Transparenzhinweis/Werbung: Im Rahmen des vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Projektes D3-R1-Attraktiv befuhr ich im Auftrag des Münsterland e.V., der WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg e.V. sowie der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Fläming-Havel e.V. (Brandenburg) im Sommer 2023 einen Teil der D-Route 3 auf dem Europaradweges R1. Dies ist eine bezahlte Reisekooperation. Organisation, Unterkünfte und Reisekosten wurden übernommen.

Endlich war es wieder soweit: Mitte Juli durfte ich erneut auf eine kleine Radreise durch Deutschland gehen! Für drei Tage sollte ich einem mir mittlerweile recht bekannten Fernradweg folgen. Der deutsche Teil des rund 5.000 km langen Europaradweg R1, die D-Route 3, führt auf etwa tausend Kilometern einmal von Westen nach Osten durch Deutschland. Dabei durchquert der Radweg fünf Bundesländer, zahlreiche Kulturlandschaften und Orte, die von Welterbestätten, Natur, Schlössern und Gärten nur so strotzen.

Europaradweg R1 Zeichen auf der Straße mit Fahrrad an einem Schild im Hintergrund

Auf den Spuren der Kulturgeschichte

Sehr passend also, dass der Europaradweg R1, die D-Route 3, in Deutschland ganz unter dem Thema “Kulturgeschichten” steht. Denn jede Region hat ihre eigenen Highlights, die sich bei einer Radtour hervorragend erleben lassen. Die Kulturgeschichten sind in Abschnitte von 2-3 Tagestouren unterteilt und stellen historische und kulturelle Besonderheiten der Region in den Mittelpunkt. Für mich sollte es von Köthen in Sachsen-Anhalt bis ins brandenburgische Beelitz-Heilstätten gehen.
Wenn ihr eine Radtour auf dem Europaradweg plant, schaut gern mal auf der neuen deutschen Website des R1 vorbei, um Informationen zum Radweg und den einzelnen POI zu erhalten.

Dieses Mal war ich übrigens nicht allein unterwegs: Ich mag es ja auch ganz gern solche Erlebnisse zu teilen und war daher sehr glücklich, diese Reise zusammen mit Johanna machen zu können! Unsere letzte Tour führte uns vor zwei Jahren an die Nordsee. Außerdem haben wir bereits den ein oder anderen Die Wundersame Fahrradwelt – Podcast zusammen aufgenommen – so auch eine Zusammenfassung dieser Reise.

Der Europaradweg R1 im Podcast

Wenn ihr unsere Reisestory nicht nur lesen, sondern auch hören wollt, schaut bei "Die Wundersame Fahrradwelt" vorbei!​

Überblick

Vorbereitungen und Ausrüstung

Die Vorbereitungen für die Reise in Bezug aufs Packen und Material organisieren waren mal wieder maximal kurzfristig erfolgt, aber schließlich kam doch noch alles rechtzeitig an – das neue Gravelbike einen Tag vor der Tour! Also schnell noch Lenkerband wickeln, Reifen wechseln und alles einstellen… Doch dazu berichte ich am besten in einem separaten Beitrag^^. Hier kommt nur ein kurzer Abriss zur Ausrüstung, wieder ohne Schlaf-Set-up, denn wir planten, maximal entspannt in Hotels zu übernachten.
In meiner komoot Collection findet ihr die komplette Route:

SACHSEN-ANHALT

1. Tag: Von Köthen nach Wörlitz, ca. 50 km

Anreise

Die Bachstadt Köthen war Ausgangspunkt unserer dreitägigen Reise auf der D-Route 3 des Europaradweg R1 in Deutschland. Während Johanna bereits am Vorabend angereist war, stieg ich am Dienstagmorgen in den Regionalzug und fuhr recht unkompliziert mit Deutschlandticket und Fahrrad in knapp 2,5 h von Berlin nach Köthen mit einmaligem Umstieg.

Start am Schloss Köthen

Am über 700 Jahre alten Stadtschloss Köthen, wo Johann Sebastian Bach als Hofkapellmeister im 18. Jahrhundert für 6 Jahre beschäftigt war und einige seiner wichtigsten Werke schuf, traf ich am frühen Vormittag Johanna. Unsere gemeinsame Radtour konnte beginnen und ich freute mich sehr darauf, endlich mal wieder ein paar Tage auf dem Rad zu sitzen – und das auch noch in wunderbarer Begleitung!

Gravelbike am Bahnhof von Köthen an die Wand gelehnt

Museumsdorf Reppichau

Wir ließen es entspannt angehen, groovten uns aufeinander ein. Ich hatte in der Nacht zuvor nicht viel geschlafen und war nicht ganz fit. In Kombination mit dem frühen Aufbruch am Morgen fühlte ich mich etwas unausgeglichen. Doch im Laufe des Vormittags und mit jedem gefahrenen Kilometer ging es mir besser. Ich leugne nicht, dass das neue Fahrrad und die Freude reisen zu können, großen Anteil daran hatten!

Der kleine Ort Reppichau lag auf unserem Weg, welcher durch seine im Rahmen des Kunstprojektes “Sachsenspiegel” entstandenen Fassadenbemalungen und Skulpturen am Wegesrand auffällt. Der Sachsenspiegel ist eines der ersten deutschen Gesetzesbücher, in dem der aus Reppichau stammende Eike von Repgow das sächsische Gewohnheitsrecht als Land- und Lehnrecht verschriftlichte. Im Ort gibt es auch ein Museum. Wir rollten durch das Dorf, machten ein paar Bilder und schließlich ging es weiter zum nächsten Schloss des Tages.

Schlossträume am Europaradweg R1

Schloss Mosigkau liegt etwa 1,5 Kilometer neben dem Europaradweg im Ort gleichnamigen Ort Mosigkau unweit von Dessau. Das Schloss mit seiner Parkanlage wird auch »kleines Sanssouci« genannt und ist eines der letzten erhaltenen Rokoko-Ensembles Mitteldeutschlands. Es zählt außerdem zum Verbund “Gartenträume” und zum Gartenreich Dessau-Wörlitz als Teil der Kulturgeschichte dieses Abschnittes auf dem Europaradweg.

Langsam wurde es warm, so dass wir uns nicht allzu lange aufhielten, um möglichst schnell wieder in den Genuss des Fahrtwindes zu kommen. Außerdem meldete sich bereits ein kleines Hüngerchen. Höchste Zeit für eine Mittagspause! Wie gut, dass die Bauhausstadt Dessau nicht mehr weit war. Dort stand einiges auf dem Programm, sodass wir außerdem mit unserer Zeit gut haushalten mussten.

UNESCO Welterbe x 4 – die WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg

Ausgiebig Zeit verbringen kann man in Dessau und Umgebung auf jeden Fall, denn es gibt einfach so viel zu erkunden und einmalige Geschichte und Kultur hautnah zu erleben. Nicht verwunderlich, wo sich doch ein Welterbe an das Nächste reiht: Die Bauhausbauten in Dessau bilden nämlich zusammen mit dem Biosphärenreservat Mittelelbe, dem Gartenreich Dessau-Wörlitz und den Luthergedenkstätten in Wittenberg die UNESCO WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg.

Bauhausstadt Dessau

Nachdem wir uns erstmal eine Mittagspause mit veganem Burger und Pommes bei Peter Pane gegönnt haben, konnten wir es kaum erwarten, die berühmte Bauhausschule etwas genauer anzuschauen. Denn Dessau ist vor allem bekannt als Stadt des Bauhaus und das kommt natürlich nicht von ungefähr.

Jule vor der Bauhausschule

Die Bauhausschule

Walter Gropius gilt als Urvater des Bauhaus, einer Design, Architektur und Kunstströmung, die Handwerk, Kunst und Technik schlicht und funktional kombiniert mit dem Ziel, diese nach dem Baukastenprinzip für jeden zugänglich zu machen. Zunächst 1919 in Weimar gegründet, zog die Kunstschule 1925 nach Dessau um, wo sie den Rang einer Staatlichen Hochschule für Gestaltung erhielt. Nach Plänen des berühmten Architekten entstand 1926 das neue Schulgebäude. Es “gilt als Schlüsselwerk der europäischen Moderne”, denn es spiegelt die Bauhausprinzipien mit den zu der Zeit modernen Materialien Glas und Stahlbeton wider.

Foto: Johanna Jahnke

Die Bauhaus-Architektur ebnete den Weg in die Moderne und noch heute ist das Gebäude der Bauhausschule ein wahrer Augenöffner. Die zahlreichen Sanierungsarbeiten der letzten Jahrzehnte, die noch immer nicht abgeschlossen sind, sorgen zwar auch für Neuerungen in Bezug auf das Material (Alu statt Stahl für die Fensterrahmen z.B.), aber eben auch für die Instandhaltung des historisch wichtigen Gebäudekomplexes. Die Bauhausschulen Weimar und Dessau wurden 1996 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen.
Auf den ersten Blick schlicht wirkend, bemerkte ich jedoch schnell die Details und Besonderheiten der Architektur. Vor allem die Formen- und Materialsprache beeindruckte mich. Ich war sehr froh, dass wir uns die Zeit genommen haben, auch in das Gebäude zu gehen und uns dort etwas umzusehen und kann das nur empfehlen. Man kann sicherlich mehr als einen Tag in Dessau verbringen und z.B. noch das Bauhausmuseum anschauen. Oder man macht es wie wir, wenn man zeitlich etwas eingeschränkter ist und pickt ein paar Highlights. Mehr zum Bauhaus erfahrt ihr hier: Bauhaus Dessau.
Fahrradgarage an der Bauhausschule

Fahrradgarage

Aufgrund der zentralen Lage an einigen Fernradwegen, hat man an der Bauhausschule Rücksicht auf radreisende Personen genommen. Auf dem Gelände der Bauhausschule hinter dem Hauptgebäude befindet sich in einem Flachbau eine Fahrradgarage. Große Schließfächer und ordentliche Bügel, teils auf Schienen oder zum Einhängen ermöglichen auch Radreisenden eine Besichtigung des Bauhaus Ensembles. Johanna und ich kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und waren sehr erleichtert, unsere Räder gut abgestellt zu wissen. Ein Schloss braucht man natürlich dennoch!

Ins Gartenreich Dessau-Wörlitz und den Wörlitzer Park

Wir verließen Dessau auf dem Europaradweg R1, der hier auch den Elberadweg kreuzt und passierten dabei das nächste Welterbe: Das UNESCO-Biosphärenreservat Mittelelbe gehört zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, welches bereits seit 1997 auf der Welterbeliste steht. In Sachsen-Anhalt kann man auf 303 Flusskilometern die letzten zusammenhängenden Auenwaldkomplexe Mitteleuropas erleben. Schön, war der folgende Abschnitt auf dem R1 auf jeden Fall. Es tat gut, die Stadt hinter sich zu lassen und nun vollends ins berühmte Gartenreich einzutauchen.

Torturm im Gartenreich Dessau-Wörlitz

Der Wörlitzer Park

Die Gestaltung des Wörlitzer Parks und dessen Umgebung ging auf den aufgeklärten Fürst und Herzog Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) zurück. Der begann nach zahlreichen Reisen im Jahr 1765 ein Landschaftsgestaltungsprogramm nach englischem Vorbild, welches bis dato einmalig in Deutschland war. In über 40 Jahren entstanden zahlreiche Landschaftsgärten, Schlösser und Kunstwerke, die durch eine von Auen und Wäldern geprägte Kulturlandschaft miteinander vernetzt waren. Den gestalterischen Höhepunkt bildete der Wörlitzer Park als erster Landschaftsgarten Kontinentaleuropas, der noch heute durch seine Schönheit beeindruckt und durch die zahlreichen, konstruierten Sichtachsen einmalige Ausblicke bietet. Kein Wunder also, dass das Gartenreich im Jahr 2000 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbestätten aufgenommen wurde!

Italienische Nacht

Wir erreichten unser Hotel in Wörlitz am späten Nachmittag und es blieb gerade noch genug Zeit, um die Fahrräder in die Garage zu bringen und sich umzuziehen, bevor der letzte Programmpunkt des Tages anstand. Unser Hotel, das Ringhotel zum Stein, richtet Abendgondelfahrten auf dem Wörlitzer See aus. Gestaltet als italienischer Abend mit Speis und Trank verbrachten wir den warmen Sommerabend für knapp zwei Stunden auf einer Gondel auf den Gewässern des Parks. Wir drückten den Altersdurchschnitt zwar gewaltig, hatten aber dennoch eine Menge Spaß.

Schön war das! Vor allem, weil es nicht nur erholsam, nachdem wir den ganzen Tag auf Achse waren, sondern auch lehrreich war. Denn unsere Gondelführerin (ja, wir haben die einzige Frau erwischt!) erzählte uns allerhand zum Park, den Gebäuden und Besonderheiten. Nur mit dem Essen hat es leider zunächst nicht ganz so gut hingehauen, denn obwohl angemeldet, wurde auf unserem Boot die vegetarische/vegane Option für den Hauptgang vergessen. Doch nach ein paar Telefonaten und einem kurzen Anlegen wurde das Essen tatsächlich nachgeliefert! Chapeau, für die schnelle Reaktion und Problemlösung! Nur den Unterschied zwischen vegetarisch und vegan könnte man nochmal erklären…

Hach, ich war am Tagesende recht gesättigt von den zahlreichen Eindrücken und Erlebnissen, aber auch ganz zufrieden. Ich freute mich auf eine erholsame Nacht und war nur ein bisschen traurig, dass keine Zeit mehr geblieben war, um den hauseigenen Pool auszuprobieren ;-)!

2. Tag: Von Wörlitz nach Lutherstadt Wittenberg, ca. 50 km

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Ringhotel zum Stein, welches, obwohl das Buffet wirklich reichhaltig war, leider kaum vegane Optionen bot, brachen Johanna und ich auf in Richtung Lutherstadt Wittenberg. Es war etwas bewölkter als am Vortag und wir nahmen uns vor, den Regenradar etwas im Blick zu behalten.

Schloss Oranienbaum

Das letzte Schloss im Gartenreich, welches wir auf unserer Reise auf dem Europaradweg R1 betrachteten, war das in Deutschland einzigartige Schloss Oranienbaum. Die Sommerresidenz mit barocker Gartenanlage wurde Ende des 17. Jahrhundert nach niederländischem Vorbild errichtet. Ende des 18.Jahrhunderts wurde der Garten englisch-chinesisch umgestaltet und es kam u.a. eine 5-geschossige Pagode im chinesischen Stil hinzu. Auch hier lohnt sich eine Besichtigung sicherlich. Sowohl innerhalb der Gebäude, als auch im einmaligen Schlossgarten. 

Wir setzten uns allerdings nach kurzem Bestaunen und einem Fotostopp von außen wieder auf die Fahrräder, denn wir hatten noch einiges auf dem Programm für den Tag.

Stadt aus Eisen – Ferropolis

Ein Tageshighlight, auf welches ich mich besonders freute, war der Besuch von Ferropolis – die Stadt aus Eisen. Vor wenigen Jahren war ich dort schon einmal vorbeigekommen, da war das Gelände leider geschlossen. Doch wir hatten dieses Mal Glück. Zwischen zwei Großveranstaltungen (Konzerte und Festivals finden dort im Sommer regelmäßig statt.) war das riesige Areal des ehemaligen Braunkohletagebaus Golpa-Nord bei Gräfenhainichen geöffnet für Besuchende.

Die Besonderheit des Ortes erschließt sich auf den ersten Blick. Auf einer Halbinsel im Gremminer See gelegen, ragen riesige, alte Tagebaubagger in die Höhe, einige sogar mit Aussichtsplattform. Auch ein Museum gibt es dort. Checkt auf jeden Fall den Veranstaltungskalender vor einem Besuch, damit ihr nicht vor verschlossenen Türen steht!

Tagebaubagger Ferropolis mit radfahrender Person davor
Beeindruckendes Ferropolis
Als wir schließlich weiter radelten, machte sich schon das erste Hüngerchen bemerkbar und so beschlossen wir, die nächsten Kilometer entlang von See, Feldern und Bahnschienen zügig zu fahren. Das ging auch vorzüglich auf den wechselnden Untergründen. Asphalt löste einen herrlichen Schotterweg entlang von Feldern ab, um dann wieder in einen geteerten Radweg überzugehen – und das alles abseits vom Straßenverkehr. Ein Genuss! Am schönen Bergwitzsee machten wir eine Pommespause am “berühmten” See-Imbiss, wo es auch eine Badestelle gibt. Diese nutzten wir allerdings nicht, denn Regen war im Anmarsch und so bemühten wir uns schnellstmöglich zu unserem Tagesziel weiterzufahren.

Welterbestadt Lutherstadt Wittenberg

Denn dort gab es wahrlich einiges anzuschauen. In  Wittenberg an der Elbe fand vor knapp 500 Jahren ein historischer Wendepunkt statt, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche nagelte. Das weltverändernde Ereignis der protestantischen Reformation begann. Vier der Luthergedenkstätten, Lutherhaus, Stadtkirche, Schlosskirche und Melanchthonhaus, zählen seit 1996 zum UNESCO-Welterbe. Bei einem Bummel durch die Altstadt lassen sich die Lutherstadt und die vielen historisch bedeutenden Gebäude am Entspanntesten erkunden.

Ein Ausschnitt der Geschichte Wittenbergs

Ich war sehr neugierig auf das Yadegar Asisi-Panorama, welches noch bis 2024 in Wittenberg zu sehen ist. Ich hatte zwar zuvor bereits von den Panoramen gehört, die es in mehreren Städten in Deutschland gibt, doch keine richtige Vorstellung, was einen dort erwartet. Umso beeindruckter war ich, nachdem Johanna und ich kurz vor Einlassstopp noch schnell ins Asisi Panorama  “Luther 1517” in Wittenberg gehuscht waren und förmlich in das 16. Jahrhundert eintauchten.

Telefon mit Gemälde

Asisi Panorama "Luther 1517"

Das weltbewegende Ereignis der Reformation wird im 360° Panorama in Ton und Bild in einzigartiger Weise dargestellt. Es zeigt die Ereignisse und das Leben rund um Martin Luthers Thesenanschlag zusammengefasst einen Zeitraum von ca. 30 Jahren und bildet dabei den Übergang vom Mittelalter in die Frühmoderne ab. Beim Einlass erhält man einen Audioguide, durch den man an zahlreichen Stationen die Szenen aus dem riesigen Gemälde erklärt bekommt und somit die abgebildeten Geschehnisse besser verstehen kann. Die sechs Meter Hohe Plattform inmitten des Panoramas trägt ihren Teil dazu bei, völlig in das Geschehen um 1517 im kleinen Wittenberg zu versinken.
Der Besuch im Asisi Panorama ist definitiv eine Empfehlung!

In historischen Gemäuern am Europaradweg R1

Unsere Unterkunft in Wittenberg war ebenfalls mehr als gewöhnlich. Die Cranach-Herberge befindet sich im 500 Jahre alten Original-Wohnhaus der Malerfamilie Cranach. Der berühmte Künstler und enge Freund Martin Luthers lebte und arbeitete dort im 16. Jahrhundert als Maler, Apotheker, Schankwirt und Bürgermeister.

Die Cranach-Herberge ist sehr beliebt bei Radreisenden. Kein Wunder, gibt es doch zwei Fahrradgaragen und sogar für jeden Stellplatz eine Steckdose zum Laden von Pedelecs, sowie bezahlbare Zimmer und ein gutes Frühstück mit vielen regionalen Produkten. Auch zwei Gemeinschaftsküchen für Selbstversorger*innen finden in dem Renaissancegebäude Platz. Ich habe den Aufenthalt in unserem individuell eingerichteten Apartment mit teils historischen Möbeln jedenfalls sehr genossen. Die ideale Lage mit Blick auf den Marktplatz rundete das Ganze ab.

Abendessen gab es für uns übrigens direkt am Rathaus bei Wittenburger. Jaaaa, schon wieder Burger, aber was für welche! Es gab wirklich leckerer vegane und vegetarische Optionen, dazu hausgemachte Pommes und wir waren satt und zufrieden.

BRANDENBURG

3. Tag: Von Lutherstadt Wittenberg nach Beelitz-Heilstätten, ca. 75 km

Sobald wir am dritten Tag unserer Reise auf dem Europaradweg R1 Wittenberg hinter uns gelassen haben, wurde es ruhiger und die Wege einsamer. Schotter wechselte sich mit Asphalt ab und fast durchweg radelten wir abseits vom Verkehr und nur durch wenige Siedlungen. Brandenburg, wir kommen!

Der Hohe Fläming

Flowige Radwege zwischen Wald und Feldern sowie ein paar Höhenmeter erwarteten uns im eiszeitlich geprägten Hohen Fläming. Dieser zählt zu den dünn besiedelten Gegenden Deutschlands und das merkten wir auch. Es tat gut, nach den vielen Eindrücken der letzten beiden Tage, etwas durchzuatmen, die Natur zu genießen und einfach einige Kilometer am Stück in die Pedale zu treten, ohne das ständige Bedürfnis anzuhalten, um ja nichts zu verpassen.

Wir machten einen kleinen Abstecher hoch zur mittelalterlichen Burg Rabenstein aus dem 13. Jahrhundert und sammelten damit endlich auch ein paar Höhenmeter :-), bevor es weiter ging nach Bad Belzig.

Zum Mittag in Bad Belzig

Die Kurstadt Bad Belzig ist das Tor zum Naturpark Hoher Fläming. Nicht nur die Altstadt und die Therme laden zu einem Besuch hier ein. Auch die größte Höhenfestung Norddeutschlands, die über 1.000 Jahre alte Burg Eisenhardt, ist einen Besuch wert. Vom Burggelände hat man einen schönen Blick auf die Umgebung, außerdem finden auch regelmäßig Veranstaltungen dort statt und es gibt ein kleines Café im Burghof.

Nach dem Ausflug zur Burg, lockte der Hunger Johanna und mich in die Innenstadt. Bei einem kleinen arabischen Imbiss wurden wir fündig und genossen leckere Falafel, bevor wir uns in die Eisdiele der Brauerei setzten, den kleinen Regenguss abwarteten und es auf dieser Radreise endlich das erste Eis gab. Ich hatte die Hoffnung darauf schon fast aufgegeben, aber da waren wir nun und ich gönnte mir direkt einen ganzen Eisbecher!

Podcastpause auf dem Europaradweg R1

Wir hatten eigentlich geplant, in Bad Belzig Johannas Podcast aufzunehmen, jedoch gab es zu viele Nebengeräusche. Also rauf aufs Rad und ab in den Wald! Einige Kilometer hinter Bad Belzig fanden wir einen schönen Rastplatz, wo wir gemütlich ins Mikro plaudern konnten. Das Ergebnis findet ihr im „Die Wundersame Fahrradwelt”-Podcast. Hätten wir nicht gerade zuvor pausiert, wäre ich an der daneben gelegenen Springbachmühle am liebsten direkt wieder angehalten, so einladend sah das Fachwerkhaus mit Biergarten aus. Nächstes Mal dann!

Wir standen nun auch vor der Entscheidung, ob wir demnächst in den Zug steigen wollen, oder die letzten ca. 30 Kilometer zu unserem geplanten Ziel weiter radeln. Seit Bad Belzig führt der Europaradweg R1 immer wieder nahe der Bahnlinie nach Berlin entlang, sodass wir da ganz flexibel waren. Da das Wetter aber mitspielte, wir noch genug Zeit hatten und es einfach richtig gut rollte, beschlossen wir, den herrlichen Radweg durch Brandenburg und den Wald weiter zu genießen.

Über den Bäumen und Ruinen

Am Nachmittag trafen wir gerade noch rechtzeitig am Baumkronenpfad von Beelitz-Heilstätten ein, bevor die Tore sich schlossen. Ich war schon öfter hier in der Nähe gewesen und hatte mir spätestens nach meiner letzten Vorbeifahrt für die Buchrecherche vorgenommen, beim nächsten Mal in die Höhen zu klettern und die ehemalige Lungenheilstätte für Frauen von oben zu bestaunen.

Baumkronenpfad im Wald

Baum & Zeit

Bekannt geworden als einer der Top Lost Places in Brandenburg wurde das Gelände rund um die ehemalige, architektonisch reizvolle Anlage der Heilanstalten nun nahezu komplett erschlossen. Seit 2015 kann man die zugewachsenen Ruinen in 14-21 Meter Höhe aus einer ganz neuen Perspektive bewundern. Der Baumkronenpfad Baum&Zeit ist über 700 m lang und verbindet spielerisch historische Hintergründe mit Naturerlebnis für Groß und Klein. Angeschlossen befindet sich auch ein Barfusspark, sodass man sich auf dem Gelände definitiv einen ganzen Tag aufhalten kann. 

Wir hatten Glück und bekamen eine Turbo-Führung über den Baumkronenpfad und ich war mehr als beeindruckt von dem Weitblick über den wunderschönen Brandenburger Laubwald, als auch die sehenswerte Architektur, die Stück für Stück restauriert wird. Nehmt auf jeden Fall Sonnencreme und Mückenschutz mit nach Brandenburg! Die kleinen Quälgeister lassen einem sonst kaum eine ruhige Minute unter den schattigen Bäumen.

Übrigens, Fahrradabstellgelegenheiten gibt es auch am Baumkronenpfad. Besonders sicher: Die umzäunten Boxen, die eigentlich als Hundezwinger vorgesehen waren.

Drei Tage auf dem Europaradweg – der Ausklang

Und dann war Johannas und meine Reise auf dem Europaradweg R1 durch Sachsen-Anhalt und Brandenburg auch schon wieder vorbei. Drei Tage Vielfalt, Natur und Kultur neigten sich dem Ende zu. Ich habe viele tolle Eindrücke mitgenommen, einiges gelernt und vor allem die Zeit zu zweit und auf dem neuen Gravelbike wirklich genossen. Wir ließen den Tag nach einer Regionlzugfahrt schließlich in Berlin bei einem gemeinsamen Abendessen mit Steffi von The Women All Ride ausklingen. Ich freute mich auf zu Hause und war wie immer gleichzeitig etwas wehmütig, dass die Tour nun vorbei war. Die Erinnerungen bleiben! Und die vielen Fotos, die wir gemacht haben^^.

Chapeau, wenn ihr es bis zum Ende des Beitrags geschafft habt :-). Ich hoffe, ihr fühlt euch ein wenig inspiriert, ebenfalls eine Tour auf dem Europaradweg zu machen. Mein Tipp: Plant genug Zeit ein, um die Schönheit und die Besonderheiten am Rande des Europaradweg R1 gebührend genießen zu können!

Falls ihr noch Fragen habt, schreibt sie gern in die Kommentare!

Titelbild: Johanna Jahnke

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2 Comments

  1. Hallo, nach Berlin
    ich bin stark beeindruckt, super Bericht, tolle Fotos, ich habe seinerzeit mal einen Bericht im WSR unter der Rubrik Wunderschön gesehen und bin dabei auf die Web-Seite des Radlmädchen gestoßen.
    Ich habe es nicht bereut, diese Newsletter zu abonnieren.
    Weiterhin gute Fahrt und Danke für die tollen Berichte.
    Grüße aus Essen
    Peter

    • Hallo Peter!
      Oh Danke für dein tolles Feedback! Freut mich, wenn du regelmäßig auf meinem Blog vorbeischaust und gerne liest, was ich so fabriziere!
      Viele Grüße aus Berlin ins Ruhrgebiet. Da bin ich dieses Jahr auch noch mit dem Rad unterwegs!

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