Von Zittau an den Bärwalder See in 4 Etappen

Ende 2022 hatte ich relativ kurzfristig die Möglichkeit, noch eine Reise mit dem Fahrrad zu machen –  die erste Tourismuskooperation seit das Baby da ist! Da bot es sich natürlich an, den Kleinen direkt auf seine erste kleine Bikepacking-Tour mitzunehmen. Mit Gravelbike, Faltrad und Anhänger ging es in die vielfältige Oberlausitz und entlang des Zwillingsradweges. Was es dort zu entdecken gibt, wie familientauglich der gefahrene Routenabschnitt ist und welcher Fluss dort gleich an drei Quellen seinen Ursprung hat, könnt ihr in den folgenden zwei Blogbeiträgen nachlesen!

Teil 1: Info rund um den Zwillingsradweg und die ersten zwei Etappen

Teil 2: Etappen drei und vier mit Anhänger

Transparenzhinweis/Werbung: Im Auftrag der Marketinggesellschaft Oberlausitz Niederschlesien befuhr ich einen Teil des Zwillingsradweges. Insgesamt rund 120 km verfolgte ich u.a. die Spree von ihrer Quelle im Oberlausitzer Bergland bis in das UNESCO Biosphärenreservat der Oberlausitzer Teichlandschaften.

Übersicht

Auf dem Zwillingsradweg in zwei Reisemodi

Genau ein Jahr zuvor war ich zufälligerweise zuletzt in der Region gewesen, wenn auch etwas weiter nördlich auf dem Wolfsradweg im Auftrag des fahrstil Magazins. Nun ging es tiefer hinein in die Gegend und auf 4 Etappen von Zittau bis nach Uhyst am Bärwalder See. Dabei war ich in zwei ganz unterschiedlichen Reisemodi unterwegs.

Zwei Tage verbrachte ich im Bikepacking Modus allein auf dem Gravelbike und fuhr von Zittau nach Bautzen, die anderen zwei Tage ging es entschleunigt mit Freund und mit Baby im Fahrradanhänger von Bautzen nach Uhyst. Tempo und Strecke machen, standen ganz klar nicht im Fokus, sondern vielmehr das Erleben einer abwechslungsreichen Region, die neben architektonischen Highlights vor allem viel Natur und Wasser zu bieten hat.

Gravelrad mit Bikepacking Tachen lehnt an einem Baum neben einem Feld
Logo Zwillingsradweg

Schon mal vom Zwillingsradweg gehört? Nein? Nun, dann wird es aber Zeit! Denn der Flussradweg verbindet als Rundtour viele sehenswerte Orte und wunderschöne Landschaften der Oberlausitz gezielt miteinander. Genau genommen, ist der Zwillingsradweg gar kein eigenständiger Radweg. Er ist vielmehr eine wunderbar zu radelnde Kombination von Teilen des Oder-Neiße-Radweges und des Spreeradweges in der Region der Oberlausitz. Verbunden werden die beiden Flussradwege im Süden durch den Mittellandweg und im Norden durch den Froschradweg.

Der Zwillingsradweg - eine Route für die ganze Familie

Der Zwillingsradweg kann ein Erlebnis für die ganze Familie sein. Und genau dies stand für mich auftragsbedingt auf der Reise im Fokus: Das Erlebbare am Streckenrand und die Tauglichkeit der Route für Kinder unterschiedlicher Altersgruppen (bis 10 Jahre). Das war für mich eine ganz neue Perspektive für eine Radreise und ich fand es sehr spannend, die Route mit ganz anderen Augen wahrzunehmen. Was gibt es zu entdecken unterwegs? Wo kann man besonders gut pausieren und essen? Wie gut ist die Strecke generell fahrbar in Hinsicht auf Untergrund und Höhenprofil?

So viel sei gesagt: Es gibt ausreichend viel zu entdecken auf dem Zwillingsradweg – für Groß und Klein! Da wir einen Teil als Familie gefahren sind und ich einen Teil allein, kann ich dies nur unterstreichen.

Croozer Fahrradanhaengeran Ghost Gravelbike vor einer gemauerten Wand auf dem Zwillingsradweg
Mit Gravelbike und Anhänger unterwegs auf dem Zwillingsradweg; Foto: Jan B.

Anreise in die Oberlausitz

Wie immer bin ich mit dem Zug angereist. Besonders die größeren Orte Bautzen, Görlitz, Bad Muskau, Weißwasser oder Zittau lassen sich gut mit der Regionalbahn anfahren. Mit dem Fernzug kommt man nur bis Dresden und steigt dann um. Generell funktioniert auch eine Fahrradmitnahme problemlos.

Großes Plus: In vielen Bussen der Region kann man Fahrräder mitnehmen. Das macht die  Erreichbarkeit von Orten, die nicht an der Bahnstrecke liegen oder nur nach mehrmaligem Umsteigen und mit längeren Fahrzeiten ansteuerbar sind, deutlich einfacher. Hier sollte man jedoch nicht vergessen, dass die Platzkapazitäten gering sind und es nicht für alle
Busse gilt.

Gravelbike in einem Bus angelehnt

 

Auf den Seiten des Verkehrsverbundes findet ihr weitere Informationen zur Fahrradmitnahme in Bahn und Bus und zu den Preisen. Von Berlin aus ist man mit Fahrt via Dresden mit dem Zug in ca. 3:40 h in Zittau und in ca. 2:40 h in Bautzen.

Etappe 1: Von Zittau nach Ebersbach, ca. 35 km & 430 hm

So, und nun gehts aber los auf dem Zwillingsradweg – und zwar im südlichen Zipfel der Oberlausitz.

Unweit des Zittauer Gebirges, im Dreiländerdreieck, liegt die geschichtsreiche Stadt Zittau direkt an der polnischen und tschechischen Grenze. Hier startete meine Reise auf dem Zwillingsradweg.  Am Bahnhof durfte ich direkt eines der Highlights der Stadt begutachten, denn mein Timing war perfekt. Die Abfahrt der alten Dampfeisenbahn, der Zittauer Schmalspurbahn, stand kurz bevor und dies ist per se schon ein Schauspiel, selbst wenn man gar nicht mitfahren möchte. Die große schwarze Lok bläst ordentlich Dampf aus, bevor sie mit extra Getöse den Bahnhof verlässt.

Nach einem kurzen Schwenk in die Innenstadt zum sehenswerten Marktplatz mit seinem hübschen Rathaus, wo ich in einem Café noch schnell eine Mittagspause einlegte und den Regen abwartete, machte ich mich schließlich auf den Weg.

Highlights in Zittau

Durch das Zittauer Künstlerviertel hindurch radelte ich hinaus aus der Stadt und befand mich kurze Zeit später am Olbersdorfer See, der besonders im Sommer ein toller Ort zum Verweilen ist. Am erst in den 90er Jahren vollständig gefluteten See des ehemaligen Olbersdorfer Tagebaus  ist u.a. im Rahmen der Landesgartenschau 1999 eine wahre Freizeitoase entstanden, mit Park, Sitzgelegenheiten, Sandstrand, Beachvolleyballplätzen und allerlei anderen Möglichkeiten der Beschäftigung. Eine großes Schaufelrad erinnert an die ehemaligen Kohletagebauzeiten der Gegend. Rund um Zittau gibt es also auch für ältere Kinder (6-10 Jahre war mein Augenmerk auf dem Streckenabschnitt) einiges zu erleben.

Durch Berg und Tal auf der Fachwerkstraße

Bis zum Nachmittag hin war das Wetter sehr durchwachsen und eher grau mit etwas Nieselregen ab und zu. Nichtsdestotrotz war ich sehr froh, nach langem mal wieder allein mit dem Fahrrad im Bikepacking-Modus unterwegs sein zu können. Es tat so gut, einfach im eigenen Tempo zu fahren, eine mir unbekannte Gegend zu entdecken und ganz für mich zu sein. Es mag kitschig klingen, aber ich war in diesen Momenten so glücklich und zufrieden, dass mich dieses bisschen Regen einfach überhaupt nicht störte. Außerdem hatte ich die passende Kleidung natürlich dabei!

Den Großteil des Tages radelte ich auf asphaltierten Radwegen und Nebenstraßen durch kleine Siedlungen und immer wieder an Feldern entlang. Es machte sich bemerkbar, dass dies eine Gebirgsregion ist und es gab immer wieder kleine, aber überschaubare Anstiege. Für selbstradelnde Kinder unter 10 Jahren kann das allerdings schon eine Herausforderung sein.

Auf meinem Weg Richtung Spreequelle brachte mich der Zwillingsradweg auch entlang der Fachwerkstraße in Oderwitz. Auf Nebenstraßen fährt man durch die langgestreckte Siedlung und kann dabei immer wieder die schöne Fachwerkarchitektur bestaunen. Weitere Highlights sind das Oderwitzer Viadukt und die alte Bockwindmühle “Berndt-Mühle”, die man über die Felder erspähen kann. Ganz in der Nähe tummelten sich Alpakas auf einer Weide, die ich natürlich auch kurz besuchen musste.

Pausenoption:

Ein schöner Stopp für eine Mittagspause bietet sich in Eibau am alten Faktorenhof an. Das Areal mit Brauhaus ist definitiv sehenswert. Vorher Öffnungszeiten checken – es gibt oft eine Nachmittagsschließzeit.

Spreequelle am Kottmar

Ich muss gestehen, bis zu meiner Reise auf dem Zwillingsradweg wusste ich nicht, wo die Spree eigentlich ihre Quelle hat. Ich fand es somit ziemlich cool, den etwas beschwerlichen Anstieg Richtung Gipfel des Berges Kottmar im Lausitzer Gebirge mit dem Rad zu bewältigen, um als Berlinerin endlich an der Quelle des Flusses zu stehen, der die Hauptstadt so dominant durchfließt und den ich seit Kindertagen kenne. Und dann erfuhr ich auch noch, dass die Spree sogar drei Quellen hat, die alle hier in der Region entspringen und an denen man auf dem Zwillingradweg vorbei radelt. Verrückt.

Beinahe hätte ich diesen Routenabschnitt zum Kottmar hoch ausgelassen, sah es doch auf der Karte nach einem unnötigen Umweg mit einigen Höhenmetern aus. De facto ist es der höchste Punkt auf dem Zwillingsradweg, doch letztendlich ich bin mehr als froh, diesen Weg auf mich genommen zu haben. Zum einen lohnt der Blick auf die hügelige Landschaft von da oben, zum anderen ist der Wald rund um den Gipfel des 583 m hohen Kottmar wirklich sehr schön und die Spreequelle nebst einer Gedenkstätte an einer kleinen Hütte mitten im Wald gelegen. 

Tipp: Wer Zeit und Lust hat, den Wald etwas genauer zu erkunden, kann dort zum Beispiel dem 4,5 km langen Sagenpfad folgen und sich anhand der Infotafeln über die zehn Sagen rund um den Berg Kottmar informieren.

Als ein Blick auf den Regenradar dann erneut eine Husche ankündigte, machte ich mich jedoch fix wieder auf den Weg und wartete den Regen in einer Hütte am Wanderparkplatz ab, bevor ich mich an die Abfahrt und die letzten Kilometer des Tages machte. Es folgten noch eins, zwei kleine Anstiege mit folgenden schönen Ausblicken auf dem Weg nach Ebersbach-Neugersdorf. Ich fuhr am Freibad und der 2. Spreequelle vorbei und war damit fast schon am Ziel angekommen.

Übernachtung: Bauernhof Idyll auf dem Grünsteinhof in Ebersbach

Nach einem Tag auf dem Rad erwartet mich auf dem familiengeführten Grünsteinhof ein kleines Paradies, das nicht nur Kinderherzen schneller schlagen lässt. Allein das wunderschön sanierte, alte Umgebindehaus ist sehenswert. Für Kinder kann der Bauernhof ein echtes Abenteuer sein (und für Erwachsene, die sich darauf einlassen auch^^) . Sie dürfen bei der morgendlichen Fütterung der Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen, Laufenten und Ziegen dabei sein und bekommen dabei den Hof gezeigt. Außerdem gibt es einen kleinen Spielplatz und zahlreiche Spielzeuge und Kinderfahrzeuge, die ausprobiert und erkundet werden dürfen. 

Exkurs: Ein Umgebindehaus ist laut Wikipedia “ein Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise” kombiniert. Das Besondere daran ist, dass Erdgeschoss und Dach bzw. Obergeschoss baulich voneinander getrennt sind mit einer Art Stützgerüst. In der Oberlausitz ist dies eine traditionelle Bauweise.

Ich war schon etwas traurig, dass ich nur eine Nacht auf dem Hof bleiben konnte, denn ich habe mich einfach sofort wohl gefühlt. Dafür sorgten nicht nur die vielen Tiere, sondern auch die unfassbar nette Betreiberin und die gemütliche Ferienwohnung. Die Wohnungen sind liebevoll renoviert, unterschiedlich groß und mit Küche, mehreren kleinen Räumen und modernem Bad voll ausgestattet. Man kann Frühstück dazu buchen und erhält dann morgens einen Korb vor die Tür gestellt – mit frischen Brötchen, Joghurt, hausgemachten Marmeladen und sogar eigenem Saft, Obst und Tee. Ein Sonderwunsch, wie vegetarische Kost, wird nach Ankündigung problemlos berücksichtigt: In Summe ein absolutes Highlight für Familien, aber auch Paare und Einzelpersonen gleichermaßen!

Übrigens: Das Fahrrad kann man auch unterstellen und wer für einen kurzen Aufenthalt nicht unbedingt eine Ferienwohnung braucht, kann nach einem Zeltplatz auf dem Hof fragen.

Etappe 2: von Ebersbach nach Bautzen, ca. 41 km & 300 hm

Nach einem ausgiebigen Frühstück verließ ich am nächsten Morgen den Grünsteinhof und machte mich auf den Weg weiter Richtung Bautzen. Die Wetteraussichten waren deutlich besser und so erfreute ich mich am Sonnenschein und radelte gemütlich aus Ebersbach heraus. Es ging über Nebenstraßen primär entlang von hügeligen Feldern etwas auf und ab. Nach ca. 8 km in Neusalza-Spremberg gelangte ich schließlich direkt an die Spree und folgte ihrem Verlauf auf dem Spreeradweg den Tag über.

Zwillingsradweg am Stausee

In Sohland erwarten die aufmerksamen Radfahrenden gleich mehrere POI. Besonders die steinerne “Himmelsbrücke” ist einen kurzen Stopp wert. Die steil ansteigende, kleine Bogenbrücke aus dem Jahr 1796 schmückt sogar das örtliche Wappen. Direkt daneben lässt es sich in einer Hütte im Stil der Umgebindehaus-Architektur mit kleinem Bücherregal angenehm pausieren.

Sehr schön wird dieser Abschnitt des Zwillingsradweges ab dem Stausee in Sohland. Ich konnte hier die Straße verlassen und radelte entlang der Spree und durch den Wald auf einem hügeligen Rad- und Wanderweg bis nach Schirgiswalde. Danach führt die Route weiter zwischen Feldern entlang und durch kleine Orte und bietet so auch die Option sich unterwegs zu verpflegen, falls man nichts dabei haben sollte oder ein Kuchenstopp gefragt ist. In Obergurig gibt es z.B. die Gaststätte “Alte Wassermühle”, wo man im Sommer sehr gut draußen sitzen kann und ein Stück weiter eine Eisdiele direkt am Weg.

Fahrrad lehnt an einem Fels mit gefallenen Laub und unter Bäumen

Entlang der Spree

Bautzen war nicht mehr weit und ich genoss die letzten Tageskilometer am Spreeradweg sehr. Denn wo es zuvor teilweise durch viele Siedlungen ging, wurde es nun ruhiger und “wilder”. Der Radweg an der Spree war teilweise naturbelassen, aber dennoch gut fahrbarer Waldboden. Die Spree floss hier etwas breiter und unruhiger durch das Flussbett, was zusammen mit den bunt gefärbten Bäumen ein wunderbares Naturschauspiel bot. Den 12%-Anstieg klemmte ich mir direkt und schob die paar Meter den Berg hoch, um im Anschluss die letzten Kilometer entspannt nach Bautzen hinein zu fahren.

Bautzen - die tausendjährige Stadt mit den vielen Türmen

Sehr schön fand ich es, dass ich einen Bautzen-Besuch auf dieser Reise nachholen konnte. Zum ersten Mal war ich 2019 auf Durchreise in der Stadt gewesen, als Flo und ich auf kleiner Bikepackingtour von Prag in den Spreewald unterwegs waren. Damals schaute ich von einer Brücke auf die Burganlage und dachte mir, ich muss unbedingt nochmal herkommen und mir das genauer anschauen. Denn wenn eines von Bautzen in Erinnerung bleibt, dann die große Festungsanlage direkt an der Spree.

Bei meinem letzten Besuch radelte ich nun auf dem Kopfsteinpflaster unterhalb der Festung entlang des Flusses und bestaunte die mittelalterliche Architektur, die vielen alten Häuser und Anlagen. Bautzen hat einige Sehenswürdigkeiten und POI für die ganze Familie zu bieten, sodass man mindestens einen Tag zusätzlich einplanen kann, wenn man Lust hat, die Stadt zu erkunden.

Neben den zahlreichen Türmen mit unterschiedlichen Nutzungszwecken finden sich dort zum Beispiel…
Burg in Bautzen an der Spree

Die Auswahl an Unterkünften und Restaurants und Cafés ist dementsprechend ausreichend, sodass am Ende der Etappe für Verpflegung gesorgt sein sollte. In Bautzen gibt es auch eine Jugendherberge, die sich sehr gut für eine günstige, aber ordentliche Unterkunft auf einer Radreise anbietet.

In Bautzen endete meine alleinige Radtour auf dem Zwillingsradweg. Den weiteren Wegabschnitt von Bautzen bis nach Uhyst am Bärwalder See legte ich in Begleitung meines Babys und meines Partners zurück. Wie die Reise mit Anhänger und in kurzen Tagesetappen durch das herbstliche Oberlausitz weiter ging, könnt ihr im folgenden Blogbeitrag lesen (VÖ: KW 14):

Foto Credits: Radelmädchen/ Juliane Schumacher
Zwillingsradweg Logo: Marketinggesellschaft Oberlausitz Niederschlesien
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