeitplan einhalten.

Das schöne Wetter blieb mir vorerst treu und die Temperaturen schwankten zwischen 5°C morgens und 23°C tagsüber, je nach Höhe und Region. Ich fuhr hauptsächlich auf der Hauptverbindung gen Norden, der Europastraße 6. Häufig gesäumt von Radwegen stellt sie eine gut befahrbare und mit wenigen Anstiegen verbundene Möglichkeit dar, schnell voran zu kommen. Auch, wenn der Verkehr teilweise recht stark war, was ich nicht so angenehm empfand und es mich beruhigte, dass ich den Tunneln durch Straßen außen herum entgehen konnte. Es ist in jedem Fall hilfreich vor einer Radtour in Norwegen, auf eine Tunnelkarte zu schauen. Nicht alle sind für Radfahrer frei befahrbar.

Die Fahrt durch das Tal Gudbransdalen führte direkt am Fluß Gudbrandsdalen-Lågen entlang. Ich genoss die immer beeindruckender werdenden Berge und die Natur um mich herum.

Die größte Anstrengung an diesem Tag war die Straße zur Stabkirche von Ringebu. Diese wollte ich mir nicht entgehen lassen und bereute es dann auch nicht den sehr steilen Anstieg auf mich genommen zu haben. Der Blick auf das Tal und die Kirche waren zu schön und die Talfahrt ging ganz fix mit ca. 48 km/h :-D. Mir wurde schon etwas mulmig zumute, als mein Gepäck langsam zu schlackern begann. Also befolgte ich das vor mir erscheinende 50 km/h Schild etwas Zähne knirschend…

In Ringebu gab es im Bäcker erneut ein Zimtschneckendingsda mit Milchkaffee.

Nach einer weiteren Etappe und Pause in Vinstra zog sich der Himmel immer mehr zu und ein leichter Nieselregen setzte ein. Es war nicht mehr weit bis Otta. Also setzte ich meine Reise guter Dinge fort.

Otta

Otta ist eine am Kreuzungspunkt zwischen dem gleichnamigen Fluß Otta und dem Gudbrandsdalen-Lagen gelegene kleine Stadt mit Bahnhof und einigen Einkaufsmöglichkeiten, die ich für einen Supermarktbesuch nutzte. Der Schokoladenpudding war leider etwas enttäuschend. Aber gut, Tetrapack ist kein Vergleich zu frisch gekocht…

Wetter hü und hott
Wetter hü und hott

Der Campingplatz des Ortes liegt direkt am Otta Fluss und war zum Zeitpunkt meiner Durchreise eine kleine Baustelle. Die Nebensaison lässt grüßen. Die Betreiberin kam erst nach Anruf und die vorhandenen Cabins waren nur teilweise bewohnbar. Deshalb gab es gleich wieder eine Preisreduzierung \o/. Nur, dass die Sicherungen teilweise herausspringen, wenn man kocht und die Heizung gleichzeitig bedient, war etwas tricky. Das Wetter war weiterhin sehr abwechslungsreich und so beobachtete ich den Wechsel zwischen Schneeregen, Schnee und Sonne am Abend.

Der nächste Morgen brachte so einige Überraschungen mit sich…tbc.

Bye bye sun! Da liegt...etwas weißes auf den Bäumen!ca. 20:30
Bye bye sun! ca. 20:30
Da liegt...etwas weißes auf den Bäumen.
Da liegt…etwas weißes auf den Bäumen.

Hier gibt es die Berichte Teil 01, Teil 02, Teil 03 und Teil 05 der
Norwegenradreise.

Teile diesen Beitrag!

Write A Comment