Wie viel Platz braucht eigentlich ein Fahrrad? Und wie gerecht ist die Flächenverteilung des Straßenraumes deutscher Großstädte im Verhältnis zur Nutzung?
Eine sehr aussagekräftige Antwort für diese Fragen fand die Agentur für clevere Städte zusammen mit Studierenden der Best-Sabel-Hochschule Berlin heraus, indem sie knapp 200 Berliner Straßen vermessen haben.
Berlin, 5.8.2014.
Nur 3% der Berliner Straßenflächen stehen Radfahrern zur Verfügung, 19 Mal mehr dagegen den Autofahrern.
Tatsächlich wird aber nur noch jeder dritte Weg in Berlin mit dem Auto (33%) zurückgelegt, 15% bereits mit dem Rad.Soll das Fahrrad-Ziel des Berliner Senats erreicht werden, sind die Radverkehrsflächen um 600% auszubauen. Das sind die Ergebnisse des heute veröffentlichten Flächen-Gerechtigkeits-Report.
Dieses Ziel soll bis 2025 erreicht werden und würde einen Anstieg von 3% auf 20% Flächenanteil für Radverkehr bedeuten. Eine große Aufgabe, der sich Stück für Stück angenähert werden muss und wird.
Die Sache mit der Infrastruktur
Ein Beispiel: Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist das aktuelle Bauvorhaben an der Warschauer Str., wo zu Gunsten neuer Radwege Parkbuchten entfernt und Autospuren verkleinert werden. Dort geht es ab 01.09.2014 los.
Interessant ist auch, dass in 95% aller Straßen die Möglichkeit besteht, einen Radweg einzurichten. Davon besitzen 36% schon einen Radweg oder Radstreifen und bei 59% der Straßen ist eine Umwidmung möglich. Besonders Parkbuchten nehmen einen großen Teil der Verkehrsfläche ein.
Und um noch mal zur Eingangsfrage zurück zu kommen:
Zusammengesetzt wird die benötigte Fläche von Verkehrsmitteln aus Parken und Fahren. So benötigt ein Fahrrad laut Ziegler
(2014)Planungsleitfaden 0,65 m Breite mal 1,95 m Länge. In der Studie wurden für einen Pkw Werte von 2,50 m Breite mal 4,50 m plus einen Rangierabstand beim Parken vorne und hinten in Summe von 1,50 m angesetzt.
Sechs Mal mehr Verkehrsfläche (19%) als für den Radverkehr ist für parkende Autos vorgesehen(…) Zum Parken braucht ein Pkw 10 Mal mehr Platz als ein Fahrrad.
Überall Parkplätze, aber wo parke ich eigentlich mein Fahrrad?
Besonders innerstädtisch fehlt es überall an Fahrradabstellmöglichkeiten. Gerade in den Kiezen muss oft auf Notlösungen ausgewichen werden, wie Verkehrsschilder oder Zäune. Ein Schritt in die richtige Richtung ist aber hier und da auch bereits erkennbar. Am S-Bahnhof Ostkreuz wurden in der ersten Jahreshälfte 2014 in der kompletten Neuen Bahnhofstr. Fahrradbügel installiert, was in dem lebhaften Viertel mit hoher Fahrradquote ein Lichtblick ist.
Es wird also höchste Zeit für ein Umdenken. Der Radverkehr ist innerhalb von 15 Jahren um 50% gewachsen. Besonders in den innerstädtischen Bezirken wie Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neuköln und Prenzlauer Berg legen Berliner den Großteil der Wege nicht mehr mit dem Auto, sondern mit Fahrrad, zu Fuß oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.
Die Tendenz ist steigend.
Man darf gespannt sein, wie sich die Verkehrsplanung in den nächsten Jahren entwickelt und ob die Ziele erreicht werden können. Erstrebenswert ist es alle mal: Für ein besseres Lebensgefühl, Klimafreundlichkeit, Sicherheit und eine gerechte Raumaufteilung für alle auf Berlins Straßen.
Ausführliche Informationen zum Flächengerechtigkeitsreport gibt es hier.
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