Feuchte Nebelschwaden hingen in den Tälern und zwischen den Nadelbäumen, als ich in der Abenddämmerung im kleinen Holzhau im sächsischen Erzgebirge mit dem Zug ankam. Die Luft war kühl, aber angenehm frisch und klar. Ich genoss die wenigen Meter, die ich auf dem mitgebrachten Gravelbike vom kleinen Regionalbahnhof bis zum Hotel rollte. Neugierig auf das, was mich die kommenden Tage auf der BLOCKLINE erwarten würde, hatte ich schon während der Zugfahrt immer wieder gespannt aus dem Fenster geschaut. Ich beobachtete die enger werdenden Täler und die grüne Hügel- und Berglandschaft, die da seit einer Weile an mir vorbeizogen. Kleine Orte, dichte Wälder, schmale Wege und ein paar Straßen, die sie kreuzten – wer Einsamkeit und Naturvergnügen sucht, wird im Erzgebirge sicher fündig.

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Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Tourismus-Kooperation entstanden und die Kosten der Reise wurden übernommen. Die Inhalte des Artikels und die Gestaltung liegen wie immer in meiner Hand und ihr lest aus meiner Perspektive – offen und ehrlich.

Zuletzt war ich ein Jahr zuvor dort und einige Kilometer weiter südlich im Urlaub gewesen und habe mit dem Mountainbike den Trailpark Rabenberg und die umliegende Gegend erkundigt. Dieses Mal verschlug es mich knapp 50 km südlich von Dresden ins sächsische Erzgebirge nahe der tschechischen Grenze rund um Rechenberg-Bienenmühle und das Wintersportgebiet Holzhau. Eingeladen vom Tourismusverband Erzgebirge , wollte ich über ein verlängertes Wochenende eine relativ neu kreierte Route mit dem Gravelbike erfahren: Die BLOCKLINE.

Was ist die BLOCKLINE?

Die BLOCKLINE ist eine ca. 140 km lange Fahrrad-Rundtour im Osten des Erzgebirges – gelegen zwischen dem Zinnerzbergbauort & Wintersportzentrum Altenberg und dem berühmten Kurort & Spielzeugdorf Seiffen. Mit ca. 2.770 Höhenmetern führt die Route über zahlreiche Berggipfel, entlang kleiner Bächlein, blühender Wiesen und beeindruckender Talsperre. So einige reizvolle Orte und wunderschöne Landstriche des vom Bergbau geprägten Erzgebirges werden dabei durchfahren oder liegen am Weg.

Der Untergrund variiert abwechslungsreich, ist aber geprägt von feinen Schotterwegen, einigen asphaltierten Streckenabschnitten und ein paar reizvollen Trails, die zumeist nicht zu technisch sind. Dafür wird der ein oder andere Höhenmeter erklommen – zum Teil mit sehr knackigen Anstiegen, was aber immer mit einer grandiosen Aussicht oder einem besonderen, anderen Highlight belohnt wird. Ich hatte mich für mein 8bar Gravelbike entschieden, um die BLOCKLINE zu fahren. Ein Hardtail-MTB wäre ebenfalls eine gute Wahl, zumindest aber ein Rad mit mindesten 40 mm breiten, profilierten Reifen ist empfehlenswert. Auf die Fahrradwahl gehe ich weiter unten im Beitrag noch etwas ausführlicher ein.

Fahrrad vor Schildern am Berg

140 km am Stück oder doch lieber als Mehrtagestour? Die drei Loops.

Da ich doch sehr wenig Bergtraining hatte über den Sommer und die Strecke gerne halbwegs entspannt und aufmerksam fahren wollte, beschloss ich die BLOCKLINE als Mehrtagestour zu fahren. Und zwar in den vorgeschlagenen drei Loops, die auch auf der Website ausführlich beschrieben sind und als separate GPX-Tracks zur Verfügung stehen. Ich gehe im folgenden auf die einzelnen Routen ein und verlinke auch direkt mit komoot. Der Ausgangspunkt für die Mehrtagestouren (mit ca. 53, 52 und 66 km Länge) ist Holzhau, südwestlich von Altenberg. Im Grunde kann man überall auf der Strecke starten (besonders, wenn man die BLOCKLINE am Stück fahren möchte). Man radelt dann gegen den Uhrzeigersinn durchs schöne Erzgebirge, doch Holzhau eignet sich durch die zentrale Lage für die Loops besonders gut.

Hinweis: Die BLOCKLINE ist durch die Verbindungsabschnitte der Loops nicht nur ein paar Kilometer länger, sondern bei der Loop-Variante kommen auch noch einige Höhenmeter hinzu, da Holzhau im Tal liegt. Man fährt quasi die Abfahrt vom Vortag am nächsten Tag wieder hinauf, um zurück auf die Hauptstrecke zu kommen. Jede der drei Routen ist somit zwischen 52 bis 66 km lang und pro Loop gilt es 1.100 bis 1.300 hm zu überwinden.

Das Starter-Paket

Bevor ich auf meinen ersten Loop startete, wartete beim Frühstück im Hotel noch eines der liebevoll gestalteten Starterkits der BLOCKLINE auf mich. Das Design und die Motive sind von der Natur und den Tieren der Erzgebirgsregion inspiriert und ziehen sich durch alle Bestandteile. Es beinhaltet einen Aufnäher, ein praktisches und schönes Multifunktionstuch, Anhänger aus Holz, Sticker und eine Postkarte. Kernstück des Kits ist das Abenteuerhandbuch, was nicht nur für Familien durch integrierte Rätsel und Aufgaben ein toller Tourenbegleiter ist, sondern wunderschön designt auch mit einigen Informationen rund um die Blockline und die Route überzeugt.

Blockline Starterpaket
Das Blockline Starterpaket

Nach dem Schmöckern durch das Starterpaket konnte es dann bei mir auch endlich losgehen: BLOCKLINE, ich komme!

BLOCKLINE Loop 1: Holzhau – Kahleberg – Altenberg – Hermsdorf – Holzhau

Auf Loop 1 erkundete ich bei wechselhaften Wetter die mystisch verhangenen Wälder, kleinen Orte und Moore und genoss in Nebelschwaden verhüllte Ausblicke, die ab und an etwas mehr Talblick freigaben und nur erahnen ließen, wie weit man zum Beispiel vom Kahleberg ins Land schauen konnte.

Ich muss zugeben, dass die Wetteraussichten für die ersten zwei Tage meiner Tour schon etwas abschreckend waren: Nieselregen und maximal 14°C. Dennoch brach ich an einem Freitagmorgen gespannt und gut gesättigt vom reichhaltigen Frühstück vom Naturhotel Lindenhof auf und stand direkt zu Beginn vor einem Brett an Anstieg! Ihr erinnert euch, was ich eben noch über die Loops und das Klettern schrieb? Nun ja: Here we go! Gleich der erste Kilometer hielt eine geschmeidige 18% Rampe für mich bereit. Auch Schieben will geübt sein und so kämpfte ich mich die ersten 100 Meter den Berg radelnd und den Rest schiebend hinauf. Ach guck, da war ja auch der Skilift für die Wintersaison! Das hier die Abfahrten Spaß bieten, konnte ich mir immer besser vorstellen…

Oben angekommen, atmetet ich erstmal eine Weile durch und genoss kurz vor dem Berghotel die Aussicht ins Tal. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass ich den Weg hier hoch am nächsten Morgen direkt noch einmal nehmen würde – und zwar zu Fuß. Doch dazu später mehr. Auf der asphaltierten Straße ging es nun bis zur nächsten Abzweigung weiter. Hier wäre ich fast vorbei gefahren, aber: immer schön dem grünen B auf gelbem Grund folgen, dem kleinen quadratischen Schild, das auf der gesamten BLOCKLINE-Strecke relativ zuverlässig den Weg weist! Auf mein Navigationsgerät wollte ich dennoch nicht verzichten, zu schnell übersah ich auf Abfahrten kleine Schilder an Bäumen und war so mit Navi für meinen Geschmack entspannter unterwegs. Es wäre aber auch ohne gegangen, wenn man sich etwas genauer umschaut während der Tour.

Nun lockte nicht der Weg ins Tal, sondern ein etwas aufgeweichter, wurzeliger Trail in den düsteren erzgebirgischen Wald hinein! Ich stellte fest, dass ich wohl doch die Laufräder hätte wechseln sollen, um wieder von 40 auf 50 mm umzusteigen. Hier und bei dem Untergrund wäre das wohl die entspanntere Wahl gewesen. Aber hilft alles nichts, erstmal wieder schieben und dann rauf aufs Rad.

Ich war sehr langsam unterwegs auf den ersten Kilometern und fuhr besonders vorsichtig, da der Boden leider doch sehr aufgweicht war und neben dem Matsch auch einige Steine und Wurzeln vorhanden waren. Nach einer etwas holprigen Abfahrt landete ich jedoch schließlich auf einem herrlichen Schotterweg und gravelte mich den schönen Grenzweg entlang der tschechischen Grenze und bei zunehmendem Nieselregen Richtung Hemmschuh. Es ging hoch bis zur Seilbahnstation. Auf steinigem Wegen fuhr ich dann vorsichtig und durch einen märchenhaft nebelverhangenen Geisterwald wieder etwas bergab.

nebelverhangener Wald
Geisterwald beim Hemmschuh

Über den Kahleberg in den Kur- und Bergbauort Altenberg

Nächste Stopps: Der Wüste Teich, ein künstlich angelegter See aus Flößerzeiten, den es bereits seit dem 16. Jahrhundert gibt und folgend eines meiner Tageshighlights – der Kahleberg (905 ü.NN). Diesen erreichte ich nach etwas Geschnaufe und einigen Höhenmetern über feinste Schotterpisten. Der Wald war hier viel lichter und Anzeichen des nahen Georgenfelder Hochmoores veränderten die Landschaft bereits optisch. Ich war skeptisch, ob sich der Anstieg lohnen würde, doch nachdem der Regen schließlich nachgelassen und der Wind am Gipfel zunahm, wurde ich immer wieder mit einem nahezu mystisch anmutendem Ausblick belohnt. Nebelschwaden hingen auch hier in den Bäumen und gaben partiell die beiden großen Seen von Altenberg frei: Den Großen Galgenteich und den Altenberger Speicher. Hier oben verweilte ich eine ganze Weile und genoss, was der Ausblick mir zu bieten hatte. Nebel hin oder her – es lohnte sich auf jeden Fall!

Vorbei an den Gipfeln des Großen und Kleinen Lugstein rollte ich nun fließend bergab nach Altenberg. Wer etwas Zeit mitbringt, sollte einen Abstecher in das Naturschutzgebiet Georgenfelder Hochmoor machen. Hier lockt nicht nur eine einzigartige Flora und Fauna, sondern auch eines der schönsten Krummholzkiefernmoores des Erzgebirges.

Mich lockte jetzt aber etwas ganz anderes…

Unter Teekannen

Bereits bevor ich losgefahren bin, hatte ich mir einen Pausenstopp herausgesucht und einen kleinen Schlenker in die BLOCKLINE-Route eingebaut. In Altenberg wartet nämlich ein sehr außergwöhnliches Café auf Besucher:innen: Das Bunte Häusel. Schon von außen lässt sich erahnen, dass es hier farbenprächtig zugeht, doch sobald man das Haus betritt, landet man in einer kitschigen Welt aus Teekannen, Nussknackern und allerlei anderem Erzgebirgsschick. Und im Kuchenparadies außerdem. Kein Wunder also, dass ich mir neben einer frischen Waffel auch noch ein Stück hausgemachten Kuchen reinzog und dabei die angeblich über 1.000 Teekannen aus aller Welt bestaunte, die über den Köpfen der Gäste baumelten.

Gut gestärkt verließ ich schließlich Altenberg und machte mich am frühen Nachmittag auf den Rückweg nach Holzhau. Vorbei an Schellerhau, mit einem kleinen botanischen Garten und weiter auf und ab über Wiesen und Waldwege, Trails und Gravelpisten bis ins romantische Weißbachtal mit den herrlichen wilden Wiesen, wo auch der Nieselregen wieder einsetzte. Nach der teilweisen Erklimmung des Kannelberg rollte ich schließlich nach einer kilometerlangen Abfahrt wieder in Holzhau ein und konnte dort die heiße Dusche kaum erwarten. Schön war der erste Tag auf der BLOCKLINE gewesen und ich hatte einen mächtigen Hunger von der Anstrengung und der vielen frischen Luft!

🚲 BLOCKLINE Loop 1: Welches Rad ist geeignet?

Für Loop 1 war ein Gravelbike für mich eine gute Wahl – etwas technisches Geschick vorausgesetzt! Es gab zwei, drei Abschnitte, die mit MTB komfortabler gewesen wären und das waren die feuchten Trails. Fahrbar waren aber die meisten Bereiche dennoch und wo nicht, war es oft ein zu steiler Anstieg/eine zerfurchte Abfahrt oder steil und unwegsam in Kombination. Das waren aber meist sehr kurze Segmente. Auf jeden Fall hilft es, möglichst breite Reifen mit gutem Profil zu wählen. Denn wenn es nass und schlammig wird, wie an einem regnerischen Tag, sind diese Gold wert.

BLOCKLINE Loop 2: Holzhau – Frauenstein – Blockhausen – Holzhau

Tag zwei im Erzgebirge auf der BLOCKLINE sollte tatsächlich noch ungemütlicher werden – zumindest in Bezug auf die Wetterverhältnisse. Nichtsdestotrotz freute ich mich ziemlich auf den Loop 2 und den Samstag, denn der bedeutete auch, dass ich nun in Begleitung unterwegs sein würde!

Frau auf dem Fahrrad in der Natur
Wiesenabfahrt – solche Wege gibt es einige auf der Blockline (Foto: Jan B.)

Auf Leih-MTBs durchs Wochenende

Am Morgen war mein Freund angekommen und da er ohne Rad und für die kurze Zeit unkomplizierter anreisen könnte, habe ich kurzerhand nach einem Leihrad gefragt. Mit Unterstützung des Tourismusverbandes und einem Partnerhotel der BLOCKLINE stand glücklicherweise für das Wochenende ein MTB für ihn zur Verfügung. Und da das mit Motor ausgestattet war, war die Versuchung groß auch gleich nach einem E-MTB für mich zu fragen. Denn meine Motivation war sehr gering in den kommenden zwei Tagen immer mit dem Gravelbike hinterher zu hecheln und aus der Puste zu sein, weil ich die Anstiege mit Muskelkraft allein bezwingen musste^^. Gesagt, getan und so ging es am Samstag für mich schließlich auf Plusreifen auf Loop 2 weiter.

Ich muss zugeben, dass ich mich schon über das gut gepflegte Hardtail E-MTB gefreut habe (Vielen Dank @berghotel_talblick für die kurzfristige Leihgabe)! Und zwar nicht nur, weil es berghoch leichter wurde, sondern auch da die breiteren Reifen auf Wiesenwegen und matschigen Passagen sehr willkommen waren. Wenn auch Plusreifen an sich grundsätzlich etwas überdimensioniert waren für die Strecke und das Rad schon sehr behäbig und schwer war- aber irgendwas ist ja immer.

BLOCKLINE besser mit E-Unterstützung?

Und falls ihr euch jetzt fragt: Klar ist die BLOCKLINE auch ohne Motorunterstützung fahrbar! Am Ende hängt das immer von eurem Fitnesszustand, der Zeit, die ihr euch nehmt und der Motivation ab. Ob mit oder ohne E gilt auf jeden Fall: Es ist eine Offroad-Route mit Trail- aber auch Asphaltanteilen, die eine gute Grundbeherrschung eines Fahrrads im Gelände voraussetzt, selbst wenn die BLOCKLINE größtenteils technisch nicht allzu anspruchsvoll ist. Selbiges gilt auch bei der Frage, ob die Strecke für Familien geeignet ist. Doch dazu weiter unten mehr.

Durchs malerische Gimmlitztal

Nachdem Jan und ich also am Samstagvormittag die Leihräder abgeholt hatten, ging es zunächst die Abfahrt des Vortages steil wieder hinauf. Easy mit Motorunterstützung, ok ok, aber auch leider geil! Wir gelangten ins Naturschutzgebiet Gimmlitztal, das „Tal der Mühlen“, welches große Bedeutung zu Bergbauzeiten hatte. Erst seit 2015 steht das reizvolle Tal des Baches Gimmlitz von der Quelle bis zur Talsperre Lichtenberg auf ca. 15 km Länge unter Naturschutz. Der Beiname kommt natürlich nicht von ungefähr, denn bis zu 20 Wassermühlen wurden zu Höchstzeiten durch das Wasser der Gimmlitz betrieben, auch wenn es heute nicht mehr viele von ihnen gibt.

Ein schönes Beispiel ist aber die Illingmühle, die als technisches Denkmal wieder funktionsfähig und der ein kleines Museum angegliedert ist, sowie die ehemalige Sägemühle. Außerdem gibt es auf vor der Mühle ein paar Sitzgelegenheiten und eine kleine Getränkebar für Wandernde und Radfahrende mit Kasse des Vetrauens. Ein wunderbares Setting zwischen den alten Holzgebäuden. Sogar eine kleine Ladestation für Pedelecs wurde dort integriert.

Frauenstein und das Wetter

Wir radelten weiter und als nächstes Highlight auf der Tour wartete der Ort Frauenstein auf uns. Dort thront seit über 800 Jahren eine Burg über dem Ort. Sie soll die schönste und größte Burgruinenanlage Sachsens haben – sehenswert ist sie allemal. Die Fahrt nach Frauenstein über die Felder und Wiesenwege war richtig schön, da es immer wieder tolle Ausblicke auf Dorf und Burgberg gibt. Der steile Anstieg in die Ortsmitte hinein gestaltete sich da schon etwas weniger angenehm. Wer es dann noch schafft die letzten Meter zur Burg hochzuradeln wird zumindest mit einem netten Ausblick belohnt.

Die Burg selbst liegt auf ca. 700 m ü. NN. und das Dorf schmiegt sich nur einige Meter weiter darunter an den Berg an. Nach diesen Strapazen sollte dann aber definitiv Kuchen & Eis im Café am Markt folgen 🤤. So haben wir es zumindest gehalten! Und wären wir dort gemütlich saßen und ein Stück Kuchen nach dem anderen futterten, setzte der Nieselregen und ein unangenehmer Wind ein…

Als wir wieder losfuhren, warf uns der Wind ordentlich das Wasser ins Gesicht und die folgenden Kilometer über die Felder waren doch etwas sehr feucht. Ich war froh, als wir uns schließlich meinem Tageshighlight näherten und der Regen und Wind etwas nachließen.

Kettensägenkunst aus Holz: Blockhausen

Nach viel Einsamkeit auf den Wegen zuvor erwarteten uns in Blockhausen nicht nur beeindruckende Holzstatuen, sondern auch eine Vielzahl an Besucher:innen, die sich die einmalige Handwerkskunst genauso wenig entgehen lassen wollten, wie wir.

Ich kann es ihnen nicht verübeln, denn imposant ist die Holzkunst, die mit Kettensägen kreeiert wurde auf jeden Fall. Die Außenanlage wirken wie ein kleines Erlebnisdorf mit ihren Statuen, Häusern und dem Imbissangebot und ist auf viele Gäste eingestellt. Wir blieben eine ganze Weile, bestaunten Drachen, Fabelwesen und Figuren aus Holz, die nicht nur für Kinder spannend sind. Am längsten Holztisch, der aus einem einzelnen Baumstamm gefertigt wurde, wärmten wir uns schließlich mit einem Becher Tee wieder etwas auf.

Lange hielt diese Wärme leider nicht an, denn irgendwann wurde der Regen wieder stärker und ich war froh, dass wir uns da bereits auf dem Rückweg befanden. Nach knapp 53 km rollten wir wieder in Holzhau ein, schlossen die Akkus der Bikes an den Strom an und freuten uns dann sehr aus den feuchten Klamotten herauszukommen.

🚲 BLOCKLINE Loop 2: Gravelbike tauglich, ja oder nein?

Ich würde wie bei Loop 1 sagen: ja, mit Einschränkungen. Manche Abschnitte sind einfach komfortabler zu fahren mit MTB (Feldsteinwege und die zahlreichen Wiesenwege auf Loop 2) und an anderen schiebt man vermutlich eh für ein paar Meter (zumindest ohne Motor). Alles eine Frage der Motivation, Fitness oder Technik 😉. Loop 2 ist der am wenigsten anspruchsvollste in Bezug auf Trails. Dafür gibt es mehr Wiesenabschnitte, die aber auch mit breiteren Gravelreifen mit wenig Reifendruck gut fahrbar sein sollten.

BLOCKLINE Loop 3: Holzhau – Seiffen – Rauschenbach – Holzhau

Und schon brach der letzte Tag auf der BLOCKLINE an. Loop 3 sollte der längste und anspruchsvollste werden. Mit ca. 66 km Länge und über 1.300 hm warteten auch auf dieser Runde wieder einige Gipfel auf uns. Gleichzeitig ist dieser Loop auch der abwechslungsreichste und verwöhnt mit wundervollen Ausblicken, Schloss, Trails und Erzgebirgkunst. Endlich war auch das erzgebirgische Wetter uns etwas gnädiger gestimmt. Die Temperaturen sanken zwar weiterhin, doch wir blieben immerhin trocken, was auch die Motivation Fotostopps zu machen, wieder deutlich ansteigen ließ.

Frau auf dem Fahrrad in der Natur
Über Wiesen und mit herrlichen Aussichten geht es auch auf Loop 3 weiter. (Foto: Jan B.)

Aber wie ihr euch denken könnt, ging es am Morgen zunächst erstmal berghoch, um aus Holzhau hinaus zu kommen. Es gab auch wieder einige Wiesentrails. Allerdings waren die ohne Regen deutlich angenehmer zu fahren, auch wenn natürlich immer noch alles sehr nass und matschig war. Die Schotterwege durch den Wald waren jedoch sehr gut fahrbar. Vorbei an den idyllischen Schwemmteichen und Schwemmwiesen führte die Route bis hin zum Altsächsichen Gasthof Kleines Vorwerk – eine traumhaft am Wald und Berg gelegene Anlage mit Restaurant, dem kleinsten Gasthaus Sachsens, eigene Hochlandrinderzucht und zahlreichen anderen Tieren, wie Gänsen und Ziegen. Hier lohnt ein Stopp auf jeden Fall.

Neuhausen und Seifen – vom Märchenschloss zur Spielzeugstadt

Für uns ging es aber nach ein wenige Umschauen weiter Richtung Neuhausen und zum Schloss Purschenstein, dass man schon von weitem über die Felder hinweg sehen kann. Die schöne, restaurierte Schlossanlage aus dem 12./13. Jahrhundert gehört zu den ältesten Sachsens und beherbergt heute ein Hotel. Wir hielten uns hier nur kurz auf, denn es lagen noch einige Kilometer vor uns. Nächster Stopp: der Kurort Seiffen.

Das berühmten Seiffen, das „Spielzeugmacherdorf des Erzgebirges“ lockt Weihnachtsdekofans mit einer Schauwerkstatt und zahlreichen kleinen Läden, die die berühmten Schwibbögen und Räuchermännchen verkaufen. Kuchenpause kann man hier auch gut machen. Es ist ein hübsches Örtchen, war aber für mich selbst in der Nebensaison schon etwas zu viel des Guten. Viele Menschen und das aufkommende Tourifeeling, was ich eigentlich nirgens mag, ließen uns dann nach der Kaffeepause ziemlich schnell wieder aufbrechen. Wir bevorzugten es dann doch über ein paar steile Rampen den Reicheltsberg hochzufahren und auf matschigen Trails den Berg wieder runter zu sliden, um dann völlig eingesaut die restlichen Kilometer zurück zu kurbeln :-D.

Der Reicheltsberg ließe sich übrigens auch leicht auslassen, wenn man ein paar recht steile Anstiege, Höhenmeter und Trails sparen möchte. Das wäre zum Beispiel auch für Familien mit jüngeren Kindern eine gute Option. Die Route führt nämlich einmal um den Berg herum und hinauf, um dann wieder nach Seifen zurückgeleitet zu werden. Wer glaubt, dadurch einen guten Ausblick zu verpassen, kann sich entspannen: Loop 3 der BLOCKLINE lebt quasi von zahlreichen Ausichtspunkten! Wer nicht auf dem Reicheltsberg war, wird dennoch genau auf der anderen Seite von Seiffen auf seine/ ihre Kosten kommen. Denn da geht es wieder hinauf und kurz darauf wartet ein weiteres Highlight – und ein weiterer Gipfel…

🚲 BLOCKLINE Loop 3: Gravelbike oder MTB?

Wenn es einen Abschnitt auf der BLOCKLINE gibt, denn man definitiv am besten mit MTB fährt, dann sind es wohl die Trails des Reicheltsberges. Mehr Spaß macht besonders die Abfahrt. Hier folgt die BLOCKLINE -Route nämlich der EMB-Strecke (Erzgebirgs-Bike-Marathon, einem MTB Event). Geübte und Trainierte kommen natürlich auch mit dem breitbereiften Gravelbike klar. Doch dank der feuchten, schlammigen Wege durch den Regen der vergangenen Tage und der zahlreichen Steine und Wurzeln war ich hier über breite Reifen und Federung sehr glücklich.

Frau auf dem Fahrrad vor einem Feld
Oberhalb von Seiffen (Foto: Jan B.)

Der Schwartenberg und die Rauschenbachtalsperre

Der nächste Berg der Strecke, der Schwartenberg, verwöhnt mit einem Rundumblick auf die Gegend. Mit ca. 789 m ist der freistehende Schwartenberg einer der höchsten Berge des Osterzgebirges. In naher Ferne lässt sich sogar der nächste interessante Stopp, die Talsperre Rauschenbach, erkennen. Dort rollten wir nun auch hin.

Direkt nach der Schwartenberg-Abfahrt wartet ein BLOCKLINE Fotobogen. Daneben führt ein schmaler Pfad durch ein kleines, abgezäuntes Waldstück und macht mächtig Laune. Ich liebe solche schmalen Waldwege einfach viel zu sehr! Der Trail der dann einige Kilometer später zur Talsperre Rauschenbach führte, war eher weniger mein Geschmack. Dieser ist nicht nur steil, sondern auch durch Rohre zerteilt. Absteigen war hier für mich irgendwann die einzige Option.

Und dann eröffnete sich auf dem Damm der großen Talsperre ein großartiger Blick die hohe Mauer hinunter ins Tal und auf die gestaute Wasserfläche auf der anderen Seite. Die Talsperre hat überregionale Bedeutung und dient unter anderem der Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz. Sie wurde bereits 1968 in Betrieb genommen.

Akku leer

Die letzten 13 Kilometer zurück nach Holzhau boten auf den Feldwegen immer wieder schöne Ausblicke. Schließlich folgte noch ein Abschnitt am Grenzweg zu Tschechien entlang, den ich breits weiter nördlich auf Loop 1 kennengelernt hatte. 6 km vor dem Ziel geschah es dann: Die zahlreichen Höhenmeter und steilen Anstiege forderten trotz meines Versuches der Akkupflege ihren Tribut. Der Pedelec-Akku war leer und ich fuhr plötzlich auf einem Schlachtross ohne Antrieb und fühlte mich selbst bei den kleinsten Hügeln, als würde sich jemand hinten an das Rad gehängt haben und als ob der Reifen zusätzlich noch platt sei.

Ja, vielleicht neige ich zu Übetreibung, aber der Kontrast war einfach zu groß. Solche E-MTB sind einfach nicht für das Fahren ohne Motorunterstützung konzipiert – weder auf gerade Wegen und schon gar nicht am Berg. Dafür war zumindest mein geliehenes E-MTB zu schwer und unhandlich. Tja, es hatte wohl alles seine Licht- und Schattenseiten. Während ich auf Loop 3 mehr als einmal dankbar war, am Berg Unterstützung zu haben, so verfluchte ich das schwere Rad in diesem Moment dennoch sehr. Also versuchten wir auf den letzten Kilometern die Strecke noch minimal anzupassen, um keine Rampen mehr hinauf zu müssen, sodass ich nicht allzulange schieben musste. Denn das war defintitv kein Spaß.

Doch schließlich war auch das geschafft und als wir die Mountainbikes schließlich wieder im Berghotel Talblick abegegeben hatten und die 18 % Rampe hinunter ins Tal zurück nach Holzhau und zum Hotel liefen, konnten wir auf einen weiteren, gelungenen Tag auf der BLOCKLINE zurückschauen. Ein paar tolle Tage auf dem Fahrrad in einer wunderschönen Region gingen zu Ende. Wieder einmal konnte ich davon überzeugt werden, wie schön Deutschland ist und, dass es eben nicht immer weit weg gehen muss, um das Besondere und Unbekannte zu erleben! Wenn beim nächsten Besuch noch die Sonne scheint, dann komme ich soagr noch lieber wieder ;-)!

Frau auf dem Fahrrad in der Natur
Foto: Jan B.

Informatives rund um die BLOCKLINE

Für wen eignet sich die BLOCKLINE?

Die Route wird als sehr einsteigerfreundlich beworben und gerade für MTB- Neulinge ist sie besonders zugänglich, da es nur wenige Trails gibt und diese sind fast alle gut fahrbar – etwas Fahrgeschick und grundlegene Technik vorausgesetzt. Für Familien würde ich sagen, ist die Strecke auch machbar, jedoch mit Einschränkungen. Halbwegs gute Fitness sollte aufgrund der Anstiege schon vorhanden sein oder eben etwas mehr Zeit. Für die jüngeren Kinder lohnt sich eventuell ein Zugseil an den steileren Passagen und gegebenenfalls könnte auch Motorunterstützung hilfreich sein, aber das ist eine sehr individuelle Sache. Falls ihr ein paar Erfahrungen aus Familienhand lesen wollt, schaut mal bei der Reise-Familie Fravely vorbei, die die BLOCKLINE mit ihren zwei Kids kurze Zeit vor mir gefahren sind.

Außerdem lohnt es sich, die Strecke eventuell in weitere kleine Abschnitte aufzuteilen, wie es auf der BLOCKLINE – Website auch vorgeschlagen wird. So erfährt man die Höhenmeter in kleinen Häppchen und kann sich Stück für Stück voran tasten. Abschnitte, wie die EMB-Strecke am Reicheltsberg lassen sich sogar einfach auslassen. Ansonsten: Schieben an den steilen Passagen ist manchmal einfach die entspanntere Wahl – zumindest mit einem nicht allzu schweren Fahrrad.

Gravelbike auf matschigem Forstweg
Hier ging es steil hinab auf forderndem Untergrund

Anreise ins Erzgebirge mit dem Zug

Wie immer bin ich mit dem Zug aus Berlin angereist. Knapp vier Stunden hat das mit einer längeren Umsteigezeit in Dresden und insgesamt zwei Mal umsteigen aus Berlin gedauert. Ich hatte eine Fahrradresevierung im EC bis nach Dresden, die ich erst eine Woche zuvor gebucht habe. In der Hochsaison und am Wochenende würde ich jedoch etwas länger vorausplanen, das sonst ganz schnell alle Plätze belegt sein können.

Ab Dresden fahren stündlich regionale Züge über Freiberg bis nach Holzhau. Da finde ich schon eine ordentliche Anzahl an Zügen und bietet etwas Flexibilität auch ohne Auto voran zu kommen. Nur allzu spät anreisen war leider nicht möglich. Dafür landet man mit der Regionalbahn genau im Zentrum der BLOCKLINE. Bei mir hat das alles völlig unkompliziert geklappt und unter der Woche in der Nebensaison waren die Regionalzüge auch nicht voll. Wie das im Sommer am Wochenende aussieht mit Fahrrad kann ich also nicht sagen.

Blick übers Feld auf einen Ort

Unterkünfte auf der BLOCKLINE Route

Wer bei der Erkundung der Blockline entspannt im Hotel, der Pension oder Ferienwohnung nächtigen möchte, sollte defintitiv einen Blick auf die Partnerhotels, die sogenannten BLOCKLINE-Inns, werfen. Alle ausgewählten Hotels liegen an der Strecke und sind auf radfahrende Gäste eingestellt. Sie bieten zum Teil Leihräder, Unterstellmöglichkeiten für die Fahrräder, Reparatur-Sets und Ladestationen für Pedelecs.

Ich habe mein Nachtlager direkt in Holzhau in der schönen Anlage des Naturhotel Lindenhof aufgeschlagen. Das ist momentan noch kein Partnerhotel der Blockline, aber dennoch eine sehr schöne Wahl für die Übernachtung. Das Hotel hat auch einen Fahrradschuppen, jedoch bisher wenig Lademöglichkeiten für Pedelecs. Dafür bekommt man auch mal den Gartenschlauch zur Verfügung, wenn man sein Rad abends abwaschen möchte. Ich war ziemlich angetan von der Frühstücksauswahl und der kleinen aber sehr guten Restaurantkarte, die auch einige, sehr leckere vegane Optionen bereit hielt. Das war ich im Erzgebirge bisher anders gewohnt und daher positiv überrascht.

Hinweis für Bikepacker und Draußenschläfer:

Zwischen Altenberg und Seiffen gibt es mindestens drei Campingplätze, wo meist relativ spontan ein Lager aufgeschlagen werden kann. In der Urlaubsregion gibt es außerdem noch weitere Pensionen und Unterkunftsmöglichkeiten, als die BLOCKLINE-Inns. Für Pausen unterwegs eignen sich auch die zahlreichen Schutzhütten und Rastplätze auf der Strecke, die in unterschiedlicher Größe an Wald und Wiesenlegen liegen. Meist sind diese sauber und groß genug für eine entspannte Rast oder dem Schutz vor Regen.


So zusammen, damit möchte ich den doch wieder recht lang gewordenen Beitrag rund um meine Reise ins Erzgebirge und die Erkundung der BLOCKLINE nun abschließen. Ihr habt noch Fragen, die im Artikel nicht geklärt worden sind? Lasst gern einen Kommentar hier, damit ich das für alle sichtbar beantworten kann, falls möglich! Danke fürs Lesen und Kommentieren!

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