Während ich im letzten halben Jahr leider nur selten mit dem Fahrrad unterwegs sein konnte, verbrachte ich im Gegensatz dazu den Herbst 2021 häufig auf dem Rad (und vor dem Laptop). Der Grund: Mein neues Buch “Radvergnügen in und um Berlin”, welches ich euch vor Kurzem vorgestellt habe. In diesem Beitrag möchte ich euch gern mehr über die Strecken erzählen. Anhand einer der Touren, die ihr neben 20 anderen in meinen Buch finden könnt, möchte ich zeigen, wie abwechslungsreich die Routen sind und, dass man sie mit den unterschiedlichsten Fahrrädern fahren kann – auch mit einem 16” Faltrad.
Werbung, da Markennennung im Beitrag und Kooperation mit Brompton Deutschland.
Übersicht
Über das Buch
Mit Zug und Rad nach Brandenburg
Ich habe mich viel mit dem Planen der Routen beschäftigt, überlegt, welche Orte reizvoll mit dem Fahrrad zu erkunden sind und, wie man dort am besten hinkommt. Denn für mich war ganz klar: Jeder Start und Zielort sollte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und unabhängig von dem Besitz eines Autos sein. Die Touren starten immer an einem S-/U-Bahnhof oder Regionalbahnhof. Hier durfte beim Scouten mein Brompton Faltrad seine Vorzüge endlich wieder richtig ausspielen, denn Platz ist damit meist noch im vollsten Zug und ein extra Ticket ist auch nicht nötig. Auch für die unten beschriebene Tour habe ich mir mein Brompton geschnappt und bin von Berlin mit der Regionalbahn nach Potsdam gefahren.
Mit Brompton auf Reise
Als mein Brompton Ljómi noch ganz neu war, habe ich häufiger längere Touren damit gemacht und diese oft mit langen Zugfahrten kombiniert. Wir waren zum Beispiel zusammen auf dem Rheinradweg unterwegs oder haben einen Teil des Berliner Mauerweges befahren. Erst als mein Gravelbike einzog und ich Spaß am Geländeradfahren fand, beschränkte sich das Bromptonfahren wieder auf kurze Strecken im urbanen Raum (zugegebenermaßen machen sich große Reifen offroad schon etwas besser als die kleinen 16” Räder ;-)).
Ich fand es schön, letzten Herbst wieder die Gelegenheit gehabt zu haben mit dem kleinen Falter auf Tour zu gehen, denn es hat mich oft beim Scouten für das Buch begleitet. Zum einen, weil Zugfahren deutlich unkomplizierter damit ist, zum anderen, weil die Komfortabilität in der fortgeschrittenen Schwangerschaft sehr gut passte ;-)). Außerdem ist es ein gutes Rad, um die Geländeeigenschaften der Strecken realistisch einzuschätzen.
All Terrain
Eine große Vielfalt an Eindrücken bietet die folgende Rundtour, deren Beschreibung ihr noch etwas ausführlicher mit zusätzlichen Tipps in meinem Buch “Radvergnügen in und um Berlin” findet, inklusive GPX-Track und Karte. Es geht in Berlins Nachbarstadt Potsdam und über die Stadtgrenzen hinaus ins wasserreiche Umland bis nach Werder. Die größtenteils flache Tour ist zwar nur knapp 32 km lang, bietet aber sehr viele Sehenswürdigkeiten und Stopp-Optionen, sodass man locker den ganzen Tag unterwegs sein kann. Sie verläuft primär auf asphaltierten Wegen mit kurzen Kopfsteinpflasterpassagen und ist für jede Art von Fahrrad geeignet – ob Cityrad, Tourenbike oder Faltrad. Ich bin die Tour mit meinem Brompton gefahren.
ArchitekTour: Natürliche Pracht - Von Potsdamer Barockschlösschen & Kirschblüten
Diese vielfältige Tagestour verzaubert uns in nahezu jeder Jahreszeit. Wir bewundern prunkvolle Barockarchitektur und aufwändige Gärten, erfreuen uns an Baumblüte und schattigen Wäldern und genießen dabei immer wieder die Nähe zum kühlen Nass am Wegesrand.
Über die Tour
Kilometeranzahl
31,7 Kilometer
Höhenmeter
120 Höhenmeter
Zeitaufwand
ca. 3 Stunden
Tourenart
Rundtour
Potsdamer Architekturschätze
Unsere Tour startet und endet im Südwesten von Berlin am [1/ Hauptbahnhof Potsdam] in der Brandenburger Landeshauptstadt, in der allein wir schon den ganzen Tag verbringen könnten. Gespickt mit UNESCO-Welterbe Kulturstätten, gibt es hier einiges zu sehen. Auf einem breiten Radweg rollen wir über die Lange Brücke mitten hinein in die Innenstadt. Es lohnt sich einen Abstecher nach rechts über die Humboldstraße zum [2/ Alten Markt] zu machen. Hier befinden sich Museen, der Potsdamer Landtag im neu errichteten Stadtschloss, sowie die klassizistische St. Nikolaikirche, deren Kuppel über allem aufragt. Es geht weiter über die Breite Straße und vorbei am ältesten Gebäude der Stadt, dem Marstall aus dem Jahr 1685, wo heute das Filmmuseum sitzt. Spannend ist auch die Baustelle der historischen [3/ Garnisonkirche], deren Kirchturm aufwändig wieder aufgebaut wird.
Prunk wie im barocken Frankreich
Wir biegen nach rechts auf die Schopenhauerstraße ab und radeln direkt auf ein Wahrzeichen Potsdams zu, dem [4/ Brandenburger Tor Potsdam] ein Triumphbogen aus dem Jahr 1770. Von nun an befinden wir uns auf der Radroute „Alter Fritz“, die auf den Spuren Friedrich des Großen in einer Rundtour durch Potsdam führt. Dem Radweg folgend nähern wir uns nun den Gartenanlagen und dem wohl berühmtesten Sommerschloss aus dem 18. Jahrhundert: [5/ Schloss Sanssouci], das mit seinen herrlichen Weinbergterrassen bei keinem touristischen Stadtbesuch fehlen darf. Radfahren darf man im Großteil des Parks nicht, doch es gibt Fahrradabstellmöglichkeiten an den Haupteingängen. So halten wir es bei einem Besuch ganz wie Friedrich der Große, ziehen uns für einige Zeit zurück ins erholsame Grün und genießen die Anlagen entschleunigt zu Fuß.
Zwischen barocken Gärten und steinernen Prachtbauten
Wenn wir unseren Weg dann ein paar Meter berghoch nach Westen fortsetzen, kommen wir nicht umher uns immer wieder nach rechts und links umzuschauen. Weiter der Straße folgend taucht plötzlich eine hölzerne Historische Mühle vor uns auf, die im wunderbaren Kontrast zum barocken Zierprunk steht. Ein architektonisches und gärtnerisches Highlight nach dem anderen liegt auf der Route, wie das Orangerieschloss und der Botanische Garten.
Ein bisschen Prunk darfs noch sein
Puh, so viele visuelle Sinnesreize müssen erstmal verarbeitet werden! Aber eine gewaltige Kirsche auf dem Sahneberg gibt es noch: Wir biegen nach links ab und fahren mit den Rädern direkt auf eine riesige Schlossanlage zu. Das [6/ Neues Palais] ist ein repräsentativer Prunkbau im Barock- und Rokokostil, welcher als letzter in dieser Parkanlage errichtet wurde und wahrlich imposant wirkt. Jetzt erstmal durchatmen und alle Eindrücke sacken lassen!
Durchatmen unter Bäumen
Dazu verlassen wir das Gelände des Palais, fahren an der Uni Potsdam vorbei, die direkt gegenüber liegt und biegen schließlich nach rechts auf die [7/ Lindenallee] ab. Der Radweg führt schnurgerade durch eine wunderschöne Allee mit großen Bäumen, ohne Verkehr und von Feldern und Wald gesäumt – herrlich nach dem ganzen städtischen Trubel. Zwischen Feldern geht es weiter bis zum Unistandort Golm, wo wir schließlich auf die Radroute F3 und den Galliner Damm treffen. Auch hier bleiben wir fast gänzlich ungestört vom Autoverkehr. Am Wochenende kann es sogar sein, dass man allein zwischen Bäumen und Feldern rollt. Traumhaft.
Endlich am Wasser!
Rechts geht es auf die Eisenbahnbrücke über die Havel zu, die einen Bereich für Zufußgehende und Radfahrende hat. Eine neue Fahrradbrücke ist im Bau, um den Übergang zu erleichtern. Aktuell müssen wir die Räder auf einer Schiene parallel zur Treppe hoch- und runterschieben. Heraus kommen wir auf der anderen Havelseite direkt am Regionalbahnhof von Werder/ Havel. Die Stadt ist vor allem für ihr großes [8/ Baumblütenfest] (Anfang Mai) bekannt, das bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Region gefeiert wird, aber auch für den regionalen Obst- und sogar Weinanbau.
Abstecher auf die Havelinsel
Die historische [9/ Altstadtinsel Werder], die nun auf der rechten Seite in der Havel zu sehen ist, erreichen wir über eine Brücke. Dieses Kleinod dürfen wir uns auf keinen Fall entgehen lassen! Hier wartet nicht nur die zweite Windmühle der Tour auf uns, sondern auch kleine Gassen mit bunten Häusern und Cafés, wo wir uns mit einer Stärkung zurücklehnen können. Da nimmt man auch das ebenso historische Kopfsteinpflaster in Kauf, das die Straßen auf der gesamten Insel überzieht.
Am Wasser entlang
Wir verlassen die Insel und radeln weiter gen Süden auf einem Teil des Havelradwegs raus aus Werder. Am Kreisverkehr trifft die Route auf den Eurovelo 7 und diesem folgen wir über die Baumgartenbrücke, von wo aus wir einen schönen Blick über das Wasser der Havel und auf den Schwielowsee haben. Von Geltow aus geht es am Uferweg entlang bis auf die Insel Wentorf, wo wir kurz nach dem Bahnhof Geltow-Caputh an der [10/ Fähre Caputh] halten. Juhu, endlich auch mal aufs Wasser, statt nur daran vorbeizuradeln - und wenn es nur knapp 100 m sind.
Ein Schloss geht noch
Das [11/ Schloss Caputh] ist der letzte barocke Prunkbau unserer Tour und das älteste erhaltene Lustschloss aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelms. Zusammen mit dem hübschen Landschaftsgarten nach einem Plan von Peter Joseph Lenné ist es ein sehenswertes Ensemble direkt am Havelufer. Zum Ausklang unserer architektonischen Reise folgen wir nun dem straßenbegleitenden Radweg der Templiner Straße. Dieser führt malerisch durch den Wald zurück nach Potsdam und lässt uns immer wieder einen Blick aufs Wasser erhaschen und ab und zu über die Bohlen von Holzbrücken fahren.
Bierstopp?
Einen Stopp können wir nun noch beim [12/ Forsthaus Templin] einlegen, einer Braumanufaktur, welches leckeres Bio-Bier herstellt und deftige Küche dazu serviert. Und wer jetzt nichts trinken mag, nimmt sich einfach ein Fläschchen für zu Hause mit. Von hier aus sind es nur noch knapp 5 km und ein Anstieg bis wir wieder am Potsdamer Hauptbahnhof eintreffen und die Tour voller Eindrücke beenden.