Das Jahr 2020 ist noch jung und ich war leider noch nicht so viel mit dem Rad unterwegs. Die kurzen Strecken, die ich bisher dieses Jahr zurücklegte, sind kaum der Rede wert und brachten mich primär zur Arbeit oder zum Yoga. Da kam der Termin in Göttingen gerade recht, denn der versprach vielmehr, als ein sprödes Besprechen von rechtlichen Themen rund um Bikepacking Selbstversorgungsveranstaltungen zu werden (was auch gar nicht so spröde, sondern fast schon brisant war ;-)).

HINWEIS: Enthält Werbung/Markennennungen ohne Auftrag. Ich berichte wie immer aus meiner Perspektive.

Letzten Herbst war ich beim 1. Bikepacking Barcamp und anstatt nur zu theoretisieren oder sich oberflächlich auszutauschen, entwickelte sich daraus ein erneutes Treffen mit klarer Zielsetzung. Dies fand nun im kleinen Rahmen Mitte Februar in Göttingen statt. Dazu zu gegebener Zeit mehr… Denn wir hatten noch mehr vor an diesem Wochenende:

Foto: Gunnar Fehlau

Da wir schon so in illustrer Truppe zusammen saßen, bot es sich an, den sonnigen, aber recht windigen Tag mit einem kurzem Bikepacking Trip inklusive Overnighter im Göttinger Raum abzurunden. Bei doch recht milden Wintertemperaturen um die 9°C war ich schnell überzeugt worden. Vor allem, weil ich erneut in den Genuß kam, bequem mit Brompton und Zug aus Berlin anzureisen und dann vor Ort ein attraktives Fahrrad für die Ausfahrt geliehen zu bekommen ( Danke, Gunnar!). Nachdem also alles mehr oder weniger besprochen war, packten wir unsere Sachen zusammen und schwangen uns auf die Räder. Raus aus Göttingen geht es mit dem Rad relativ schnell und gegen 16 Uhr befanden wir fünf Bikepacker uns auf einer mir schon halbwegs bekannten Route zwischen den Feldern. Der Wind pustete ordentlich von vorn, die breiten Schlappen schmatzten durch Pfützen und Schlamm über den Feldweg und zwischendrin fand reger Austausch und Gespräch statt.

Unterwegs mit dem Velotraum Finder

Ich fühlte mich wohl, auch wenn ich mich zunächst an das knallorange Rad mit Alurahmen der deutschen Fahrradschmiede Velotraum gewöhnen musste, dass mein Rad für die Tour zum Overnighter war. Extra breite Schwalbe G-ONE Reifen ließen mich Steine, Wurzeln und Geröll fast vergessen und daher war das Rad der genau richtige Begleiter für diesen Overnighter. Eine etwas aufrechtere Geometrie, als ich sie von meinem Veloheld gewohnt war, machte den Ausflug relativ komfortabel für mich. Ich fuhr einen geraden Lenker, statt Dropbars, was zugegebenermaßen im Gelände schon vorteilhaft sein konnte, besonders bezogen auf meine Bremssicherheit und Bergabfahrten. Nur die relative Trägheit auf Asphalt ließ mich mein Veloheld etwas vermissen, auch wenn der Finder selbst mit Bikepacking Ausrüstung recht leicht war. Das mochte aber auch an dem geringen Reifendruck liegen, der offroad definitiv von Vorteil war.

Der erste Overnighter des Jahres…Warte mal, was soll das eigentlich sein?

Einfach mal eine Nacht draußen schlafen, raus aus der Stadt, raus aus dem Alltag und ganz unkompliziert und ohne viel Vorbereitung mit dem Fahrrad unterwegs sein: Ich würde das als Grundmotivation beschreiben, einen Overnighter zu machen. Rad und Raus, wie Gunnar Fehlau, der auch an diesem Wochenende Organisator und einer meiner vier Begleiter war, es in seinem kleinen Büchlein zum Thema Microadventure beschrieben hat. Overnighter= über Nacht. Ob die Tour dann „nur“ 15 km lang ist oder 70 ist völlig egal, ob allein oder mit Freunden zusammen auch.

Es hat etwas Befreiendes, Entspanntes, in die Natur zu schauen und den Geräuschen des Waldes zu lauschen oder den Abend am Lagerfeuer zu verbringen (wenn es denn eine Feuerstelle gibt oder ein Feuer erlaubt ist!). Erstes kann zugegebenermaßen manchmal auch etwas beängstigend sein, wirkt aber ebenso wie eine kleine Therapie. Oder man steht so wie wir bei einer Hopfenkaltschale und etwas zu Essen zusammen und tauscht sich über den Tag aus. ;-).

Ein Lager mit Aussicht

Die Lagerstätte war defintiv großartig gewählt, wenn auch die Auffahrt schweißtreibend war, denn die knapp 200 hm auf 3km hatten es in sich. Doch der Ausblick am Ziel war dafür grandios und eine windgeschütze Hütte, Bänke und eine Feuerstelle warteten oben auf uns. Holz für ein kleines Lagerfeuer wurde gesammelt, das Lager eingerichtet und ich lief mit der Kamera auf und ab und versuchte im Dämmerlicht noch ein paar der Eindrücke abzulichten, die sich mir boten.

Wir sammelten uns schließlich an der Feuerstelle. Durch den Wind war es frisch geworden und ich stellte mich so nah wie möglich an die wärmenden Flammen. Gunnar schnippelte und mixte etwas aus den Supermarktschätzen zusammen, die er eingekauft hatte, wir redeten und redeten und der Abend verging wie im Flug. Also zog ich mich in die Hütte zurück, kuschelte mich auf der Luftmatratze in den Schlafsack und Bivi und hoffte die halbe Nacht über, nicht von den innen stehenden Bänken zu fallen, auf denen wir uns ausbegreitet hatten (meine Angst war eher unbegründet, aber es fühlte sich manchmal beim Umdrehen einfach so an…). Auch wenn die Nacht relativ kurz war und der Wind draußen laut um die Hütte pfiff, war es doch ein rundum gelungener Overnighter für mich. Kein Wunder bei der Gesellschaft ;-). Danke und gerne wieder, Jochen, Gunnar, Achim und Josh!

Schlaf-Ausrüstung für den Winter Overnighter

  • Schlafsack, Komforttemp. +4°C, Limit -1,5°C
  • Schlafsack Inlay aus Mikrofaser
  • Thermarest Isomatte
  • Mini-Kopfkissen zum Aufblasen
  • wasser- und winddichter, atmungsaktiver Biwaksack
  • lange Thermoleggings + Merino-Langarmshirt und Top darunter, lange Wollstrümpfe, Multifunktionstuch und Wollmütze!

Vorsätze

Mein Ziel für dieses Jahr: Wenigstens eine Nacht allein draußen schlafen! Denn bisher war ich immer in Gesellschaft und habe ich mich das nie getraut. Irgendwie habe ich aber das Bedürfnis mich dem zu stellen! Wenn die Parameter stimmen und ich den richtigen Platz dafür finde, dann hoffe ich, dass ich dadurch meine Unruhe und fast schon Angst überwinde, allein die Nacht im Wald zu verbingen. Das Jahr ist ja noch jung und das sollten sicher ein paar Gelegenheiten kommen.

Noch ein paar Worte zum Lagerfeuer:

Natürlich war es toll, dass ich mit ein paar Overnighter erprobten Menschen unterwegs war, die zum einen wissen, wie man Feuer macht und vor allem auch, wann es tragbar ist, eines zu machen. Denn nicht immer ist es möglich oder sollte man eines entfachen – egal wie toll die Stimmung dann vielleicht wäre. Bei diesem Overnighter gab es dafür eine offizielle Stelle, die Hütte in der wir geschlafen haben, war ganz klar dafür ausgelegt. Auch die Wetterbedingungen haben gestimmt, es war alles immer noch sehr nass und das Feuer war nie unbeaufsichtigt. Bitte, bitte denkt daran, wenn ihr draußen Feuer macht und haltet euch an offizielle Hinweise besonders bei hoher Waldbrandgefahrenstufe. Und im Zweifel: Lasst es!

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5 Comments

  1. … die Bialetti an der Gabel ist ja mal ein kaffeekulturelles Highlight 🙂

  2. Moin Moin,
    Gibt es eigentlich eine gute Anlaufstelle online wo man gute Plätze für overnighter findet? Es gibt ja diverse freigegebenen Plätze. Aber ich wüsste nichts wo sowas gesammelt zu finden wäre 🙂

  3. Super, danke dir für die Info. Die waren mir zu teuer . Dann läuft es doch auf eine günstigere Variante in schwarz hinaus…

  4. Liebe Juliane,
    wieder schön geschrieben. Wir planen au h langsam unsere ersten Bikepack7ng Touren, allerdings mit Hängematten. Ich habe mir ja auch Ortlieb Produkte gegönnt und suche noch einen Futterbeutel. Der an deinem Leihrad passt farblich ja optimal. War das deiner oder war der geliehen? Da wüsste ich gerne das Fabrikat.
    Viele Grüße!

    • Liebe Isabel, vielen Dank, das freut mich. Der Beutel war auch geliehen und ist von Revelate Designs (Mountain Feedbag). G

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