Eine Radreise ohne Kamera kann ich mir schon fast nicht mehr vorstellen! Seit ein paar Jahren ist meine Kamera so gut wie immer dabei, ob beim Bikepacking durch Deutschland oder der Gravelausfahrt durch Brandenburg. Welches Foto-Equipment ich unterwegs dabei habe und warum ich nicht mehr auf dieses extra Gewicht verzichten möchte, fasse ich in diesem Beitrag zusammen.

HINWEIS: Enthält Werbung/Markennennungen ohne Auftrag. Ich berichte wie immer aus meiner Perspektive.

Meine erste digitale Kompaktkamera bekam ich vor über 15 Jahren. Da hieß es für mich allerdings meistens: Automatikmodus an und gut ist – aus Unwissen, aus Unlust sich tiefer mit dem Thema Kameras und Fotografie zu beschäftigen und, weil es schneller ging nur einen Knopf zu drücken, statt ewig irgendwelche Einstellungen vorzunehmen. Irgendwann benutzte ich die Kamera gar nicht mehr – denn mein Smartphone machte oft bessere Fotos und war kompakt immer dabei. Ich nutze es nach wie intensiv für Schnappschüsse, für Videos beim Radfahren und für Selfies.

Jule im Wintermantel mit Mütze auf dem Kopf und Kamera in den Händen
Credit: Jan B.

Mein Weg zur digitalen Fotografie

Vor ein paar Jahren dann, nachdem es radelmaedchen.de schon eine ganze Weile gab, bekam ich Lust, doch endlich mit einer „richtige Kamera“ zu fotografieren. Eine Systemkamera mit Wechselobjektiven sollte es sein, möglichst kompakt, damit ich sie auch beim Radfahren mitnehmen konnte und verhältnismäßig günstig sollte sie für den Einstieg sein. Nach ein wenig Recherche zog eine gebrauchte Sony Alpha 6000 mit ein paar älteren, manuellen Objektiven ein. Ich begann, mich mit der Kamera auseinanderzusetzen, schaute unzählige YouTube Videos und machte mich etwas vertrauter mit der Benutzung. Stück für Stück zogen auch neue Objektive ein, die für mich das Fotogame noch einmal auf eine ganz andere Ebene hoben. Mittlerweile gab es auch ein Kameraupgrade, doch dazu weiter unter mehr.

Schnell war diese Kamera für mich gar nicht mehr wegzudenken auf Reisen und Radtouren. Es machte einfach Spaß, die Welt durch die Kameralinse zu betrachten, den richtigen Bildausschnitt zu wählen und danach die Bilder auch so zu bearbeiten, dass ich noch mehr aus dem Motiv herausholen konnte.

Vorher vs. nachher – Die Bildbearbeitung

Sicherlich ist da noch viel Luft nach oben, doch ich werde vertrauter mit dem Umgang mit der Kamera, als auch mit der Bearbeitungssoftware (Adobe Lighroom Classic nutze ich hier standartmässig. Unterwegs fürs schnelle Bearbeiten benutze ich die mobile Version).

Die Nachbearbeitung meiner Fotos ist für mich ein nicht zu vernachlässigender Teil des Fotografierens geworden. Meistens versuche ich einen natürlichen Look der Bilder zu erhalten und halte gar nicht so viel von z.B. übermäßigen Farbanpassungen. Doch jedes Setting, jedes Bild muss für sich betrachtet werden und auch in diesem Bereich lerne ich noch viel dazu, auch wenn sich mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt hat.

Nachdem ich lange Zeit ganz zufrieden mit der Qualität meiner Smartphone Fotos war, kann ich mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen nur die Handykamera zu nutzen. Doch warum eigentlich? Hier kommen meine 5 ganz subjektiven Gründe:

Von der Smartphone-Cam zur Systemkamera: 5 Gründe warum ich gern mit Kamera Fahrrad fahre!

  1. Die Bildqualität: Ganz klar an erster Stelle zu nennen, sind die Unterschiede in der Bildqualität. Ich nutze meist lichtstarke Objektive mit Festbrennweite und liebe deren Bokeh. Sicherlich gibt es heute super starke Smartphone Kameras und ich bin mit meiner aktuellen auch sehr zufrieden. Dennoch überzeugt mich die Bildqualität und vor allem die Auflösung eines Kamerafotos in vielen Fällen mehr als die eines Smartphone Bildes. Schon oft habe ich mich geärgert, wenn ich die Kamera nicht dabei hatte und von manchen Motiven „nur“ ein Handyfoto machen konnte, was sich später in der Bearbeitung qualitativ als nicht so zufriedenstellend erwies.
  2. Fotobearbeitung: Smartphone-Bilder sind je nach Kameraapp/-einstellung oftmals schon softwareseitig “vorbearbeitet” (Farben, Schärfe etc.), je nach Handy/ App im ganz eigenen Stil. Das macht Fotobearbeitung, wenn man einen einheitlichen oder bestimmten Look erzielen möchte nicht einfacher, gegebenenfalls sogar umständlicher und je nach Preset die Bilder auch nicht immer schöner.
  3. Motivwahl: Das “Fotoauge” ist ein anderes. Handy raus, Knopf drücken, fertig – das kann man machen, bringt aber oft kein zufriedenstellendes Erlebnis. Ich liebe es, mit dem Auge am Sucher meiner Kamera das Motiv zu suchen, den richtigen Ausschnitt auszuwählen. Die Sorgfalt ist bei der Motivwahl eine andere und das Gefühl den Auslöser zu betätigen und ein sattes Auslösegeräusch zu hören ist ASMR-Erlebnis pur.
  4. Einstellungssache: Die Einstellmöglichkeiten sind auch bei Handykameraapps mittlerweile vielfältig. Aber ganz im Ernst, wer macht das unterwegs, wenn man nur schnell einen Schnappschuss will und das automatisch so gut funktioniert? Ich jedenfalls nicht. Die Vollautomatik meiner Kamera nutze ich jedoch nur selten. Denn wenn es um Details geht, kann ich schnell ein paar Knöpfe drücken und drehen, und so für viele Bilder genau die Einstellung finden, die ich brauche.
  5. Entschleunigung: Schnell das Handy gezückt, Foto und weiter gehts. Meist muss ich nicht mal anhalten, um ein Handyvideo oder Foto zu machen. Ein großer Vorteil, wenn man gerade im Flow ist oder in der Gruppe fährt, ein Nachteil, wenn es darum geht die Umgebung wirklich wahrnehmen und „einfangen“ zu wollen. Denn um mit der Kamera fotografieren zu können, brauche ich etwas mehr Ruhe und halte ich meist an. Das nimmt zwar Zeit, ist aber sicherer und macht auch bessere Bilder. Außerdem mag ich diese Entschleunigung und intensiverer Wahrnehmung meiner Umgebung.

Smartphone oder Systemkamera? Beide!

Versteht mich nicht falsch, eine gute Smartphone-Kamera ist für mich essenziell bei der Auswahl des Telefons, denn das ist immer dabei und ich nutze es viel für spontane Bilder und Videos. Gerade während ich radfahre, nehme ich lieber das Smartphone, um eine schnelle Aufnahme zu machen.

Wirklich Spaß am Fotografieren habe ich jedoch eher mit meiner separaten Kamera und genieße die Bilder im Nachinein viel mehr. Vor allem, weil ich den Qualitätsunterschied spätestens bei der Nachbearbeitung direkt sehen kann. Das ist nicht immer relevant und oftmals reicht auch ein Smartphone-Foto. Wenn ich jedoch von meinen Touren berichten möchte, dann mache ich das gern mit hochauflösenden Bildern, die ich mit etwa mehr Sorgfalt gemacht habe.

Mein Foto-Equipment für unterwegs

Welche Kamera(s) nutze ich und vor allem, welche Objektive? Wie verpacke ich diese sicher am Fahrrad, wenn ich unterwegs bin? Das sind Fragen, die mir immer wieder gestellt werden. Hier kommen meine Antworten!

Tisch mit Blaubeertörtchen, Kaffee und Kamera

Meine Hauptkamera:

Die Sony Alpha 6400, eine APS C-Kamera mit Wechselobjektiven, relativ kompakt, leistungsstark und vor allem mit sehr praktischem Tracking Fokus Mode (super für Bilder von Motiven in Bewegung, aka radfahrende Personen).

Meine Objektive:

Die Sigma Contemporary Reihe für APS C (16, 30 und 56 mm Festbrennweiten) ist meine Lieblingsobjektivreihe. Sie sind sicherlich nicht die kleinsten und leichtesten Objektive, aber qualitativ gut gefertigt, sehr scharf und vor allem super lichtstark (Blende 1:1,4).

Wenn ich mir mal etwas Zeit nehme zum Fotografieren oder Tiere beobachten möchte, dann mag ich das einfache, günstige und dennoch sehr taugliche Teleobjektiv von Sony 55-210 mm. Großer Bonus: Trotz der Länge ist es sehr leicht. Als praktisches All-in-One Objektiv habe ich auch gern mal das Sony 18-135 mm dabei – allerdings vor allem, wenn ich weiß, dass das Wetter gut wird, denn besonders lichtstark sind beide Objektive nicht.

Kamera und Objektive liegen auf einem Tisch
Die Sony Alpha 6400 mit Sigma Contemporary Objektiven; v.l.n.r. 56 mm, 30 mm, 16 mm

Mein Favorit: Die 56 mm Festbrennweite. Nicht immer praktisch, da ein gewisser Abstand zum Motiv nötig ist, aber scharf und einfach ein unfassbar toller Look. Bestes Bokeh und super lichtstark! Außerdem ist es das Kleinste der Sigma Contemporary Reihe, was auf dem Rad praktisch ist, weil es besser in die Taschen passt und nicht so schwer auf dem Rücken ist. Auf Messen liebe ich das 16 mm Objektiv, denn der Weitwinkel lässt mich auch auf engem Raum möglichst viel abbilden.

Weitere Kameras:

  • Mein Smartphone: Die Kamera meines Google Pixel 7 macht schöne Bilder auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
  • Zum Filmen: Auf dem Rad ist die GoPro Hero 8 Black ideal. Ich habe das Mini-Stativ, womit ich die Kamera sehr gut auch beim Radfahren festhalten kann. Manchmal nutze ich auch die Fahrradlenkerhalterung oder den Brustgurt.

Wie transportiere ich mein Foto-Equipment auf dem Rad?

Die Sony-Kamera trage ich entweder…

  • am Dreipunktgurt (selfmade) direkt am Oberkörper oder
  • in einer großen, leichte gepolsterten Stem Bag (selfmade) am Lenker/ Vorbau.
  • Alternativ landet sie in der Lenkertasche (Ortlieb Acc Pack oder neu: Handlebar Pack Plus), allerdings muss die dann leicht erreichbar sein, sonst nutze ich die Kamera weniger.
Gravelbike Lenker mit Stem Bag und Top tube bag
In der gefütterten Stem Bag lässt sich meine Kamera gut transportieren.

Falls ich Wechselobjektive dabei habe, dann transportiere ich diese in der Rahmentasche, Lenkertasche oder einer gepolsterten Stem Bag. Die GoPro landet meist in der Trikottasche, wo sie leicht erreichbar ist und nicht stört. Manchmal nutze ich auch Bibs mit Cargotaschen.

Tja, und das war es eigentlich schon. Meine kleine Fotoausrüstung hat mich jetzt schon auf einigen Touren begleitet und ich habe immer wieder Spaß daran sie zu nutzen und zu fotografieren. Es ist eine ganz individuelle Auswahl und das Equipment steht natürlich stets im Zusammenhang mit der favorisierten Art zu fotografieren, den Motiven und am Ende nicht zu vergessen – mit den finanziellen Mitteln. Ich hoffe, ich konnte die Ausrüstungsfrage damit klären und wenn noch Fragen sind, dann hinterlasst doch gern einen Kommentar!


Titelbild: Peter Scholl

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6 Comments

  1. Schön zu lesen, dass es junge Menschen wie Du gibt, die auch ein Auge auf das Bokeh richten und das sieht man Deinen schönen Bildern auch an :-). Ich selbst bin auch viel mit dem Bike unterwegs und natürlich auch immer mit meiner Kamera im Rucksack. Falls Du mal durch die schöne Hallertau radelst, dann melde Dich gerne…

    Liebe Grüße aus Pfaffenhofen,
    Manfred

  2. Wie sieht denn der Self-made Kamaragurt aus? Welche Funktion hat der Gurt?

  3. Die perfekte Ausrüstung gerade für unterwegs. Ich bin zwar bisher immer entweder mit dem Rad oder meiner A6600 unterwegs gewesen, aber das wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auch ändern. Da werde ich beides kombinieren.
    Und selbst Berliner, wie ich entdecken bei Photowalks, die ich auch veranstalten, immer wieder neue Dinge.
    Und dann das Hobby noch mit anderen „Verrückten“ zu genießen, dass macht gleich doppelt so viel Spaß. Berlin ist was radlen und fotografieren betrifft so vielfältig, einfach wunderbar.
    So jetzt schaue ich mir dein Video von 100 km in Brandenburg weiter an.
    Vielleicht trifft man sich mal am Wegesrand mit dem Rad oder der Kamera.
    Gruß Stephan

  4. Spannend, dass du so viel mitnimmst! Auf längeren Touren nehme ich meist meine Olympus OM-D EM 10 mit. Die ist nun fast 10 Jahre alt, macht mit dem Olympus 17mm aber immer noch tolle Bilder und ist vor allem so klein, dass sie in die Trikot-Tasche passt.
    Aber die Sigma-Objektive sind in der Tat super!

  5. Toller Eindruck, danke! Ich nehme immer meine Fuji x100t mit: APS-C und 2.0 Blende bei fest verbauten 35mm. Damit mache ich nie etwas falsch!
    Da ich nur ein wirklich schlechtes Fotohandy – mit mega Akku zum Navigieren – habe, ist eine Kamera sowieso ein Muss. Ich transportiere sie immer in der Fronttasche, was aber doof ist. Ich nehme mir Mal vor, sie wie du in einer stem bag verschwinden zu lassen. Grundsätzlich ist der Transport am Körper aber am besten, da die Kamera nicht diese ganzen Erschütterungen erleidet. Ich würde fast behaupten, dass meine Kamera deswegen bereits einige Macken entwickelt hat. Ich bastel mir mal wie du etwas selbst zusammen.

  6. Ich habe Smartphones nie vertraut, obwohl ich anerkennen muss, dass Bilder damit immer besser werden, wenn man die Luxus-Klasse besitzt, besonders bei Gegenlichtaufnahmen. Aber oft wird einfach zu viel die Aufnahmen hineingequetscht, was die Perspektiven verzerrt.
    Ich bin aber gelernter Reprofotograf und habe IMMER eine Kamera in der Rixen & Kaul Lenkertasche: Erst eine Canon EOS 300, dann eine Panasonic Lumix DMZ 200 und seit 2 Jahren eine Olympus OMD Mark 4. Aus Gewichts- und Vereinfachungsgründen nutze ich aber immer Tele ZOOM Objektive. Und – jedes Bild, das online geht, wird vorher nachbearbeitet.

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