Für das Jahr 2020 hatte ich so einige Pläne gehabt. Ich wollte ein paar Bikepacking Events angehen, viel fahren und auch über die Landesgrenzen hinweg unterwegs sein. Wir wissen alle, was solche Pläne grundlegend verändert oder gar komplett zunichte gemacht hat. Dennoch bot mir das Jahr bereits einige Anreize für sehr schöne Touren (Rennsteig, Orbit 360 usw.) und ich nutzte die Zeit, um meine Heimat noch besser kennenzulernen. Allerdings freute ich mich schließlich umso mehr auf das erste Gravel-Event, welches ich als 8bar Gravel Team Mitglied fahren wollte – zusammen mit Wiebke, für die es die erste Mehrtages-Bikepacking Tour in einem derartigen Rahmen und mit neuem Fahrrad werden sollte. Es sollte also spannend werden. Doch schonmal vorweg: Es war eine großartige Erfahrung und Wiebke ist mir mehr als einmal davon gefahren^^. Sportlerin eben :-).

TRANSPARENZHINWEIS: Enthält Werbung/Markennennungen aufgrund eines Sponsorings. Die Inhalte stammen von mir und ich berichte wie immer aus meiner Perspektive, offen und ehrlich.

  1. Holy Gravel 2020 – Die Sommer Ausgabe
  2. Vorbereitung und Ausrüstung
  3. Das 8bar Gravel Team beim Holy Gravel
  4. Exkurs: Über Fitness und Vergleiche
  5. Gravel-Fahrt in Begleitung
  6. Die Sache mit dem Kettenschloss
  7. Exkurs: Frauen und Vorbilder
  8. Von Sommerhitze und Verpflegungsengpässen
  9. Eine Nacht im Anglerverein

1. Holy Gravel 2020 – Die Sommer Ausgabe

Kurz zum Event selbst: So wie der Hanse Gravel, den ich 2019 gefahren bin, startet diese Bikepacking- Selbstversorgungsfahrt in Hamburg und geht dann in einem großen, überhaupt nicht direkten Bogen durch Schleswig-Holstein an die Ostsee und über Eckernförde, Kiel, und Lübeck zurück nach Hamburg. Den Holy Gravel gab es erstmals im Herbst 2019 mit Start zu Halloween (daher der Name) und so wie auch da, konnten sich im Sommer 2020 die Teilnehmenden für eine kürzere (ca. 555 km) und eine längere Route (ca. 740 km) entscheiden. Die Registrierung erfolgte vorab über die Holy Gravel – Website und gegen Spende für die Hamburger Caritas: Also alles non-profit, aber mit ganz viel Liebe für die Streckenführung. Vielen Dank schon einmal dafür! Die Tracks wurden dann vorab per Mail an alle Registrierten versendet.

8bar bikes und 8bar gravel team lachend
8bar Gravel Team, 2/3 – Wiebke und ich sind den Holy Gravel zusammen gefahren und hatten jede Menge Spaß!

2. Vorbereitung und Ausrüstung für den Holy Gravel 2020

Ich versuche vorab und sobald ich die gpx-Daten der Strecke habe, gern einmal den kompletten Track anzuschauen und abzuschätzen, wie weit ich pro Tag fahren kann. Das mache ich meistens so, indem ich die Daten in Garmin Basecamp, aber noch viel lieber bei Komoot lade (aufpassen, dass kann gerade im Gelände den Track leicht verändern) und dann die Kilometer durchgehe. Wo lässt es sich gut schlafen? Wo liegen Campingplätze und Verpflegungsmöglichkeiten auf der Route usw. Das gibt mir während der Reise ein besseres Gefühl und ich finde mich auch besser zurecht. In diesem Falle habe ich mich ein wenig an den Hanse Gravel erinnert und wie wir dort gefahren sind. Da es noch nicht abzusehen war, wie Wiebke und ich als Team zurecht kommen würden, plante ich jedoch sehr flexibel und mit ca. 130 bis 150 km pro Tag. Wenn es weniger geworden wäre, auch gut. Mit mehr rechnete ich eher nicht. Schließlich wollte ich kein Rennen fahren und der Tag ist auch im Sommer irgendwann vorbei^^.

Wie macht ihr das so? Fahrt ihr einfach drauf los oder zählt ihr zu den Planern und Oberrohr-Notizzettel-Klebern?

Im Grunde war ich ähnlich ausgerüstet, wie bei den letzten Bikepacking Fahrten, die ich gemacht habe. Der große Unterschied: Ich habe ein Zelt mitgenommen! Die Erinnerungen an eine von Mücken zerstochene Jule nach dem Befahren des Brandenburg Orbits und der Nacht im Freien saßen tief. Es konnte ja keiner ahnen, dass es in Schleswig-Holstein offenbar weniger Mücken gibt, als in Brandenburg. Aber vermutlich lag es auch daran, dass es dort deutlich weniger sumpfige Gegenden und Seen auf der Strecke gibt. Dennoch war ich froh darüber, für diese Tour mein kleines, mobiles Heim dabei zu haben.

8bar MITTE Steel mit Bikepacking Taschen und Radelmädchen
Set up 🙂 Foto: Wiebke Lühmann

Fahrrad: 8bar MITTE Steel v2

Satteltasche: Ortlieb Seat Pack, Gr. L mit Vaude Hogan UL Zelt, Schlafsack, Kleidung (Ersatz-Kit von Adidas Cycling, Unterwäsche, Socken), GoPro Chesty, Alu Trinkbecher, Ortlieb Erste-Hilfe-Set

Rahmentasche: Framepack Toptube von Ortlieb mit Werkzeug, Sonnencreme, Powerbank, Stirnlampe, Riegel, Pumpe, Besteck (Opinel, Spork)

Stembags: selfmade; Kamera Sony Alpha 6000 mit Sigma Contemporary 30mm Festbrennweiten-Objektiv, weitere Trinkflasche und Snacks, sowie Taschentücher

Lenkerrolle: Frontloader von Topeak mit Isomatte Thermarest Venture, Kosmetiktasche, feuchte Tücher, Kleidung (Alltag), Mückenspray (Ballistol Stichfrei, Antibrumm Night-Lotion), Barfussschuhe

Sonstiges: zwei Fidlock-Flaschen, Met Allround Helm, Alba Optics Sonnenbrille, Wahoo Roam Navigationsgerät, Busch & Müller Ixon Space Lampe, GoPro Hero8 Black, Amazonas UL Rucksack, Fahrradhandschuhe (adidas), MTB-Schuhe von Vaude (Pavei STX)

3. Das 8bar Gravel Team beim Holy Gravel

Das 8bar Gravel Team (ein weibliches Dreier-Gespann bestehend aus Wiebke, Steffi und mir) wollte den Holy Gravel 2020 zum Anlass nehmen, erstmals gemeinsam zu fahren. Leider ging dieser Plan aus gesundheitlichen Gründen nicht auf und so stiegen nur Wiebke und ich am letzten Julitag und an einem Freitagmorgen in den Zug nach Hamburg, um dort noch einen entspannten Tag zu verbringen und am Samstag ausgeruht zum Treffpunkt zu rollen.

Dank einer tollen Übernachtungsmöglichkeit im Zentrum vom Hamburg (Danke Johanna und Timo!) hatten wir es am Morgen nicht so weit. Kurz nach 7:30 Uhr rollten wir in Schröders Park nahe der Elbe, wo sich bereits eine größere Gruppe Damen (eher weniger) und Herren (eher mehr) mit ihren mehr oder weniger bepackten Räder eingefunden hatten. Die Aufregung stieg. Ich hüpfte herum, sagte einigen lieben Menschen hallo und freute mich so sehr auf die bevorstehende Reise! Auch Matthias war wieder dabei und zusammen mit ihm und Flo schafften wir es kurz nach 8 Uhr, uns auf die Räder zu schwingen und gen Norden aufzubrechen! Der Holy Gravel 2020 rollte an! Während der folgenden vier Tage waren Wiebke und ich in sehr angenehmer Gesellschaft unterwegs. Und wie es auf der Website beschrieben steht, so war es auch und fühlte sich genauso an. Also zumindest bis auf den Rennpart. Denn manche hatten scheinbar schon einen Rennanspruch…

Der Holy Gravel ist kein Rennen, keine kommerzielle Veranstaltung und auch keine geführte Tour. Es ist einfach ein Treffen gleichgesinnter Freunde, die ihre Fahrräder auf derselben Strecke fahren.

holygravel.de

4. Exkurs: Über Fitness und Vergleiche

Trotz der ganzen Vorfreude herrschte da auch eine gewisse Unsicherheit bei mir. Wiebke und ich waren noch nie zusammen geradelt, hatten vorher schon viel gesprochen und geschrieben, aber uns erst einmal in „echt“ gesehen. Dennoch fühlte sich unsere Zusammentreffen in Berlin ein Tag vor Abreise schon sehr vertraut an und das ließ mich für den Holy Gravel guter Dinge sein. Und dann war da noch der Fitnessunterschied! Wiebke ist Triathletin. Sie trainiert regelmäßig im Verein. Und obwohl sie noch nie eine mehrtägige Bikepacking Tour im Gelände wie den Holy Gravel gemacht hat, so war sie doch schon für mehrere Monate auf Radreise in Südamerika unterwegs. Checkt ihren Blog packandtri.de für mehr Infos dazu!

Wir hatten also erst einmal grundsätzlich andere Voraussetzungen für eine Reise derart. Auch wenn ich gern mal in diesen „Vergleichsmodus“ verfalle, so ergibt es doch einfach gar keinen Sinn! Schließlich habe ich nie danach gestrebt, intensiver Sport machen oder zu trainieren. Manchmal denke ich darüber nach, dass mir das eventuell gut tun würde, aber ich habe keinen Antrieb dazu, da Radfahren für mich eine andere Bedeutung hat, als eine rein sportliche. Das ist eher ein netter Nebeneffekt, war aber nie Motivation, damit anzufangen. Ich sorge mich viel mehr darum, dass mir die Leichtigkeit verloren geht, wenn ich zu sehr in diesen Trainings- und Wettbewerbskreis hinein fahren würde. Und dass ich eben genau das verpassen würde, was mir gerade so viel Freude am Radfahren abseits der Straßen bereitet: Das Entdecken, Beobachten und ja, auch die Zeit zum Fotografieren.

Dennoch mag ich meine eigenen persönlichen Herausforderungen und bin schon bei einigen Touren an meine Grenzen gegangen. Das Gefühl, es dann zu schaffen, ist sicherlich grandios. Doch nicht alles muss erkämpft werden, nicht alles immer möglichst fordernd sein.

Natürlich ist mir auch völlig bewusst, dass 130 km plus mit einem bepackten Fahrrad auf unterschiedlichen Wegen, primär abseits der Straßen und inklusive Trails, die sonst eher mit MTB gefahren werden, nicht unbedingt leichte Kost sind und gewisse köperliche Fitness fordern. Manchmal vergesse ich innerhalb meiner Fahrradblase nur gern mal, dass auch das nicht unbedingt für jeden oder jede machbar ist oder sehr weit weg liegt. Danke Wiebke, dass du mich daran erinnert hast :-). Und ja, ich bin stolz darauf, dass ich das machen kann, selbst, wenn ich keine Geschwindigkeitsrekorde breche. Aber ich kann an einem Tag auch 8 h im Sattel sitzen, was dann wohl der Ausgleich ist und mir ermöglicht auch bei gemischtem Terrain 170 km zu fahren. Verrückt.

Regelmäßige Ausfahrten mit dem Fahrrad sind wohl auch irgendwie Sport – und das ist zumindest meine liebste Art von Training.

Jule auf dem gravelbike

5. Gravel-Fahrt in Begleitung

Doch zurück zum Holy Gravel (ich schweife schon wieder ab…). Der Weg aus Hamburg raus führte zunächst wunderschön entlang der Elbe und direkt in den Wald und auf den ersten Trail! Yehaaa. Das fing gut an. Die Gruppe der knapp um die 100 (laut Website ca. 150) Teilnehmenden zog sich schnell auseinander und so fuhren wir als kleines Team weiter. Schon kurz nach dem Beginn der Tour sahen wir den ersten mit Platten am Wegesrand stehen und an diesem ersten Tag sollten wir noch einigen weiteren begegnen. Schön war es, Miri und Florian noch kurz zu treffen, doch schon bald trennten sich unsere Wege wieder und wir machten den ersten Franzbrötchen-Bäcker-Stopp :-D. Phillipp,ein Freund von mir, den ich noch am Vortag nach langer Zeit in Hamburg wieder getroffen hatte, stieß auf der Höhe von Elmshorn zu uns und begleitete uns für einige Kilometer bevor er Richtung Plöner See abbog.

Die Route an diesem Tag hatte einige schöne Abschnitte, beinhaltete aber auch viele Platten-Feldwege und asphaltierte Abschnitte, sodass es sich gut rollen ließ. Je weiter weg wir von der Großstadt kamen, desto schöner wurde der Track. Zwischendurch sorgte der ein oder andere mosige Trail dafür, dass der Schweiß in Strömen lief und schon bald setzten die wettertypischen Kopfschmerzen bei mir ein. Doch davon wollte ich mir die Stimmung nicht vermiesen lassen. Noch mehr trinken war die Devise!

6. Die Sache mit dem Kettenschloss

Irgendwann bemerkte Wiebke, dass das Schalten nicht mehr ganz so flüssig lief und Matthias entdeckte ein vorstehendes Kettenglied. Kein Problem, dachte ich, und wühlte nach dem Kettenschloss. Doch ein Problem, wie wir schließlich feststellten, als klar wurde, dass ich das falsche dabei hatte, da es leider nicht genau passte. Als wir so am Weg standen, kamen hinter uns noch andere Teilnehmende des Holy Gravel heran. Nach ein wenig hin und her, erhielten wir von ihnen ein Kettenschloss – doch leider passte auch dieses nicht ganz. Dennoch konnten wir nun endlich weiterfahren und Wiebke vollführte das Meisterstück und fuhr erfolgreich bestimmt weitere 80 km mit einem klackernden Kettenschloss und einer dadurch nicht flüssig funktionierenden Schaltung. Chapeau! Und Dank Philipp kam am Abend die Rettung inform des richtigen Kettenschlosses zurück zu uns geradelt und am nächsten Tag war alles wieder palletti!

7. Exkurs: Frauen und Vorbilder

Wiebke und ich unterhielten uns viel im Laufe der vier Tage. Ein Gespräch brachte mich dabei besonders zum Nachdenken: Wir sprachen über Frauen, Radfahren und Vorbilder und, damit auch andere zu inspirieren und zu motivieren, mit dem Radfahren auch abseits der Straße anzufangen. Warum fahren weniger Frauen bei solchen Events mit? Wie kam ich überhaupt dazu, es zu machen? Wiebke fragte mich, ob ich so ein Vorbild hatte, kann mich aber nicht daran erinnern, dass es so gewesen ist. Ich mochte einfach die Idee, flexibel zu sein und war allgemein inspiriert von anderen Radfahrenden aus meiner Fahrrad-Blase. Ich wollte so ein Fahrrad und ich wollte endlich weg von den schweren Packtaschen und Bikepacking ausprobieren. Zu dem Zeitpunkt hatte ich meine erste, alleinige Radtour über mehrere Tage in Norwegen schon längst hinter mir. Freunde waren Inspiration für mich und auch Motivation – und das ganz unbewusst.

Doch vielleicht braucht es doch mehr Frauen da draußen, die übers Fahrradfahren sprechen und übers Fahren im Gelände. Denn dadurch können sicher auch ein paar Unsicherheiten behoben und die Motivation das auch mal auszuprobieren, gesteigert werden. Wäre doch schön! Umso besonderer empfinde ich unser rein weibliches 8bar Gravel Team! Drei völlig verschiedene Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Zugängen zum Fahrrad, aber zwei großen Gemeinsamkeiten: Die Liebe zum Radfahren und der Wunsch, radfahrende Frauen sichtbarer zu machen, zu motivieren und offen über Unterschiede zu reden.

Ich fahre Touren wie den Holy Gravel, weil es mir Spaß macht im Gelände unterwegs zu sein. Ich hatte noch nie ein Rennrad und kann mir schwer vorstellen, auf Dauer gern ein Fahrrad mit solchen schmalen Reifen zu fahren, die hauptsächlich auf asphaltierten Untergründen Vorzüge haben. Zu gern fahre ich im Wald und vor allem abseits des Straßenverkehrs. Zu gern biege ich spontan irgendwo ab und bin dann mit meine Breitreifenrad für die verschiedensten Wege gerüstet. Deshalb bedeutet mein Gravelbike für mich Freiheit und macht mich so glücklich, wenn ich es fahren darf. Also liebe Damen (aber auch Herren), traut euch! Das Gefühl der Erschöpfung und Euphorie nach einer Graveltour ist einfach großartig!

Hört unbedingt mal in Johanna Jahnkes Podcast „Die wundersame Fahrradwelt“ rein! Sie greift das Thema Frauen und Radfahren auch immer wieder auf!

gruppenfoto mit Radfahrenden
Bitte Lächeln!

8. Von Sommerhitze und Verpflegungsengpässen

Ok, langsam wurde es wirklich Zeit für eine längere (Nach-)Mittagspause. Ich hatte keinen Bock mehr auf Riegel und ein kleines Tief verlangte nach Eiscreme und richtigem Essen! Nur irgendwie war der samstägliche Track nicht unbedingt als kulinarische Genusstour ausgelegt, sondern natürlich glücklicherweise primär auf Strecken- und Landschaftsvielfalt optimiert worden. Nun standen wir aber vor dem Problem, nach knapp 90 km endlich ein Café finden zu wollen! Also machten wir einen kleinen Schlenker neben den Track und fanden ein kleines Paradies in From eines Hofcafés. Ich bestellte einmal alles (alkholfreies Weizen, Quiche, Waffel mit Sahne, Kirschen und pssst…Eierlikör) und war danach glücklich und so voll, dass ich auch genauso gut bei km 100 ein Nickerchen hätte machen können, als weiterzufahren. Aber so war das nicht vorgesehen, also wälzte ich mich wieder aufs Rad und wir fuhren weiter. Schließlich lagen noch ein paar schöne Wegstücke vor uns. Auch ein paar Höhenmeter, Fitness-Wanderpfade und Aussichten warteten auf uns. Besonders schön war es auf dem Boxberg!

Es war mittlerweile später Nachmittag und irgendwann kam der Gedanke auf, dass wir vor dem Abend noch einkaufen sollten, bevor wir nach einem Schlafplatz suchten. Wir hatten keinen Campingplatz, den wir ansteuern wollten, aber den Westensee als Ziel angepeilt. Leider lag auf den letzten 40km dahin nicht ein Supermarkt, sodass wir drei (Matthias, Wiebke und ich) nach einer kurzen Diskussion schließlich entschieden, vom Track abzuweichen und auf der Straße ins ca. 7km entfernte Nortorf zu radeln, wo der einzige Supermarkt im Umkreis lag.

Protipp: Ein kleiner, leichter Rucksack erleichtert den Transport von Einkäufen am Abend ungemein, wenn nicht sogar noch Platz in der leer gefutterten Stembag herrschen sollte.

Dort füllten wir auch unsere Wasservorräte auf, ein allgegenwärtiges Thema auf einer Radtour im Sommer. Friedhöfe taugen dazu auch immer sehr gut, doch auch diese gibt es nicht in jedem Ort. Nach dem Einkauf waren es noch knapp 15 bis 20 km bis nach Westensee. Doch da wir nicht den direkten Weg nahmen, sondern wieder auf den Track fuhren, wenn auch ein paar Kilometer nach dem Punkt an dem wir ihn verlassen hatten (jaaaaa, #dertrackistdertrackistdertrack gilt nach wie vor, war aber in dem Fall nicht sinnvoll), dauerte es natürlich länger. Dafür belohnte uns das grandiose Abendlicht mit wunderschönen Lichteffekten im Wald und auf dem letzten Trail des Tages.

9. Eine Nacht beim Anglerverein

Als wir uns dem See näherten, war auch der Wunsch nach einem Bad sehr groß. Der heiße Sommertag und die Kombination aus Sonnencreme, Waldwegen und Sand hatte seine schmutzigen Spuren hinterlassen. Beine, Arm- und Kniebeugen schrien förmlich nach einer Dusche oder einem erfrischenden Seebad! Wir mussten nur noch einen wassernahen Schlafplatz finden. Doch irgendwie war das gar nicht so einfach. Es hatte schön längst gedämmert, als wir nun doch leicht erschöpft gegen 21:00 Uhr und nach knapp 170 Tageskilometern an einem kleinen, eingezäunten Anglervereinshaus vorbeifuhren. Dort standen noch ein paar Menschen, die gerade im Begriff waren zu gehen. Die Stimmung in unserer kleinen Gruppe drohte nach dem langen Tag und den vielen Stunden im Sattel langsam zu kippen, als wir dort vorbeifuhren und wohl alle Ähnliches dachten: Diese Wiese, der Steg mit den Booten, direkt am Wasser und etwas geschützt von der Straße – das war doch der perfekte Schlafplatz!

Also stieg ich kurzerhand vom Rad, lief durch das geöffnete Tor und sprach die Männer direkt an, ob wir auf ihrer Wiese zelten durften! Und es war gar nicht vieler Worte nötig und wir hatten einen wundervollen Platz für die Nacht gefunden! Juhu! Das Tor wurde abgeschlossen, nachdem die Angler den Ort verlassen hatten, doch das gab uns ein noch ein besseres Gefühl und am nächsten Morgen konnten wir die ungepackten Räder auch ohne Problem einfach hinüber heben. Als dann noch Philipp mit dem Kettenschloss eintraf, war eh alles super! Nun aber schnell die Zelte aufgebaut und bettfertig gemacht!

Dieser Ort war definitiv ein Glücksgriff! Auch wenn sich das Seewasser auf dieser Seite als wirklich nicht zum Baden geeignet herausstellte. Es roch etwas muffig und hätte wohl unseren eigenen Geruchszustand nicht unbedingt verbessert…Feuchte Tücher ftw! Auch wenn es ein ganzes Stück Arbeit war, mit diesen den Schmutz des Tage abzuwaschen, schlüpfte ich schließlich genüsslich in meine Schlafklamotten und freute mich auf ein gemeinsames Abendessen am Wasser. So durfte dieser ereignisreiche Tage enden.

Glücklich am Anglerheim! Was für ein Tag!
Foto: Matthias

Weiter gehts bald mit dem zweiten Teil!

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11 Comments

  1. Ein bisher toller Bericht 🙂 Selbst ich als Mann empfinde Frauen beim Radfahren als größere Motivation, weil viele diesen Vergleichs- und Wettbewerbgsgedanken einfach weniger stark haben oder zumindest nicht so offen. Ich selbst vergleiche mich auch zwar immer wieder, aber letztenendes ist es doch das Radfahren und das Abenteuer, um das es mir geht. Und da ist es mir am Ende doch egal. Ich will ne schöne Zeit haben, und das kann ich doch besser, wenn es eben nicht drum geht, wer der Beste ist. Ausnahmen wären hier sicherlich Wettbewerbe um das größte Eis oder so.

    Erstaunlich finde ich allerdings, dass Wiebke ohne Cleats fährt. Bin das auf längeren Touren mittlerweile so gewöhnt, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, wie es ohne ist.

    So, dann warte ich mal auf den zweiten Teil. 😀 Ich sehe, wir sind beide unserem Plan etwas hinterher 😀

    • Danke für dein Feedback! Haha. Ja, es steht noch zu viel auf der Liste…und somit wird es wohl noch etwas dauern. Wiebke ist halt trainiert und kommt ganz gut ohne Cleats klar. Aufm Rennrad fährt sie mit.

  2. Coole Räder – schöne Bilder – sieht nach einer sehr netten Veranstaltung aus. aber: wir haben das früher Fahrradtour genannt. unsere Sachen sahen da aber auch nicht wirklich nach “Bikepacking” aus.

  3. Pingback: In Case You Missed It: 08/2020 | velovivre

  4. Pingback: Bikepacking Holy Gravel – 6 Tage durch Schleswig-Holstein – CxBerlin

  5. Schöner Bericht – schöne Fotos.

    „… ich bestellte einmal alles“ *lach* – sehr sympathisch.

    Wo ist der zweite Teil?

    Grüsse – Chris

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